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- CLEMATIS MIT STAUDEN UND ROSEN KOMBINIERT
Ein Gastbeitrag von Brigitte Niemela Ab Frühsommer blühen Clematis mit auffälligen Blüten. Sie wachsen an Gartenzäunen, Pergolen oder sind perfekt für Spaliere und Rosenbögen. Es gibt die großblumigen Clematis-Hybriden aber auch Clematis Wildarten mit besonders natürlichem Flair. Zwar sind Clematis je nach Art und Sorte recht robust und genügsam, doch ist die Auswahl des Standortes und die richtige Pflege der Kletterpflanze wichtig. Wie man Clematis mit Stauden und Rosen kombiniert und worauf man bei der Pflege dieser eleganten Kletterpflanzen achten sollte, verrät uns Brigitte Niemela, Clematisexpertin von clematisworld: Die Bauerngärten meiner Mutter und Großmutter haben mich schon in meiner Jugend geprägt. Den ersten eigenen Garten legte ich auf der Dachterrasse unserer Pariser Wohnung an. Für meine Nachbarn war ich immer “die Dame mit den Blumen”. Seit dieser Zeit verschlinge ich alles, was mir an Gartenliteratur unter die Finger kommt. Mittlerweile, seit über 20 Jahren erfreue ich mich an meinem Garten inmitten der schönen Landschaft der Schwäbischen Alb. Die Besucher finden dort eine große Clematis Sammlung vor. Die Schönheit dieser Kletterkünstler bringe ich durch die Kombination mit Rosen, Stauden und Zwiebelblumen zur Geltung. Durch den Garten kam ich letztendlich zur Fotografie. Was am Anfang nur zur Gedankenstütze für die winterliche Gartenplanung diente, entwickelte sich langsam zur zweiten Passion. Meine langjährige Erfahrung gebe ich in meinem Blog clematisworld.de weiter. Foto oben: Clematis und Stauden sind eine schöne Allianz, die Blütenstände der Heuchera ‘Stormy Seas‘ passen farblich perfekt zu der Clematis ‘Sarah Elisabeth’. Foto: Brigitte Niemela Clematis – die kletternde Staude Als mich Petra als ausgewiesene Staudenexpertin fragte, ob ich einen Beitrag für ihren Blog schreiben wolle, kam mir der Gedanke: Warum nicht mal den Aspekt „Clematis als kletternde Stauden“ näher beleuchten? Ich möchte zeigen, dass wir neben den klassischen Staudenclematis auch andere Waldreben wie Stauden behandeln können. Auch in puncto Gestaltung lohnt es sich „out of the box“ zu denken. Clematis müssen nicht immer nur am Klettergerüst gezogen werden. Richtig schön wirken sie für mich, wenn sie mit anderen Pflanzen kombiniert werden. Warum nicht auch in einem gemischten Staudenbeet? Zählen Clematis zu den Stauden? Stauden sind mehrjährige, ausdauernde Pflanzen, deren oberirdischer Teil krautig ist und in der Regel im Winter zurückfriert. Jedes Jahr regeneriert sich die Staude aus ihren unterirdischen Pflanzenteilen. Das können Wurzeln, Rhizome, Zwiebeln oder Knollen sein. Im Gegensatz zu Bäumen und Sträuchern verholzt der oberirdische Teil einer Staude nicht. Soweit die Theorie – die Praxis ist etwas komplexer. Nehmen wir das Beispiel des Lavendels. Botanisch gesehen handelt es sich nicht um eine Staude, sondern um einen Halbstrauch. Aber haben Sie schon einmal einen Katalog einer Staudengärtnerei gesehen, der ohne Lavendel auskommt? Auch bei den Clematis ist die Sache nicht so eindeutig. Wie ordne ich eine Clematis montana ein, die mit meterlangen Trieben überwintert? Ist sie ein Gehölz? Und eine Clematis texensis, die bei mir jeden Winter komplett zurückfriert und wieder neu austreibt? Ist sie eine Staude? Oder eine Staudenclematis, die nach dem Winter nicht nur aus dem Boden austreibt, sondern auch aus ihren verholzten Trieben des Vorjahrs? Ist sie keine Staude mehr? Ich möchte behaupten, bei den Clematis finden wir alle Variationen und daneben kommt es auch auf die Erziehung an. Welche Clematis sind "besonders staudig“? Mit „besonders staudig“ meine ich die Fähigkeit, sich aus dem Wurzelstock zu regenerieren. Diese ist bei den Clematis unterschiedlich ausgeprägt. Den entscheidenden Hinweis geben uns die Wurzeln: Die einen haben fleischige, Spaghetti artige Wurzeln und die anderen feine, verzweigte Wurzeln. Zur ersten Gruppe gehören u.a. die Hybriden, die Viticella-, die Texensis- und die Integrifolia-Gruppe. Feine Wurzeln haben hingegen die Frühjahrsblüher aus den Gruppen der Atragenen und Montanas. Sie bilden meist nur einen oder wenige holzige Triebe aus der Basis. Auf einen starken Rückschnitt reagieren sie oft sehr empfindlich. Clematis mit fleischigen Wurzeln bilden dagegen immer wieder neue Triebe im Wurzelbereich und sind damit eher als Stauden anzusehen. Aus der Art der Wurzel leitet sich auch die Pflanzhöhe ab: Clematis mit fleischigen Wurzeln setzt man so tief ein, dass ein bis zwei Augenpaare unter der Erde liegen. Clematis mit feinen Wurzeln werden nicht tiefer gesetzt. Foto oben: Links eine Clematishybride mit dicken, fleischigen Wurzeln im Vergleich zu einer Clematis alpina mit feinem Wurzelwerk. Die Wurzeln liefern uns viele Hinweise über die Clematis. Foto: Brigitte Niemela Kopflastige Clematis verhindern Clematis schneiden ist für mich eine sehr wichtige Erziehungsmaßnahme. Ich schneide jede Clematis nach der Pflanzung zurück, egal um welche Schnittgruppe es sich handelt! Damit will ich erreichen, dass sich die Clematis im unteren Bereich gut verzweigt und mehrere Triebe aus der Basis oder zumindest bodennah entwickelt. Wenn ich mit dem Ergebnis nach dem ersten Jahr noch nicht zufrieden bin, wiederhole ich das auch im zweiten und im dritten Jahr. Oftmals pinziere ich im Frühjahr zusätzlich die frischen Triebe. Habe ich eine zufriedenstellende Entwicklung erreicht, wende ich ab jetzt die bekannten Regeln für die Schnittgruppen 1 bis 3 an. Gerade Anfängern fällt es ungemein schwer, die schönen Knospen oder Blüten wegzuschneiden. Tun wir es aber nicht, so erhalten wir kopflastige Clematis auf staksigen Beinen. Sie sind anfällig für die Clematiswelke, lassen sich kaum mehr verjüngen und ihre Blüten entfliehen dem Betrachter. Eine Clematis zur Staude erziehen Insbesondere die sommerblühenden Clematis, die der Schnittgruppe 3 zugeordnet werden, erziehe ich alle als Stauden. Wie ist das gemeint? Gemeinhin wird für diese Clematis eine Schnitthöhe von 30 bis 50 cm empfohlen. Ich gehe viel rabiater ans Werk und schneide diese Clematis jährlich fast bodeneben zurück. Mehr als ein bis zwei Augenpaare lasse ich auf keinen Fall stehen. Eine Clematis, die von Anfang an so erzogen worden ist, produziert jedes Jahr aufs Neue frische Triebe direkt aus der Erde. Vorausgesetzt, sie wurde tief genug gepflanzt. Es hat außerdem den Vorteil, dass diese Clematis bis zum Boden gut belaubt sind. Allerdings warne ich auch davor, eine Clematis, die jahrelang nicht stark geschnitten wurde, dieser Radikalkur zu unterziehen. Das kann gut gehen, muss aber nicht. Foto unten: Extremer, fast bodennaher Rückschnitt einer sommerblühenden Clematis. Maximal ein bis zwei Augenpaare werden stehen gelassen. Foto: Brigitte Niemela Foto unten: Dieselbe Clematis zwei Wochen später. Neben den kurzen Vorjahrestrieben haben sich weitere Triebe direkt aus dem Boden entwickelt. So bildet die Pflanze über die Jahre einen immer dichteren Bestand. An diese gravierende Maßnahme muss die Clematis von frühester Jugend an gewöhnt werden. Foto: Brigitte Niemela Foto unten: Zwei Monate später im Juni. Die Clematis ist dicht belaubt bis auf den Boden. Staksige Beine werden durch diese Methode verhindert. Foto: Brigitte Niemela Foto unten: Alle Clematis an dieser Wand werden im Frühjahr bodennah zurückgeschnitten. Bis zum Sommer legen sie eine enorme Wuchsleistung auf über drei Meter zurück. Foto: Brigitte Niemela Clematis mit Stauden und Rosen Was sich bei den Rosen längst durchgesetzt hat, ist bei den Clematis noch nicht so verbreitet: Die Zeit als man reine Rosenbeete schön fand, ist längst vorbei. Moderne Gartengestaltung kombiniert Rosen mit Gehölzen, Stauden und Zwiebelblumen. Dass sich auch Clematis hervorragend mit anderen Pflanzen kombinieren lassen, ist oft noch nicht so richtig ins Bewusstsein gerückt. Dabei bieten sie eine enorme Bandbreite an Farben, Blütenformen und Wuchshöhen. In der Natur findet man praktisch nie eine Clematis, die für sich allein wächst. Nein, sie hangeln sich an Bäumen und Büschen hoch oder kriechen über andere niedrig wachsende Pflanzen. Dieses Potential sollte viel öfters für unsere Gärten genutzt werden. Exemplarisch will ich hier darstellen, wie Clematis in ein Staudenbeet integriert werden können. Foto unten: Die Vorpflanzung aus Lilien und Rosen wertet die Clematis Jackmanii auf und dient zusätzlich als Schattierung für den Wurzelbereich. Foto: Brigitte Niemela Beethintergrund Viele Clematis, die am einjährigen Holz blühen, produzieren erst mal jede Menge Laub, bevor sie die ersten Knospen ausbilden. Der Großteil der Blüten befindet sich in der oberen Hälfte der Pflanze. Damit sind Clematis viticella, Clematis texensis oder spätblühende Hybriden ideal für den hinteren Bereich eines Beetes. Die Stauden wachsen vor dem blattbetonten, grünen Teil und darüber schweben die Blüten der Clematis. Die Partner sollten Kletterrosen oder mittelhohe Gehölze sein. Ganz klassisch geht es mit einem Klettergerüst an der Rückseite des Beets. Foto unten: Clematis viticella ‘Etoile Violette’ als Hintergrund in einem Mixed Border. Foto: Brigitte Niemela Beetmitte Für den mittleren Bereich des Beetes sind die Staudenclematis prädestiniert. Der Unterschied zu anderen Clematis liegt zum einen darin, dass sie jedes Jahr aus der Basis neuen Triebe entwickeln. Wobei wir oben gesehen haben, dass das auch andere Clematis können. Zum anderen entwickeln diese Clematis keine Blattstielranken und können nicht selbst klettern. Gegebenenfalls muss man der Clematis mit etwas Bindebast den Weg weisen. Foto unten: ‘Miranda’ ist eine Staudenclematis, d.h. sie entwickelt keine Blattstielranken. Will man sie an einem Gerüst platzieren, muss sie aufgebunden werden. Foto: Brigitte Niemela In der sehr heterogenen Gruppe der Staudenclematis sollte man sich unbedingt vorab über die Wuchshöhe informieren. Es gibt sehr klein bleibende Sorten, aber auch höherwachsende, die es mit über 2 Meter auch mit den anderen Clematis aufnehmen können. Strauchrosen sind ideale Partner, denn die Clematis findet an den bestachelten Trieben der Rose guten Halt. Aber auch andere kleinere Gehölze oder Obelisken eignen sich gut. Foto unten: Die Staudenclematis ‘Blue River’ und die Strauchrose ‘Artemis’ harmonieren farblich und von der Größe her gut miteinander. Foto: Brigitte Niemela Foto unten: Clematis viorna ‘Sonnette’ mit den zarten Glöckchenblüten bleibt kompakt. Sie eignet sich gut für die Platzierung an einem Obelisken in der Beetmitte. Hier wird sie von ‘Sea Breeze’ begleitet. Eine Sorte die höher wird und eher für den Hintergrund geeignet wäre. Hier hat sich ein einzelner Trieb verirrt, der bleiben darf. Foto: Brigitte Niemela Beetvordergrund In den vorderen Bereichen des Beets passen kleinbleibende Clematis aus der Integrifolia-Gruppe. Es gibt Sorten, die nur 30 bis 40 cm hoch werden, wie ‘Hanajima’ oder ‘Baby Blue’. Die meisten Staudenclematis werden jedoch etwas höher. Bindet man sie nicht auf, dann wachsen sie am Boden entlang, was auch sehr schön aussehen kann. Allerdings ist hier besonders auf die Gefahr durch Schnecken zu achten. Clematis integrifolia sind auch ideale Kandidaten für niedrige Böschungsmauern. Vor dort lassen sie ihre Triebe elegant nach unten hängen und bieten einen sehr langen Blütenflor. Nach der ersten Blüte können sie zurückgeschnitten werden und kommen ein paar Wochen später wieder zur Blüte. Foto unten: ‘Parisienne’ aus der Boulevard-Serie: kompakte Wuchs und attraktive Blüten. Sie kann stark zurückgeschnitten werden. Foto: Brigitte Niemela Foto unten: Clematis ‘Parisienne’ kurz nach dem Sommerrückschnitt. Nach nur zwei Zentimetern zeigt sich schon wieder die erste Knospe. Diese Clematis wollen nur blühen, blühen, blühen. Die Erde ist mit Granulat abgedeckt, um den Bereich der Wurzelkrone trocken zu halten. Foto: Brigitte Niemela Foto unten: Clematis ‘Sarah Elisabet’ in rosa und ‘Nubia’ in dunkelrot. Dieses Rot ist ungewöhnlich bei den Clematis. Entsprechend begehrt ist die Sorte bei den Gartenliebhabern. Foto: Brigitte Niemela Foto unten: Clematis ‘Alaina’ mit Stauden in einem Topf. Foto: Brigitte Niemela Dies waren ein paar Tipps zur Verwendung von Clematis im Garten. Die Möglichkeiten sind so vielfältig und der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Ich bin sicher, in jedem Garten findet sich noch das ein oder andere Plätzchen für eine Clematis. Im Übrigen ist die beste Pflanzzeit im September. Eure Brigitte Niemela Übrigens, wenn du jetzt Lust auf Clematis hast und diese schönen Ranker im Staudenbeet oder Rosenbeet verwenden möchtest, dann besuche Brigittes Website clematisworld. Hier findest du weitere interessante Informationen rund um das Thema Clematis. … oder folge ihr auf Instagram oder Facebook Bleibt natürlich Petra
- WIE ZÜCHTET MAN EINE ROSE, HERR PROLL?
Ein Interview mit dem Rosenzüchter Thomas Proll, Züchtungsleiter bei Kordes Rosen Thomas Proll wurde 1967 in Barmstedt (Schleswig-Holstein) unweit der Rosenschule W. KORDES‘ SÖHNE geboren, die später einmal sein Arbeitgeber werden sollte. Der Familientradition folgend wurde er in 5. Generation Baumschulgärtner und absolvierte anschließend an der Universität Hannover das Studium der Gartenbauwissenschaften. Seine Diplomarbeit mit dem Thema „Anfälligkeit von Rosenarthybriden gegen Echten Mehltau“ führte zu ersten Kontakten zur Firma KORDES, wo er im Frühjahr 1996 seine Tätigkeit aufnahm. Als Züchtungsleiter ist Thomas Proll nunmehr seit 1998 verantwortlich für die Entwicklung neuer Gartenrosen. Die Zielsetzung in der Züchtung neuer Gartenrosen hat sich im Hause KORDES seit den späten 1980er Jahren dramatisch verändert – um einem gestiegenem ökologischen Bewusstsein der Rosenkunden zu begegnen, wurde die Entwicklung gesünderer Rosen immer wichtiger und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Blattkrankheiten wurde wichtigstes Züchtungsziel. Seit inzwischen über 25 Jahren hat die Firma W. KORDES‘ SÖHNE aufgrund dieser Züchtungen weltweit zahlreiche Erfolge in Rosenwettbewerben erzielen können. Herr Proll wie beginnen Sie, wenn sie eine neue Rosensorte züchten wollen? Thomas Proll: Ideen sammelt man eigentlich immer und ständig. Als Rosenzüchter betrachte ich irgendwie jede Rose, die mir begegnet als potentiellen Kreuzungspartner. Das kann auf Reisen sein, aber auch auf dem eigenen Testfeld. Da stehen ja tausende von Sorten. Wenn mir im Sommer beim Bewerten welche mit guten, interessanten Eigenschaften ins Auge stechen, denke ich immer wieder: Ach, mit der könnte man auch mal arbeiten…was da wohl rauskommt, wenn man die mit XY kombiniert…? Der eigentliche Kreuzungsplan entsteht aber ganz strategisch am grünen Tisch. Als Mensch habe ich eine Idee, wie eine neue Rose aussehen soll. Dazu will ich Eigenschaften von zwei bestimmten Rosen mit bestimmten Vorzügen vereinen. Das können äußere Merkmale sein, wie das Aussehen aber auch die innere Qualität wie die Krankheitsresistenzen. Also ich denke mir aus, dass Rose A und Rose B Kinder kriegen sollen. Nur weil man zwei tolle schöne Eltern hat, kommen nicht immer tolle Kinder raus. Jetzt im Mai/Juni bestäuben wir diese Rosen. Dann kommen Rosenkinder raus aus dieser ganzen Bestäubungsgeschichte. Und die große Frage ist, schenkt einem Mutter Natur wirklich das, was man sich ausgedacht hat. Und das ist manchmal der Fall, häufig jedoch auch nicht. Und hier sieht man das die ersten schon schwanger sind? Thomas Proll: Ja, wir haben ja jetzt schon Anfang Juni, und wir haben vor einem Monat begonnen. Und der Blütenboden, den kann man hier erkennen, er schwillt mit der Zeit an. Dann bildet er da die Frucht der Rose, die Hagebutte. Und bei einigen kann man hier erkennen, dass das gut gelungen ist. Die sind auf alle Fälle schwanger. Hier sieht man, dass die Kerne regelrecht oben rauskommen. Diese sind in aller Regel hohl, die würden, wenn man sie in Wasser tuen würden oben schwimmen, die würde man nicht nehmen. Aber die ganzen Kappen, die Hagebutten hier sind voller Samen. Und das sind ja alles Geschwister. Sie sind alle verschieden. Jedes einzelne Saatkorn bringt ja wieder eine individuelle Pflanze, die sich genetisch unterscheidet von allen anderen. Aber nicht jede Kreuzung gelingt. Deshalb müssen wir ein paar mehr machen. Ich vergleiche es gern immer mal mit Lottospielen, Wenn man nur ein Los kauft, ist die Chance gering, dass man sechs Richtige hat. Kauft man sich zehn Lose, hundert Lose, tausend Lose… das ist dann zwar teurer aber die Chance steigt dann, dass man die sechs Richtigen hat. Das ist das, was wir in unserer großen Firma in der Züchtung machen. Ich tue aber auch nichts anderes als das, was ein kleiner Hobbyzüchter von der Technik auch macht. Aber durch die Menge, ist eben unsere Chance größer eine ganz tolle und außergewöhnliche Rose zu züchten. Den Sechser im Lotto eben. Fotos oben: Die zweihäusige Rose hat männliche und weibliche Geschlechtsteile. Damit sie sich nicht selbst bestäubt, wird die Blüte entblättert und die männlichen äußeren Teile entfernt. Das muss frühzeitig passieren, am besten ganz früh am Morgen. So lässt sich verhindern, dass die Rose sich nach dem Öffnen selbst befruchtet. Die weiblichen Teile können nun mit dem Samen einer anderer Sorten bestäubt werden. Und was passiert dann? Wird das ausgesät? Thomas Proll: Ja, im Oktober, November, Dezember ernten wir diese Hagebutten. Die sind dann reif geworden. Einige sind knallrot, andere orange und grün, einige sind länglich oval, andere rund, andere birnenförmig. Das kann im Garten auch ganz hübsch sein, aber bei uns geht es in erster Linie darum, was da drin ist – also die Ergebnisse für die Züchtung. Die Früchte werden dann nach Kreuzungen sortiert, geöffnet, sauber gerubbelt und dann werden sie ausgesät. Das noch vor Weihnachten, denn wir sehen zu, dass wir sie rechtzeitig in der Erde haben. Sie kommen dann in Saatbeete und bekommen dort bei niedrigen aber frostfreien Temperaturen ihre Stratifikation. Dann keimt im Frühjahr ein hoffentlich hoher Prozentsatz, der bei den Gartenrosen in der Regel um 80-90 Prozent liegt. Wir können mal ein Gewächshaus weitergehen… Was sieht man hier in den Glasschalen? Thomas Proll: Das ist der getrocknete Pollen. Wenn wir ihn abernten, trocknen wir ihn über Nacht. Der gesammelte, trockene Pollen lagert ansonsten hier im Kühlschrank. Und steht dann bereit, um andere Rosen zu bestäuben. Und wenn man das getrocknete Material schüttelt im Glas, dann kann man sehen, dass hier so eine richtig dicke Schicht Pollen drin ist. Mit dem Blütenstaub wird dann die Bestäubung gemacht. Das ist alles Handarbeit und muss mit großer Sorgfalt vonstattengehen. Das ist in so einem großen Züchtungsbetrieb Routine und seit 100 Jahren unserer Kerngeschäft. Wir haben immer im Fokus, noch bessere und gesündere Sorten zu züchten. Nach dem Bestäuben wird ein nummeriertes Klebeetikett um den Blütenhals gelegt. Damit der Züchter weiß wer der Vater ist, also von welcher Pflanze der Blüten Pollen gekommen ist. In diesem Fall hier die Sorte 409 und da weiß ich eben welche Sorte sich dahinter verbirgt. Und dann werden die letzten beiden Blütenblätter abgepflückt. Die waren nur als Zeichen für das Team, welche Rosen noch bestäubt werden müssen. Mal eine klischeehafte Frage Herr Proll… Haben sie eigentlich eine Lieblingsrose? Thomas Proll: Ha… ja, wir Züchter beantworten diese oft gestellte Frage immer mit einer Gegenfrage. Haben Sie mal eine Mutter nach ihrem Lieblingskind gefragt? Da bekommen sie nämlich auch keine Antwort… Trotzdem ist es natürlich so, wenn man den Rosen so viel Zeit verbringt, verliebt man sich natürlich in die einzelnen Sorten und baut eine Beziehung zu ihnen auf. Es ist ja schließlich auch die Dauer von 8-10 Jahre, bis die Rose auf dem Markt kommt. Nach etwa der Hälfte des Weges kristallisieren sich dann die ersten Highlights aus der großen Masse von Kandidaten heraus – das ist ein spannender Zeitpunkt. Die Sorten bekommen dann langsam eine Identität und, wenn sich der gute Eindruck bestätigt, irgendwann der Punkt, an dem man sich sicher ist, dass sie das Zeug für den Markt hat…ab dann freut man sich darauf, sie irgendwann präsentieren zu dürfen und fragt sich wie sie wohl auf dem Markt, bei den Kunden ankommen werden…? Bei Markteinführung sind die Neuheiten für mich als Züchter also schon „alte Bekannte“, die ich alle gut kenne – trotzdem sind einem einige schon lieber als andere. Natürlich vor allem, wenn sie dann später erfolgreich sind. Wobei sie „erfolgreich“ in vielerlei Hinsicht sein können; das kann sein, dass gerade diese Rose beliebt beim Endkunden ist, weil sie toll von der Optik ist, das kann aber auch der Gärtnerkollege sein, der sagt; die verkauft sich wie geschnitten Brot. Das sie also wirklich als Produkt gut funktioniert. Wenn ich so überlege, habe ich doch schon so eigene Vorlieben…muss diese aber für den Job unterdrücken. Ich glaube man tendiert mit der Zeit dazu, dass das „Normale“ irgendwann langweilig ist. Ich finde stinknormale Rosen sind nicht so meins. Ich persönlich gehe da eher in die Extreme und finde lavendel- und fliederfarbene oder gestreifte Sorten spannend. Aber ich muss mir dann selbst immer sagen; übertreibe es nicht. Der Markt ist klein, für solche speziellen Eigenschaften. Es sind Nischen. Es ist immer noch so, dass die normale rote Rose als Zeichen der Liebe (auch wenn es total abgedroschenes Klischee ist) am Markt ein Riesen Produkt ist. Ich muss mich beherrschen und das auch bearbeiten. Denn wenn man für Kordes arbeitet, dann ist man nicht Indie, sondern Mainstream. Und dann muss man für den Massenmarkt arbeiten. Das muss man bedienen. Ich habe beispielsweise angefangen, mit Persica-Rosen zu kreuzen - einfach, weil ich Bock drauf hatte. Daraus entstand dann unsere SEE YOU-Kollektion, die bei den Kunden wirklich gut ankommt. Das neue, große Ding, wie besonders einige englische Züchterkollegen gehofft haben, wird es wohl aber doch nicht werden…dazu sind sie eben doch zu speziell…eben nicht genug „typisch Rose“. Das dunkle Auge in den Persica-Hybriden ist schon was Besonderes…zudem sind sie ideal für naturnahe Gärten, was ja momentan voll im Trend liegt. Es gibt aber Spötter die sagen; Wenn ich eine Rose will, die wie ein Hibiskus aussieht, dann kann ich gleich einen Hibiskus kaufen. Ein blöder Spruch, der aber irgendwie den Kern der Sache trifft…denn die meisten Leute wollen eben doch Rosen, die typisch wie Rosen aussehen… Foto unten: Die Persische Rose ist für naturnahe Gärten und auch zu Stauden ein toller Partner im Beet. Inzwischen gibt es die äußerst gesunde SEE YOU Serie. Wir stehen jetzt hier vor einem riesigen Gewächshaus, bedeckt mit kleinen Rosen… Thomas Proll: Das sind hier die Saatbeete mit den Sämlingen der Kreuzungen vom letzten Jahr. Hier habe ich während der letzten Wochen zur ersten Blüte bereits um die 90 Prozent der Sämlinge ausselektiert. Eigentlich sind wir Rosenzüchter nämlich "ganz schlimme Menschen“! Erst zwingen wir Rosen zum Geschlechtsverkehr und das mit Partnern die sie sich gar nicht selber ausgesucht haben, lassen sie so ganz viel Kinder machen und bringen dann einen Großteil dieser Kinder wieder um. Hier stehen jetzt momentan noch etwa 10 Prozent des Jahrgangs. Das sieht gar nicht so aus, weil sie nach dem Rückschnitt schon wieder gewachsen sind und sich jetzt mit viel mehr Platz als vorher buschiger entwickeln können. Da werde ich jetzt noch einmal durchgehen, aber im Juli kommt dann der überwiegende Teil aus dem Gewächshaus aufs Testfeld zur weiteren Prüfung. Viele Rosen die hier noch stehen, werden mit drei Exemplaren veredelt. Das sind 10-15.000 die jetzt noch übrig sind. Dieser Durchgang hat mal mit 200.000 begonnen. Das ist ganz schön reduziert und wir hoffen, dass dann doch 5 -10 Sorten übrig bleiben, die es dann sind, aber nach 10 Jahren! Alle Sämlinge die wir hier sehen, sind ja genetisch verschieden, obwohl sie die gleiche Mutter und den gleichen Vater haben, weil das Erbgut ja bei jeder einzelnen Bestäubung neu gewürfelt, also immer wieder neu sortiert wurde. Und wenn mir nun ein Sämling gefällt, dann wird dieser vermehrt. Das heißt, dass ein Individuum wird multipliziert und dann wird eine Sorte draus. Und diese Vermehrung erfolgt über Stecklinge? Thomas Proll: Nein, die Testung und auch der weit überwiegende Anteil der Produktion wird auf Unterlagen (bei uns Rosa canina ‘Inermis‘) veredelt. International und auch bei uns in Europa gibt es zwar Tendenzen, dass immer mehr Rosen auf eigener Wurzel (also über Stecklinge) vermehrt werden – momentan sind es aber lediglich Typen für flächige Pflanzungen im Öffentlichen Grün, die über diese Schiene produziert werden. Treffen Sie all ihre Entscheidungen in der Züchtung alleine? Thomas Proll: In der Anfangsphase entscheide ich das tatsächlich alleine. Später dann, kommt natürlich die Geschäftsleitung und der Verkauf dazu. Dieser Prozess ist üblich, je mehr man in Richtung Marktentscheidung geht. Die Schritte sind hier im Einzelnen so; aus dem einen Sämling werden 3 Pflanzen, aus 3 werden 10, aus 10 werden 100 – das Ganze immer im Rhythmus von zwei Jahren auf dem ungespritzten Testfeld, damit die Blattkrankheiten sich auch in Ruhe ausbreiten können. So kommt dann die Gesamtdauer von 8-10 Jahren zusammen (also von der Bestäubung bis zur Markteinführung) bis man sich über die guten Eigenschaften einer Sorte wirklich sicher ist. Es dauert 8 -10 Jahre bis eine Gartenrose auf den Markt kommt. So lange dauert das eben bei den Gartenrosen, bis man sie unter allen möglichen Umweltbedingungen an möglichst vielen Orten gesehen hat und sich sicher ist, dass man die Sorte in den Gärten der Leute sehen will und sie es wert ist, das Sortiment zu ergänzen. Bei den anderen Züchtungsprogrammen, wo die Rosen in Gewächshäusern produziert werden, geht es schneller, weil die Bedingungen ja mehr genormt sind. So rechnen wir bei den Mini-Topfrosen für Floristen und Blumeneinzelhandel mit einem Prozess von etwa 2-3 Jahren und bei den Schnittrosen mit rund 4-5 Jahren bis Selektion und Testung abgeschlossen sind. Nach welchen Kriterien wird am Ende ausgesucht? Thomas Proll: Das ist eine Kombi aus verschiedenen Kriterien, wie Blattgesundheit natürlich, äußere Kriterien wie Blühfreude, Farbe, Form und natürlich Duft der Blüten. Zur Gesundheit kann man allerdings jetzt am Anfang im Gewächshaus noch nicht allzu viel sagen. Wenn die Klimasteuerung gut funktioniert, hat man in der Regel kaum Mehltau. Der Sternrußtau mag das Gewächshausklima gar nicht und auch Rost sieht man hier nie. Das alles sehe ich alles erst später draußen auf dem Feld, weil wir dort auf den Einsatz von Fungiziden komplett verzichten und so den Krankheiten die Möglichkeit geben, sich frei auszubreiten. Unter Glas guckt man vorwiegend nach der Optik, wie Blütenfüllung und Blütenaufbau, also ob sie Dolden haben ich nicht. Auch der Wuchs ist im Gewächshaus meist ausladender und viel lockerer, als später auf dem Feld. Also hier, in dieser Phase, kann ich das noch nicht richtig beurteilen. Also auf dem Feld kann dann auch nochmal was ausscheiden, was vorher vielversprechend war? Thomas Proll: Absolut – von den zuerst tausenden von Sorten in kleiner Stückzahl bleiben ja über die Jahre nach mehreren Selektionsschritten nur wenige Kandidaten in großer Stückzahl. Aber auch ganz kurz vor der Ziellinie kann das Schicksal eine Sorte noch ereilen! Meist bauen wir am Ende so etwa 15 Sorten in großer Stückzahl auf, die u.a. noch in eine Reihe von Internationalen Rosenwettbewerbe eingeschickt werden – in zahlreichen europäischen Ländern aber auch in Übersee. Die Ergebnisse aus solchen Prüfungen geben einem dann noch mal zusätzlichen Info zur Performance der Rosen in verschiedenen Klimaten und auch über die Reaktion des Publikums. Das kann eine wertvolle Hilfestellung sein bei der finalen Entscheidung eine Rose zu bringen oder es doch lieber sein zu lassen… Das große Schaulaufen in Deutschland findet jedes Jahr in Baden-Baden beim dortigen Neuheiten-Wettbewerb um die „Goldene Rose“ statt. Der bedeutendere und viel härtere Test ist allerdings die ADR (Allgemeine Deutsche Rosenneuheitenprüfung), weil die Sorten dort über drei Jahre, an 11 Standorten komplett ohne Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bewertet werden. Ein erteiltes ADR-Prädikat ist kein Muss für die Einführung einer Neuheit, aber natürlich ein absolutes Plus – auch im Hinblick auf die Vermarktung einer neuen Sorte. Von den 15 finalen Kandidaten kommen also am Ende vielleicht nur 8 Rosensorten in den Handel, weil man vielleicht sagt, die anderen braucht die Welt nicht… Dann ist die Ausbeute 2019; 5 -10 Sorten die um und bei 2029 in den Handel kommen. Und alle anderen sind dann schon wieder im Rosenhimmel. Und das jedes Jahr. Auch muss sich eine jede neue Sorte heutzutage für die Anzucht und Vermarktung im Container eignen, weil das eben die überwiegende Angebotsform ist – bei aller Leidenschaft für Rosen, die wir bestimmt haben, ist sie für uns immer auch ein Produkt und muss als solches funktionieren. Was wir Züchtung nennen, heißt in anderen Branchen vielleicht „Produktentwicklung“ – aber das ist unsere Aufgabe, deren Erfolg am Ende auch für das Auskommen von über 100 Mitarbeitern und deren Familien sorgt… Sie sind inzwischen fast 25 Jahre hier als Züchter bei Kordes Rosen, wie viele Rosenkinder haben sie den schon entlassen? Thomas Proll: Das kann ich gar nicht so genau zählen. Pro Jahr annähernd 10 Sorten. Aber daneben auch etliche, die als Exklusivsorten gekommen sind. Zum Beispiel in anderen Ländern, in anderen Klimaten. Zum Beispiel haben wir mit LUDWIG’S ROSES auch einen Vertreter für Gartenrosen in Südafrika. Allerdings herrscht ein so dermaßen anderes Klima dort (sehr heiß + trocken und die Rosen blühen 10 Monate lang), dass nur wenige Sorten aus unserem deutschen Sortiment gut funktionieren. Trotzdem sind auch viele Züchtungen aus meiner Hand dort im Handel, nur eben andere Kandidaten aus diesem reichen Pool an Sorten, aus dem wir zum Glück schöpfen können… Sind ihre Rosen rechtlich geschützt? Thomas Proll: Ja, in vielen Fällen sogar doppelt – man muss nämlich beim Schutz Sorte und Handelsname unterscheiden. Namen sind oft als Warenzeichen geschützt – dann ersichtlich durch das ® am Namen. Dieses Zeichen kann man alle 10 Jahre wieder kaufen und dadurch mehrfach benutzen – auch für verschiedene Rosensorten. Wenn Sie über Rosensorten stolpern die eine Jahreszahl hinter dem Namen haben, dann ist es genau der Grund. Es gibt ja die Eden Rose 85. Wir haben die Flirt 2011. Das liegt daran das der Name Flirt früher schon einmal verwendet worden ist. Und die Sorte ist dann irgendwann mal weggebrochen. Und dann ist der Name aber so gut und wir bezahlen ja auch für den Namen. Ja, dann nehmen wir ihn wieder. Damit der Handel nicht durcheinander kommt, bekommt die Rose diese Jahreszahl. Aber die Rose selbst als Sorte, wird beim Bundessortenamt geschützt. Wenn die Rose für zwei Jahre getestet und begutachtet wird, bekommt sie das Prädikat „für 25 Jahre urheberrechtlich geschützt“. Dann ist aber Schluss nach 25 Jahren. Dann kann sie auch unter anderen Namen verkauft werden. Wenn sie mit dem R geschützt ist, dann nicht. Wir stehen hier in einem offenen Gewächshaus, aus dem man den Himmel sieht. Was hat das für eine Bedeutung? Thomas Proll: Das ist was ganz Besonderes. Das nennt man Cabriolet – Gewächshaus. Das Dach öffnet sich an einem sonnigen Tag. Da führt dazu, dass die Rose kompakter wächst und die Blätter werden ans UV-Licht gewöhnt. Nachts schließt die Lüftung wieder. Die Wurzel der Rose bleibt so warm und entwickelt sich besser. Die Bedingungen hier, führen auch dazu, dass die Rose in ihrer Blüte früher ist. Wie man hier sieht, wird sie über eine Anstaubewässerung versorgt. Das Wasser kommt von unten, das Laub wird dadurch nie nass und so gibt es deutlich weniger Problem mit Blattkrankheiten. Hier sieht man das sie immer schön Wasser von unten bekommen haben. Das Wurzel System ist schön von unten aufgebaut. Für wen sind diese Töpfe hier gedacht? Thomas Proll: Hier sieht man Rosen in 2 Liter Töpfen. Das ist Trend. Dieses Produkt hat die wurzelnackte Rose abgelöst. Wir verkaufen immer noch wurzelnackte Rosen an Privatkunden. Aber ich will nicht die Hand ins Feuer legen, dass es in 5 Jahren noch so ist. Die wurzelnackte Rose geht als Produkt verloren, weil die Leute heut zu Tage nicht mehr wissen, wie sie damit umgehen sollen. Das Wissen ist verloren gegangen. Und die sind gerade geschoren worden. Hier ist es eine Art Rasenmäher, die die Blüten köpft. Die Pflanzen kommen hier nie in Blüte und werden dadurch buschig und kompakt. Sie sind auch sehr gut durchwurzelt. Es ist eine schöne kompakte Pflanze, die fürs Frühjahr für den Verkauf gedacht ist. Wir hatten den 2 Liter Topf ursprünglich nur als Frühjahrsprodukt für den Großhandel gedacht. Dann aber auch angefangen, die Töpfe Privatkunden anzubieten. Inzwischen steht das komplette Sortiment des Kataloges in den Töpfen und wird ständig immer wieder nachgetopft. Wurzelnackt verschwindet. Schade! Das ist natürlich die günstigste Form, wenn man Rosen kaufen will. Das, was man hier sieht, muss man sich selbstverständlich bezahlen lassen. Eigentlich zwingt uns dieser Trend dazu. Wir verbrauchen Torfressourcen und machen Plastikmüll. Gibt es Alternativen in der Auswahl des Substrates und der Verpackung? Thomas Proll: Vom Substrat her nicht wirklich. Wir haben da schon experimentiert mit Holz Zusatzstoffen usw. Darin wächst die Rose nicht so richtig gut. Und die Verwendung von Töpfen, ja da probieren wir ständig Neues aus. Bio-Töpfe, ja! Sicher lässt sich das auf diesem Weg kultivieren aber es vergammelt und das sieht dann unschön aus. Und manche Kunden würden so einen vergammelten Topf nicht anfassen und geschweige kaufen. Und ein Recyclingsystem für die Töpfe, zu utopisch? Thomas Proll: Ja, könnte man… aber es ist immer heile Welt gewünscht und soll dann nichts kosten. Das geht eben nicht. Wir haben mal so genannte NatuRosa-Rosen angebaut – quasi Bio-Rosen ganz ohne Pflanzenschutzmittel produziert. Mit den neuen, widerstandsfähigen Züchtungen geht das ganz problemlos – nur sollten die dann 1 Euro mehr kosten. Das hat nicht funktioniert. Es wurde nur von wenigen Kunden gekauft – zu viele Leute verstehen einfach nicht, das umweltschonende, ökologische Produktion nun mal ihren Preis hat. Was sind das für spannende Kletterrosen mit doldenförmigen kleinen Blüten und einen betörenden Duft hier in der Gewächshausecke? Thomas Proll mit leuchtenden Augen: Ja, das ist mein Steckenpferd, weil sie mich ja nach Lieblingsrosen gefragt hatten. Das ist inzwischen über 10 -13 Jahren her, da habe ich angefangen auf öfterblühende Rambler zu züchten. Jetzt sind die ersten davon auf den Markt gekommen. Das ist die SILUETTA Serie. Sie heißt so, weil die Sorten freistehend eine schöne Siluette bilden. Alles blüht an dieser Pflanze auch die Basistriebe, die aus dem Boden kommen machen Blüten. Das ist wirklich sensationell. Und die alten die klassischen wie Bobbie James oder Veilchenblau blühen alle nur einmal und sind wachsen monströs. Sie sind nichts für kleine Gärten. Das Öfterblühen reinzubekommen macht Rosen wie diese besonders. Das Öfterblühen ist ja ein Unfall der Natur. Die historischen Rosen oder Wildrosen blühen ja nur einmal im Jahr und das Öfterblühen ist vor mehreren Hundert Jahren mal als Mutation in China entstanden. Diese Eigenschaften sind nach inzwischen vielen Genrationen Züchtung in den meisten modernen Rosen ganz tief verankert. Und bei den Ramblern war es noch nicht so weit. Da hatte man noch wenig Typen. Und deshalb ist diese Serie was Neues. Besonders ‘Romantic SILUETTA‘ duftet auch sehr schön. Dadurch, dass sie öfter blüht, steckt sie ihre Kraft mehr in die Blüten und wächst nicht mehr ganz so monströs. Das sind jetzt keine Sorten die 6-8 m machen, wie die Bobbie James, sondern eher 2-3 m. Für kleinere Gärten sind sie super geeignet. Hier haben wir sie mit einem Spalier und sie blühen schon im Topf, was für die Gartencenter wichtig ist. Das sind hier die ersten vier Sorten und ich habe noch etliche in der Pipeline, die in den nächsten Jahren kommen. Sie sind übrigens sehr gesund in unserer Testung, haben aber noch kein ADR Prädikat (stehen aber alle in der laufenden Prüfung). Es gibt zum Beispiel von der einen Sorte hier eine Schwester, die nicht öfter blühend ist. Das muss man ja erst mal rausfinden und deshalb braucht man die vielen Jahre. Foto unten: Die zarte Kletterrose heißt Lavender Siluetta und blüht öfter im Jahr. Sie wird nicht so riesig und eignet sich für kleine Gärten. Eine Geschichte am Rande… Ich bin in der Züchtung die rechte Hand von Alexander Kordes Vater gewesen, Wilhelm Kordes (1953-2016), also aus einer Generation vorher. Für ihn habe ich viele Jahre als Züchter gearbeitet. Und wir waren häufig zur Selektion der Rosen gemeinsam auf dem Feld. Und diese Rose (‘Roseromantic‘), die wir hier sehen, stand damals vor mehr als 10 Jahren auf der Schwelle zur Markteinführung und die Frage war: Sollen wir sie bringen oder nicht…? Ich weiß noch ganz genau, es war Samstagnachmittag und wir waren auf dem Feld. Das war übrigens alles noch vor Bienchenzeit.. ne?! Bevor dieser Hype der „Insektenfreundlichkeit“ kam, der natürlich sehr viel Positives mit sich bringt. Und dann standen wir also vor dieser Rose und dann sagte Wilhelm; Mensch ganz tolles Ding, ist ja ganz hübsch aber der Verkauf jagt uns vom Acker, wenn wir wieder mit so einer offenen Blüte ankommen. Denn zu dieser Zeit waren vor allem die gefüllt opulenten Sorten, im Stile Englischer Rosen gefragt. Und dann sagte er; ja bei aller Liebe, aber ich glaube diese Rose braucht die Welt nicht. Dann einen Augenblick später kam seine Frau Ute Kordes und bringt und Kaffee und Kuchen und hat ihre Kamera mit und wir stehen da so noch mit unserem Käffchen und plötzlich hören wir einen Aufschrei des Entzückens. Und sie rief Wilhelm, Wilhelm was ist denn das? Das ist ja die schönste Rose die ich je gesehen habe. Die bringen wir doch oder? Und er dann; ja, ja das habe ich auch gerade gesagt. Und heute steht sie hier vor uns im Topf. Ich habe das der Ute Kordes später mal erzählt. Sie konnte sich dann nicht mehr daran erinnern und war, als sie das hörte, den Tränen nah. Denn sie wusste gar nicht, dass sie in dem Moment diese Rose gerettet hatte. Heute wäre das gar keine Frage. Das ist eine tolle Rose sie ist kerngesund und eine wahre Blühmaschine. Sie kommt ganz von allein immer wieder durch, wenig schneiden, also was für faule Leute. Aber die Farbkombi ist der Hammer. Überall wo sie UV-Licht kriegt bekommt sie dieses Lachsrot. So jetzt ist sie zu, dann sind die Knospen rot. Dann geht sie auf und hat dieses Cremefarbende. Das ist eine Kombi die nie weh tut. Das macht die Rose mit dem schönen Namen ‘Roseromantic‘ spannend. Danke Herr Proll für die spannenden Einblicke und Geschichten. Für mich war der Besuch eine kleine Offenbarung. Rosen sind pflegeleicht, robust, inzwischen weitestgehend gesund und wunderschön. Insbesondere die einfach blühenden Sorten sind für Insekten wertvoll und auch sind Rosen in trockener werdenden Sommern hervorragende Partner. Dank der Züchtungsarbeit von begeisterten Menschen wie Herrn Proll, haben wir heute tolle gesunde Sorten. Ich habe mir übrigens die prämierte Sorte Crimson Siluetta von meinem Besuch in der Rosenbaumschule KORDES mitgebracht. Die werde ich jetzt mal pflanzen. Hinweis: Die mit Sternchen (*) gekennzeichneten Verweise sind sogenannte Provision-Links. Wenn Sie auf so einen Verweislink klicken und über diesen Link einkaufen, bekomme ich von deinem Einkauf eine kleine Provision. Für dich verändert sich der Preis nicht. Bis zum nächsten mal wünsche ich dir eine rosige Zeit! Bleib natürlich Petra
- TATORT PFLANZENBEET – ERFAHRUNGEN MIT ROSEN
Ein Gastbeitrag von Hanne Roth Pflanzengesellschaften verhalten sich wie Menschen: Sie müssen miteinander können. Tanzt einer aus der Reihe, wird es unharmonisch und manchmal schwierig. … das ist meine Überzeugung. Egal was es zu kombinieren gilt, ob Stauden untereinander, ob Stauden mit Rosen oder anderen, neben Farbe und Habitus sind die Bedürfnisse der Pflanzen der Maßstab für meine Planungen. Man muss sich in Pflanzen hineindenken, Geduld haben, sich überraschen lassen! Der ursprüngliche Berufswunsch war Innenarchitektin, daraus geworden ist Landschaftsarchitektin. Denn schon immer war die Leidenschaft für Pflanzen und Natur verankert, geprägt durch mein Elternhaus. Auf der Suche nach der Ausbildungsrichtung unterstrich Landschaftsarchitekt Peter Leitzmann die Wichtigkeit der Praxis, vor allem die Wichtigkeit der Kenntnisse über Pflanzen und deren Verwendung. Also folgte dem Abitur eine Lehre im GaLaBau, Praxisjahre in Staudengärtnereien, und dann erst das Studium Landespflege in Weihenstephan, Vorträge auf der IGA 83 und der Buga 85 liefen nebenbei. So mit Gartenschauen vertraut, startete ich direkt nach der Diplomarbeit bei der Gesellschaft zur Förderung der Bayerischen Landesgartenschau GmbH mit der Organisation der pflanzlichen Beiträge und vermittelte zwischen Planern und Ausstellern. 1993 gründete ich mein eigenes Planungsbüro. Seitdem begleite ich häufig Gartenschauen mit der Planung von Einjährigen, Staudenflächen, Rosen und anderen pflanzlichen Beiträgen. Rosen waren nicht immer meine Leidenschaft, aber seit ich die unglaubliche Standortamplitude entdeckt habe, gehören sie tatsächlich zu meinen Lieblingen. Neben Vorträgen engagiere ich mich im AK Pflanzenverwendung der Staudengärtner für Muldenbegrünung. Pflanzenorientierte Kompositionen, die mit unserem aktuell sich veränderndem Klima zurechtfinden sind nicht nur hier gefragt. Der Lehrauftrag in Weihenstephan im Bereich Pflanzenverwendung in der Landschaftsarchitektur gibt mir die Möglichkeit, meine Erfahrung an den "Nachwuchs" weiter zu geben. Seit 2015 betreue ich die Schauanlagen der Fa. Dehner in Rain. Mit dem Focus auf Nachhaltigkeit sind auch hier Pflanzenkompositionen gefragt, die gut mit sich selbst zurecht kommen. Eine behutsame, aber konsequente Verwandlung des Parks. Neue Erfahrungen und Chancen Manchmal passiert auch Unvorhersehbares, vergleichbar mit so manchem Kochvorgang. Hat man eine Zutat, die nicht bestellt war, die gar nicht vorgesehen war und die eigentlich auch gar nicht passt, dann aber doch Verwendung finden soll, ist man herausgefordert. Dazu habe ich eine besondere Geschichte parat: Eine Rose Westerland in Solitärqualität kam in meine Hände, nicht bestellt und schon gar nicht vorgesehen. Westerland gehört nicht zu meinen Lieblingsrosen, ich könnte auch sagen, ich mag sie gar nicht. Neutral gesehen aber war das Exemplar richtig schön. Mein großes Pflanzenherz ließ es nicht zu, sie dem Komposthaufen anzuvertrauen. So kam der Gedanke auf: Zeig mal, was Du kannst! Ich habe sie in meine erste Entwässerungsmulde, also in meine Versuchsmulde gepflanzt und dachte mir, wenn du da überlebst, dann darfst du bleiben und hast den schönsten Platz. Sie ist umgeben von Parkplatzreihen und einer Zufahrtsstraße zu einem Logistikzentrum, die täglich von LKWs und PKWs intensiv befahren wird. Aber dafür wird sie von jedem gesehen! Foto oben: Die robuste Strauchrose 'Westerland' in einer Mulde Foto oben links: Bodendeckerrose 'Jazz' mit Lavendel Foto oben rechts: Beetrose 'Sweet Pretty' mit Gräsern und Steppenwolfsmilch (Euphorbia seguieriana ssp. niciciana) Foto oben: Perovskia (Blauraute) mit Beetrose 'Aspirin' (ADR Rose) Die Rosenliebhaber unter Ihnen werden jetzt aufschreien: Gepflanzt wurde sie in eine Bodenmischung von annähernd 70 % Kalksplitt und 30% Oberboden, auf Rigolen, ohne Lehmanteil und Dünger, nur im Pflanzjahr mit Wassergaben versorgt. Dazu kommt noch, dass sie jedes Frühjahr wie eine Polyantharose behandelt und mit den Stauden auf knapp 10 cm zurückgeschnitten wird. Sie bedankt sich seit vier Jahren mit einer überreichen Blüte, mit einem glänzenden, dunkelgrünen Blatt, ohne Laus und ohne Mehltau. Sie erreicht eine Höhe von nahezu 160 cm und ist ab September reich besetzt mit Hagebutten, die über den Winter auch noch Vogelnahrung bieten. Selbst Rosenzüchter staunen bei dieser meiner Berichterstattung, können es kaum fassen. Denn auch in deren Schaugärten erfahren die einzelnen Rosensorten viel Zuneigung, eigentlich zu viel von allem. Beinahe wie in jedem Hausgarten werden sie gehegt und gepflegt, gedüngt und mit allem Möglichen gegen saugende und beißende Insekten behandelt, gegen Pilzkrankheiten teils schon vorbeugend gespritzt. Unerfahrene Gartenbesitzer winken gerne ab, wenn es um das Thema Rosen geht. Zu viel Arbeit!! Da sind wir wieder beim Thema. Foto oben: Die Beetrose 'Pomponella' (ADR Rose) fügt sich harmonisch in das Beet. Sie wird begleitet von dem Patagonischen Eisenkraut (Verbena bonariensis), Rutenhirse (Panicum) und dunkellaubiger Wasserdost (Eupatorium rugosum 'Chocolate' syn. Ageratina) Foto unten links: Beetrose 'Westzeit' mit Zierlauch (Allium), besonders ist der kupferfarbende Austrieb im Zusammenspiel der Blüten Foto unten rechts: Bodendeckerrose 'Jazz' mit Zierlauch (Allium) Rosen so überraschend anspruchslos Ich möchte nicht generell dazu raten, Strauchrosen wie Polyantharosen zu behandeln und Rosen einfach ins Kiesbeet zu pflanzen. Ganz sicher werden Strauchrosen ohne diesen Radikalschnitt zu wunderschönen Gestalten. Aber auf Extremstandorten kann mit der richtigen Auswahl der Sorten gelingen, worüber man noch nicht nachgedacht hat. Die Wildformen der Rosen sind grundsätzlich anspruchslos, besiedeln zum Teil Ruderalstandorte. Warum sollen nicht zumindest die einfach blühenden Sorten anspruchslos sein können? Sie sind Dauerblüher in jeder Art von Beet, sogar mit Fruchtschmuck. Welches Gehölz kann das schon von sich behaupten. Foto unten: Bodendeckerrose 'Jazz' mit einem aparten Farbspiel Foto oben links: Effektvolle Kombintaion mit dunklem Wasserdost (Eupatorium rugosum ‘Chocolate’ syn. Ageratina) und der Persica Rose 'Eyes for you' Foto oben rechts: Kombination der Persica Rose 'Eye of the Tiger' mit Gräsern, wie Rutenhirse (Panicum) und Braunblättriger Wasserdost (Eupatorium rugosum ‘Chocolate’ syn. Ageratina) Ich liebe die neuen Persica Hybriden Von dieser Erfahrung wiederum animiert, habe ich begonnen, Persica-Hybriden mit in diese Art Pflanzungen einzubinden. Leuchtende Farben, ungefüllte Blüten, gesundes Laub, das mich, außer zur Zeit des Austriebs, eigentlich gar nicht wirklich interessiert. Benötige ich doch nur die Blüten zu meinen Stauden, zu den Gräsern, die zum Teil schon blühen, wenn die Rosenblüte einsetzt. Finde ich dann noch Sorten, die das Beet mit leuchtender Herbstfärbung und Blüten und Hagebutten gleichzeitig aufpeppen, dann sehe ich mich von Mutter Natur für meine Ideen belohnt. Dann hoffe ich darauf, viele andere Seelen mit meinem Schaffen zu berühren und zur Nachahmung anzuregen. Danke, liebe Hanne, für deinen spannenden Erfahrungsbericht! Mehr über ihre Arbeit erfahrt ihr auf ihrer Webseite: Hanne Roth Landschaftsarchitektin Bleibt natürlich Petra und Leonie
- SKULPTUREN FÜR SCHÖNE GARTENRÄUME
Ein Gastbeitrag von Aleksandra Pristin So schön ist Kunst im Garten In den sozialen Netzwerken sah ich schon lange Fotos von Aleksandra Pristin. Und ich gebe zu; ich war ziemlich neugierig. Da Barsinghausen nur einen Steinwurf von mir entfernt lag, fuhr ich kurzerhand dorthin, um den schönen Garten persönlich in Augenschein zu nehmen. Und was soll ich sagen; ich war sehr beeindruckt. Nicht nur von dem schönen sehr großen und kunstvoll bepflanzten Garten, sondern auch von der tollen Idee, den Garten als Freiluftgalerie zu sehen und dort kostbare Kunstwerke aufzustellen. Das Thema ist spannend und ich habe Aleksandra gefragt, wie es dazu kam und was man beachten sollte, wenn man Kunst im Garten wirkungsvoll platzieren möchte. Hier ist ihr Gastbeitrag: Foto oben: Uwe Schloen „Fahrer ohne Auto“ Mein Name ist Aleksandra Pristin. Seit dem Jahr 2000 öffne ich den Garten Pristin in Barsinghausen OT Groß Munzel regelmäßig für garteninteressiertes Publikum. Hier organisiere ich Lesungen, Musik- und Theatervorführungen. Seit zwei Jahren finden in meinem Garten auch Kunstausstellungen statt. Kunst und Garten gehören zusammen, sie sind eine unschlagbar schöne Allianz! Das war mir von Beginn an klar, bereits als ich in den Jahren 1995 bis 1997 meinen Garten plante. Auch gab es von Anfang an in mir den großen Wunsch in meinem Garten Skulpturen-Ausstellungen ausrichten zu können. Vor allem die Werke des bedeutenden zeitgenössischen Worpsweder Bildhauer, Waldemar Otto, zogen mich immer magisch an. Der Weg dahin war lang. Inzwischen ist der Garten als Ausstellungsort etabliert. Das macht mich stolz und glücklich! Skulpturen im Garten Damit Du dein perfektes Kunstwerk findest und es richtig platzierst, helfen dir diese Fragen: Was spricht mich am meisten an? - Geh zuerst intensiv durch Galerien, Museen und Skulpturenparks. Prüfe, welche Kunst dich begeistert. Welches Material mag ich? - Mag ich Eisen oder Holz oder doch lieber Keramik, Bronze, Stein, oder sogar Marmor? Welches Material passt zu meinem Haus und Gartenstil? Prüfe wie das Material in Verbindung mit der Natur wirkt, z.B. ein heller Marmor im hellen Galerieraum wirkt edel und freundlich. Doch im Garten kann er zu aggressiv und unübersehbar wirken. Ein Eisenobjekt im weißen Raum kann je nach Verarbeitung alt und rostig aussehen, doch in Verbindung mit der bunten oder grünen Natur, sieht es lebendig aus und fügt sich wie selbstverständlich in sie ein. Mag ich es abstrakt oder lieber figürlich? ... oder Nachbildungen alter Werke, liebliche Objekte oder eher moderne Kunst? So viele Fragen... Aber sicher wirst Du intuitiv entscheiden. Es ist eine nicht unwichtige Wahl. Ich finde; Du musst einfach immer Glück verspüren, wenn Du durch deinen Garten gehst. Dann ist es richtig. Lass dich nicht vom Geschmack anderer beeinflussen. Wenn Du Engel liebst, dann liebst Du halt Engel. Doch passen Puten zum modernen Haus? Wenn Du Eisenassamblagen magst, dann ist das auch deine Wahl. Wenn Du dich aber nicht entscheiden kannst und gerne mehrere Stillrichtungen besitzen möchtest, dann gib den unterschiedlichen Werken jeweils einen unterschiedlichen Raum. Getrennt durch Hecken, Mauer, Baum- oder Sträuchergruppen, können die jeweiligen Kunststillen für sich wirken. Sie stören sich nicht gegenseitig. Oder mache es wie ich, organisiere einfach Kunstausstellungen und wechsle jedes Jahr die Werke. Das hat allerdings den Nachteil, dass das Liebgewonnene irgendwann zurückgehen muss. Foto oben: Stephan Marienfeld „Little Can“ Wo wirkt mein Kunstwerk am besten im Garten? Überlege dir, welches Ziel Du mit der Aufstellung der Kunst erreichen möchtest. Ideal ist es, den Blick auf bestimmte Achsen im Garten zu lenken Prüfe, ob die Stelle, wo Du das Kunstwerk platzieren möchtest, ideal ist. Vielleicht möchtest Du eine Blickachse besonders betonen und sie ist, aus einer anderen Richtung betrachtet etwas versperrt oder es sieht einfach nur unvollkommen aus. Das wäre schade. Manchmal reicht es aus, das Objekt um einen halben bis zwei Meter auf derselben Linie nach vorn oder nach hinten zu verschieben. Damit allein bringt man es in eine perfekte Position. Dann kann man es aus mehreren Richtungen gut sehen. Ich konnte z.B. ein Objekt so platzieren, dass es egal von wo der Weg führte, immer im Mittelpunkt stand. So zog es die Blicke von allen Seiten magisch auf sich. Das muss man geduldig ausprobieren. Foto oben: Waldemar Otto „Torsi“ Foto oben: Christoph Zdzuj „Nadel“ So unterstreichen Kunstwerke besondere Situationen im Garten wirkungsvoll Vielleicht hast Du im Garten ein besonderes Beet, das nur Du schätzen kannst, weil nur Du die Besonderheit der Pflanzen kennst. Du wunderst dich immer wieder, dass deine Freunde so achtlos daran vorbei gehen. Vielleicht ändert das alles. Stell einfach in das Beet eine schöne Skulptur. Das fokussiert den Blick und plötzlich werden auch die Blumen darin gesehen und bewundert. Doch achte darauf, das sich Kunst und Gartenkunstwerk sich gegenseitig ergänzen und so ein harmonisches Ganzes entsteht. Es wäre schade, wenn etwas zu dominant erscheinen würde oder gar verdeckt wird. Foto oben: Waldemar Otto „weibl. Torso XVII” Foto oben: Stephan Marienfeld „Loop“ Skulpturen können sogar kahle Hauswände oder Zäune beleben, wetten? Auch hier spielen Proportionen eine wichtige Rolle. Eine zu kleine Figur vor einer großen Wand würde nur verloren wirken und umso mehr würde die kahle Wand wahrgenommen werden. Sei mutig. Vielleicht stellst Du hier etwas Größeres auf. Oder überlegst dir ein oder mehr Objekte an die Wand hängen. Eine Clematis oder eine andere kletternde Pflanze belebt die Situation zusätzlich. Foto oben links: Waldemar Otto „Figur zwischen zwei Wänden“ Foto oben rechts: Uwe Schloen „Großer Vogelkasten“ So kannst Du deinen Garten optisch erweitern und sogar größer erscheinen lassen. Gib deinem Kunstwerk eine Aufgabe Platziere dein Kunstwerk zum Beispiel so, dass es wie eine Einladung wirkt oder wie ein Fenster in die Weite. Foto links: Christoph Zdzuj „Das Fenster“ Mehrere zusammenhängende Kunstwerke hintereinander platziert, können einen Weg in die Landschaft weisen. So wird der Blick auf eine dahinter liegende Weite gelenkt, die so vielleicht noch nie wahrgenommen wurde. In einem Garten, der geschlossen ist und keinen Blick nach außen erlaubt ist das anders. Hier helfen nach Größe gestaffelte Objekte oder einfach nur helle Objekte vor dunklen Hintergründen. Mit diesen Tricks wird eine optische Täuschungen erzeugt. Foto oben: Uwe Schloen „Das Gespräch“ und „Sie ist weg“ Überrasche deine Besucher und beziehe die Bäume in die Kunstinszenierung ein. Auch auf Bäumen lassen sich manche Kunstobjekte installieren. Fotos oben: Stephan Marienfeld „Dislike“ Prüfe zuerst die Tragfähigkeit der Äste. Ob aufgehängt, angenagelt oder angebunden, eröffnet diese Art der Präsentation eine neue Dimension. Die Bewunderung deiner Gäste ist garantiert! Achte darauf, dass die Bäume nicht verletzt werden. Falls Du Seile verwendest, sollte dort weiches Material unterlegt werden. Durchgänge von Kunst flankiert - so wird dieser Ort im Garten besonders Foto oben: Christoph Zdzuj „Konstrukt“ Besonders reizvoll sieht es aus, wenn die Tore oder Durchgänge links und rechts mit Kunst flankiert werden. So wird der Besucher durch den Garten geleitet. Der richtige Rahmen - die spannende Beziehung zwischen Kunst und Garten Ein einsames Kunstobjekt ohne einen Bezug zum Garten wirkt oft verloren. Manche Kunstobjekte müssen jedoch für sich stehen. Vor allem wenn sie von allen Seiten betrachtet werden müssen. Manche Skulpturen wirken am besten, wenn man ihnen einen Rahmen gibt, der sie belebt oder sie untermalt wie ein Passepartout die Bilder. Die Wahl der umgebenden Pflanzen spielt hier eine große Rolle. Platziere das Objekt deiner Wahl vor Hecken, Büschen oder Mauern, wenn seine hintere Seite nicht die Sichtseite ist und nicht besonders aufregend wirkt. Gib der Kunst einen pflanzlichen Rahmen, aber erzeuge keine Konkurrenz durch zu bunte, zu dichte und zu hohe Bepflanzung. Falls das Objekt von allen Seiten betrachtet werden muss, gib ihm Freiraum. Gib unruhigen Objekten, ob in Farbe oder Form, eine ruhige Umgebung. Eine geschnittene Hecke im Hintergrund wirkt beruhigend und hebt die Besonderheiten des Kunstobjektes hervor. Aber auch eine monochrome Bepflanzung mit Farnen, Epimedium oder Gräsern kann dieselbe Wirkung erzielen. Foto links: Waldemar Otto “Adam plündert sein Paradis” Denk an das Licht. Helle Objekte wirken gut in einer dunklen Ecke, dagegen dunkle oder stark strukturierte Objekte wirken viel besser in der Sonne. Wann gehst Du üblicherweise in den Garten? Die allerbeste Platzierung im Licht der aufgehenden Sonne nützt dir nichts, wenn Du zu dieser Zeit noch selig schläfst. Aber auch Schatteneffekte können wirkungsvoll sein. Sie können eine besondere Stimmung erzeugen. Schlichtere Skulpturen und die, die man nicht enträtseln muss, vertragen die Vielfalt der Natur und bunte Farben. So manche Skulptur kommt so richtig zur Geltung, wenn um sie etwas passiert, wie das Wogen der Gräser oder kontinuierlicher Wechsel der Farben. Foto oben: Waldemar Otto „Figur aus ihrer Prägung heraustretend“ Denke an die Dynamik, das Sich-verändern der Pflanzen. Im Laufe des Jahres verändert sich die Natur. Im Winter und im Frühling wirkt alles exponiert und ab Hochsommer könnte ein falsch platziertes Objekt in der hoch gewachsenen Blattmasse verschwinden. Foto oben: Claus Wettermann „o.Titel“ Falls Du Beete hast, die von allen Seiten erreichbar sind, ist es eine gute Lösung die Skulptur an die gegenüberliegende Seite eines Beetes zu stellen. So kannst Du sie auch im Hochsommer in voller Schönheit betrachten. Foto oben: Waldemar Otto „Eva“ Ein mitten im Beet platziertes Kunstwerk kann seine Wirkung verlieren, wenn es darin verschwindet. Andererseits kann es mystisch und geheimnisvoll wirken, wenn es groß genug ist. So wirkt es fast unerreichbar. Wenn man ein beständiges Bild anstrebt, wären immergrüne Bux- und Taxusformen um die Kunstobjekte eine gute Lösung. Die Strenge des starren Grüns wird hier durch die Kunst gemildert. Immergrüne Sträucher wie Ilex und Cotoneaster, die nicht geschnitten werden müssen, können eine lockere, elegante und im Bild beständige Umgebung zaubern. Denk an den Frühling. Dieser kann sehr kahl sein. Setze um die Kunstobjekte hohe Zwiebelgewächse, je nach Geschmack Tulpen, Narzissen, Allium, Camassia. Damit belebst Du die Kunst und gibst ihr einen schönen Rahmen als Übergang bis die Stauden hoch gewachsen sind. Foto oben: Stephan Marienfeld „Bondage“ Foto oben: Uwe Schloen „Rechtsruck“ Technik muss sein und passen Falls deine Kunstobjekte einen Sockel benötigen, denke an die übrigen Materialien im Garten. Ein weiteres Material, ob Holz, Sandstein, Granit oder Mauerwerk, das in deinem Garten nicht vertreten ist, wirkt schnell wie ein Fremdkörper. Bleib konsequent. Auch muss der Sockel mit der Kunst gut harmonieren und die Proportionen müssen bewahrt werden. Manchmal reicht ein niedriger Sockel, der das Kunstwerk nur aus dem Blütenmeer hebt. Manchmal wird ein hoher Podest oder Sockel benötigt, um eine kleine Arbeit auf Augenhöhe zu bringen. Egal wie groß deine Neuanschaffungen sind, und egal wie schwer sie sind, die wertvollen Stücke müssen aus Sicherheits- und aus Versicherungsgründen mit dem Boden gut verbunden sein. Schon beim Kauf solltest Du darauf achten, dass die Skulpturen eine dafür vorgesehene Vorrichtung haben. Auch die Sockel, auf denen sie montiert werden, müssen gut in der Erde befestigt sein. Das ist auch wichtig, damit die Kunst bei Überschwemmungen oder bei Maulwurfsschaden nicht beschädigt wird und niemanden verletzt. Zur Fixierung können bei schweren Böden, lange Eisenstäbe dienen. Bei leichten Böden kommt man um den Beton oft nicht herum. Foto oben: Waldemar Otto „Figur mit Gewand“ Foto oben: Uwe Schloen „Koffer“ Waldemar Otto und der Funke, der übersprang Du fragst Dich sicher, wie es dazu kam, dass ich so einen Meister wie Waldemar Otto ausstellen durfte. Es war ein Sympathiefunke, der beim Atelierbesuch zündete, außerdem eine große Portion von kindlicher Frechheit, die ich immer noch besitze. Als Waldemar Otto mir von einer kommenden Ausstellung in einem Museum in Holland erzählte, sagte ich zu ihm: „Wenn Sie in einem Museum bald ausstellen, dann könnten Sie demnächst auch in meinem Garten ausstellen!“. Zwei Wochen später bekam ich einen Brief von ihm, dass er dem Vorhaben mit Vergnügen zustimmt … Und so begann für mich das hoffentlich nie endende Abenteuer „Kunst im Garten“ und das Glück mit Künstlern zu arbeiten. Mein letzter Tipp für dich; denke bei der Idee für ein Kunstwerk vor allem an dich selbst. Es ist deins... Du möchtest es sehen, genießen und bewundern. Platziere es also so, dass es dir im Garten immer wieder begegnet. Ich wünsche dir, das deine Augen leuchten, wenn Du durch deinen Garten gehst. Deine Aleksandra Herzlichen Dank Aleksandra, für den inspirierenden Kurztrip in deinen Garten und die wertvollen Tipps. Möchtest Du den Garten selbst einmal besuchen, dann findest Du hier den Kontakt und die Öffnungszeiten. Hier geht es zum Garten Pristin Möchtest Du weitere Inspirationen für deinen Garten dann interessiert dich vielleicht auch dieser Beitrag: Forsthaus Espol - ein junger, individuell interpretierter Landschaftsgarten Bleib natürlich und bis zum nächsten Mal Deine Petra
- SEHEN SIE DAVON AB, DEKORATION ALS KUNST ZU VERKAUFEN!
Ein Gastbeitrag von Anke Schmitz, Grünes Blut Wenn es um "Kunst im Garten" geht, was liegt da näher, als der Künstlerin und Gartenarchitektin Kerstin von Klein die passenden Fragen zu stellen. Anke Schmitz gelernte Gärtnerin und Kunsthistorikerin mit Wurzeln in der Gartendenkmalpflege und Bloggerin Grünes Blut hat die Landschaftsarchitektin und Künstlerin Kerstin von Klein interviewt. Kerstin von Klein schon immer künstlerisch tätig, konnte jedoch aus gesundheitlichen Gründen (Allergien) nicht Kunst studieren. Als akzeptable Notlösung begann sie mit Germanistik und Slavistik (Russisch), verlor hier bald Sinn und Orientierung und fand Rettung in der Ausbildung zur Gärtnerin in einer Baumschule. Dem folgten fünf intensive Jahre im Garten- und Landschaftsbau und schließlich nochmals ein Studium, diesmal der Landschaftsarchitektur, an der GU-Essen-Duisburg. Nun schlossen sich jahrelange Arbeit in einem Planungsbüro und selbstständige Gartenplanungen an. Landschaftsplanerisch in Teilzeit, sorgte sie stetig für ausreichende Gelegenheit, um ihre Kunst, seien es Plastiken, Fotoarbeiten oder Installationen, voranzubringen und regelmäßig an Ausstellungen und Messen teilzunehmen. Weitere Ausstellungen findet ihr hier. Seit 2013 ist sie Mitglied im BBK-Köln. GB: Welche Effekte kann man mit Kunst (Skulpturen, Reliefs, Installationen) im Garten erzielen? KvK: Die Fragestellung berührt mich als Künstlerin eigentümlich und scheint mir kaum beantwortbar: Ein Designer hingegen sprudelt schon längst und erläutert Fokussierung, Akzentuierung, Ablenken von Unschönem, Finden der perfekten Form, kopfüber hinein in den neuesten Trend. Ich persönlich ringe immer noch um Antwort. Mein Problem dabei ist ganz einfach: Ich erstrebe keinen Effekt. Es gibt einen großen Affekt, der mich zur Kunst und zum individuellen Kunstwerk treibt. Dies einmal ausgelebt / in ein Kunstwerk gefaßt, entlasse ich in die Welt, an den Betrachter und gebe ich womöglich einem Käufer mit. Was der neue Besitzer damit in Folge tut oder nicht tut, bleibt seine Angelegenheit. Oft genug aber erstelle ich Kunst, von der klar ist, daß sie nie einen Käufer finden wird. Das ist das Wesen der Kunst. Sie genügt sich selbst. Will keinen Effekt in einer Umgebung, es sei denn, die Umgebung wird Teil des Kunstwerks oder die Kunst soll den Betrachter anrufen, über ein bestimmtes Thema nachzudenken. Dann genügt sie sich nicht selbst, sondern ist Mittel zum Zweck einer anderen künstlerischen Intention bzw. größeren Idee. Bildtitel: Kannnichmehr Ich höre natürlich dennoch gern, wer meine Arbeiten wie oder wo platziert. Ich kann dann die Arbeit in Gedanken noch ein wenig begleiten. Natürlich ist da auch Freude, wenn mir gespiegelt wird, daß man nach wie vor in Wertschätzung mit dem Kunstwerk lebt/umgeht. Und somit, bei näherem Hindenken, ja, würde ich doch gern öfter gefragt werden, WO oder WIE meine Kunst am besten stehen könnte. So glaubte ein Paar beim Probestellen, eine mannshohe Stehende aus meiner Werkstatt stünde perfekt vor einer Gabionenwand. Die einfache Frage: “Erkennen SIE ihre Figur denn gut vor diesem unruhigen, dunklen Hintergrund? Ich kann sie kaum entdecken! Ist doch schade um Ihr Geld?“ erzeugte verblüfftes und hilfloses Gelächter. Nein, Menschen, die sich singulär in eins meiner Werke verlieben, müssen noch lange kein Talent haben, die Arbeit wirkungsvoll, oder auch angemessen maßvoll zu stellen. Welchen Effekt man also mit Kunst im Garten erzielen kann? Einen ebensolchen wie in geschlossenen Räumen: Innehalten. Einen Schritt hinaustreten aus Alltäglichem. Die Codierung des Sehens ein wenig brechen. Stutzen machen, hängenbleiben an Trost, Freude, Aufruhr und Neuformatierung der eigenen Befindlichkeit im Abgleich zu dem, was gerade langweilt, stört, ärgert. Relativieren kann Kunst. Rückführen auf einen spezielle Seite des Kunstbetrachters, die sich immer wieder in Routine verschüttet. Laute Kunst braucht ein ruhiges Umfeld, ruhige Kunst kann in unruhiger Umgebung eine stille Insel bilden. So einfach? Doch, ich denke, so einfach. Mit all den Zwischenstufen, die dann eben doch individuell bleiben, wie die Kunst. Bildtitel oben links: Einfach lassen (Bronze weiss lackiert) Bildtitel oben rechts: DAS will ich Foto: Kurt Lübke Bildtitel unten: Sowas Bescheuertes aber auch GB: Passt Kunst eigentlich in jeden Garten? KvK: Wenn sich ein Mensch für ein wetterfestes Kunstwerk entscheidet, dieser Mensch noch dazu einen Garten besitzt und die Kunst dort ihren Platz finden soll – dann paßt exakt dieses Kunstwerk in exakt den Garten exakt dieses Menschen. Selbstverständlich! So selbstverständlich, wie keine Kunst der Welt in den Garten eines Menschen paßt, der keinen Sinn für Kunst hat. Heikel bis dramatisch wird es, wenn ER Kunst gekauft hat, die SIE nicht mag oder umgekehrt. Im entsetzlichsten Falle mutiert der Künstler zum Paartherapeuten. Leider ohne Zusatz-Honorar. Bildtitel unten links: Alptraum Landespflege Bildtitel unten rechts: Betrachtung neuen Leben GB: Was ist Ihrer Erfahrung nach der ideale Platz im Garten, um eine Skulptur dauerhaft zu platzieren? KvK: Erneut ganz ehrlich: Ich habe damit keinerlei Erfahrung. Meine Erfahrung im Ausstellungsbereich allerdings ist groß. Die Erfahrung im Garten haben meine jeweiligen Kunden, die mit meiner Kunst von dannen ziehen. Es zählt der einfache Menschenverstand. Ich würde eine Arbeit nicht mittig in der Rennstrecke des Wachhundes platzieren oder gleich neben dem Klettergerüst für die Kinder. Auch unterm Schlafbaum der Krähen oder Spatzen wird eine Arbeit schnell leiden. Es kann sinnvoll sein, die Kunst gleich neben einen Sitzplatz zu stellen und täglich mit ihr zu leben, sie ggf. ab und zu anzufassen. Es kann auch sinnvoll sein, sie am Ende des Gartens zu verstecken, um ein „Pilgerziel“ zu haben. Ebenso sinnvoll kann es sein, sie in eine Blickachse zu stellen, oder eben nicht, sondern die Blickachse lieber dem Acer griseum zu widmen! Wer Kunst kauft, dem unterstelle ich ein Minimum an Sensibilität. Ich möchte jeden Kunstkäufer ermutigen, sich Zeit zu lassen und sich selbst in diese Sensibilität zu zwingen. Mit der Plastik o.ä. zunächst zu wandern. Verschiedene Orte zu testen, sich hinein zu spüren, wo sich die Kunst am besten anfühlt oder ansieht. Es stellen sich hierbei oft Orte als genau richtig heraus, die an entgegengesetzter Stelle des Gartens zu jener liegen, für die man die Kunst zunächst geplant hatte. Das kann enttäuschend sein oder hart, sollte aber in jedem Fall ernst genommen werden. Der Käufer sollte sich selbst überrumpeln und überraschen. Die Kunst auch bewußt an völlig unmöglichen, zunächst blödsinnig erscheinenden Stellen parken. Vielleicht versucht SIE lieber zunächst allein. Dann ER auch allein. Vielleicht ergibt sich dann eine verblüffende Schnittmenge? Oder nicht und es braucht einen Ombudsmann… Ich persönlich trenne Garten und Kunst sehr. Ich trenne Kunst und Natur, Stadt und Land, den Waldspaziergang und den Opernbesuch. Ich persönlich liebe beides zu gleichen Teilen und wollte auf keinen Teil verzichten. Ich genieße aber in meinem Garten die Blüten, die Halme, die Düfte. Für mich als Misanthropin ist Kunst eine Spur des Menschen und in vielen Fällen empfinde ich darob Bedrängnis. Wenn ich tolerant und milde bin, werfe ich mich ins Theater oder in die Kultur. Gehe ich zu den Menschen. Wenn nicht, suche ich die Pflanzen und möchte so wenig wie möglich menschliche Spuren finden, so auch keine Kunst. Schon gar nicht von mir selber. Ich persönlich halte meine Kunst und auch die Kunst vieler anderen Menschen sehr gut in meinen vier Wänden aus – nicht im Garten. Das liegt aber vielleicht auch an meinem Beruf als Gärtnerin, daß ich doch immer gern Pflanzen ausprobiere und diese in den Fokus stelle. Vielleicht auch dezidierter wahrnehmen kann als der Laie. Viele Menschen empfinden anders, vielleicht beruhigt es sie, in der Natur, im Garten, ihrer persönlichen Wildnis, wo schon ein Gehölz, das höher wird als 1,60 m und eine Bedrohung darstellt, auf menschliche Spuren zu stoßen und daher möchten sie Kunst auch im Garten finden. Ich weiß das nicht… Eine wunderbare Zwischensituation bilden Innenhöfe. Hier reicht wenig. Ein Großstrauch als Baum, fünf Stauden, eine Skulptur. Großartig! Und alles miteinander. Urbanität. Egal in welcher Form- oder Stilsprache. Bildtitel unten links: Kannnichmehr Bildtitel unten: Ohneee Foto: Kurt Lübke GB: Eine ganz technische Frage: Welche Materialien kommen für eine solche "Gartenskulptur" in Frage und inwieweit spielt bei solchen Objekten auch der Verfall, die Veränderung des Materials eine Rolle? KvK: Was ist eine „Gartenskulptur“? Gartenkunst ist die Kunst, einen Garten zu gestalten. Als Gartenskulptur sehe ich zahllose Schlossgärten, Cottage-Gärten, Privatgärten besonderen Niveaus. Fast alles was man unter dem Schlagwort „Gartenskulptur“ finden kann, hat mit Kunst wenig bis nichts zu tun. Es handelt sich in diesen Fällen um Dekoration, bestenfalls um Design. Es gibt ein breites Feld pekuniär sehr erfolgreicher Kunsthandwerker, die ein Leben lang fleißig arbeiten und glauben, Kunst zu schaffen. Das soll jenen unbenommen sein, das kann ich aber weder beurteilen noch besprechen. Dass die Skulptur eines Künstlers später in Bronze gegossen auch im Garten landet, ist möglich und vielfach praktiziert, aber es wird wohl niemals ein ernsthafter Künstler sich diesen Weg als Schaffensprozess vorgenommen haben, sondern lediglich zugelassen als Mittel zum Zweck einer bestimmten Präsentationsform. Ist Henry Moores „Liegende“ eine „Gartenskulptur“? Sind Agnes Martins Linien eventuell ein „Sofabild“? Gerhard Richters Fenster „Domkunst“? Es gibt schließlich ganze Märkte und Veranstaltungen, die mit „Kunst im Garten“ werben und viel ehrlicher den Begriff „Kunsthandwerk“ verwenden sollten. Die Grenze schwimmt und der Diskurs darüber zeigt sich voller Tretminen, aber ich würde mir wünschen, daß lokale Journalisten und auch der Betrachter und Besucher mehr Mut in der Behandlung des Themas KUNST lernen. Zu trennen, was Dekoration, durchaus hübsch und ansehnlich, leistet, und was Kunst leistet. In Bezug auf die Eignung antworte ich spitzfindig: Jedwedes wasserfeste Material? Diese Frage läßt sich aber nicht mit einem konkreten Material beantworten, da mit einem Kunstwerk alles gewollt sein kann. Ewigkeit oder Vergänglichkeit. Es gibt Kunst, die darf verschwinden, die soll sogar verschwinden, läßt ungebrannten Ton in der Witterung sich verändern und auflösen. Dann wieder soll sie ewig überdauern. Oder zumindest solange ihre Form und Farbe halten, bis der Käufer seinen letzten Puster getan hat. Damit sich die Investition auch lohnt, sozusagen. Der streetart-Künstler Decycle sagt: „Vergängliches ist wertvoller als Ewiges“. Schön. Das formuliert den Ausruf neu: „Du wirst erst wissen, was du an mir hattest, wenn ich nicht mehr da bin!“. Kürzlich stieß ich auf die Abschlussarbeit des japanischen Bildhauers Eriko Yamazaki an der Hochschule Weissensee. Yamazaki ringt zwischen den Kulturen Europas und Japans und im eigenen Schaffen um die Darstellung von Vergänglichkeit und hat sich intensiv mit Materialien, Prozessen und Wirkungen auseinandergesetzt. Ignorieren wir aber all die Möglichkeiten von Prozessen, Installationen, performativen Elementen etc. und konzentrieren uns auf den ganz konkreten Fall: „Mensch kauft Skulptur und will diese auch vererben“, dann sollte jene gefälligst aus einem licht- und wasserfesten Material bestehen, sonst schauen die Enkel in die Röhre. Bestimmte Hölzer, Naturstein, Keramik, Glas, Beton, Polyester, Bronze, Eisen, Aluminium, Gold, Silber, Platin. Hält alles recht lange. Und ja, es gibt sehr lange haltbare Materialien, die an Luft und in Wetter reagieren und sich verändern, womöglich schöner, in jedem Fall anders werden. Holz kann vergrauen, ich bevorzuge den Ausdruck versilbern, und seine optische Wirkung gravierend verändern. Polierten Stahl sollte man immer hübsch sauber halten um die sicherlich gewünschten Spiegelungs-Effekte genießen zu können. Unbehandelter Beton kann im Wetter eine wunderbare Patina ansetzen und wirken wie grauer Sandstein oder ein ähnlicher Naturstein. Bronze wird in den meisten Fällen vorab patiniert. Dies bedeutet eine chemische Behandlung, die den langjährigen Prozess natürlicher Reaktion vorweg nimmt und ihm auch eine farbliche Hauptrichtung gibt. Bildtitel unten: Keine Anbetung GB: Haben Sie persönlich einen Gartenraum während des Schaffensprozesses im Kopf? KvK. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie Kunst für einen Ort, ganz gleich ob im Innenraum oder im Gartenraum, geschaffen. Der Designer muss sich Gedanken über den Kunden, den Endverbraucher, die Rahmenbedingungen machen, sonst bleibt er auf seinem „Produkt“ sitzen. „Kunst am Bau“ bespielt Orte/Gebäude/Räume womöglich auch Gärten. Eine Installation braucht Ort und Raum. Reibung, Impuls baulicher oder umfeld-bedingter Art. Formal sich von Umgebung beeinflussen zu lassen ist für mich in Bezug auf meine Plastiken undenkbar. Ich mache Kunst am und aus dem Menschen. Das bedeutet das Finden eines Ausdrucks auf andere als auf gewohnte Weise, da die gewohnte Weise durch Wort oder Gesten nicht ausreicht für Gedanken oder Gefühle, die geäußert werden wollen. Meine Plastiken brauchen ein Zuviel an Empfindung. Mir war schon als Kind klar, daß ich Künstlerin BIN, lernte früh viele Künstler kennen, die ihren Lebensunterhalt mit Taxi-Fahren und Kellnern verdienen und hatte immer den Anspruch, daß mein Brot-Job anspruchsvoller und beständiger sein sollte. In Rückbesinnung auf kindliche Wurzeln habe ich mich meiner anderen Hälfte, der Liebe zur Natur und den Gärten zugewandt. Daß dabei gestaltet wird, ist nützlich und schön. Kunst und Garten haben für mich persönlich so viel miteinander zu tun, wie ein Theaterbesuch mit dem Beobachten von Kaulquappen. Same same but different. Beides gehört zu mir. Beides fordert genaues Hinsehen aber auch ein gewisses Maß an Selbstvergessenheit zum richtigen Zeitpunkt. Daß viele meiner Kunden die Bronze-Plastiken in ihren Garten stellen, ist logisch, aber nicht notwendig, da die Arbeiten sich durch Wetterfestigkeit auszeichnen. Nach zehn Jahren ausschließlicher Arbeit mit Gips, kam ich durch viele Zufälle und die persönliche Bekanntschaft mit einem Bronze-Giesser zur Bronze. Dieser Schaffensprozess bedeutet „Hergabe“ der Plastik und „Wiederbekommen“ in einem gänzlich anderen Material. Gewöhnungsbedürftig! Meine Plastiken entstehen durch intensive Auseinandersetzung mit Menschen, deren Eigenheiten, Erlebnisse, Emotionen. Meine Kunst bildet den Blitzableiter, den Einschlag, die Lawine als Kulminationspunkt von Verstehen. Wer sich darin wiederfindet, wird für das entstandene Kunstwerk seinen Ort finden, drinnen oder draußen. Bildtitel oben: Leiser Versuch Bildtitel unten: Nuex und Hm? Mein Appell an Gartenbesitzer und Journalisten: Nehmen sie Zeit und fassen sie Mut, sich für KUNST zu interessieren, trauen sie sich Einlassung. Sehen sie davon ab, Gartendekoration als Kunst zu bezeichnen und dem Volk dies zu verkaufen. Das wird keinem der beiden Felder gerecht und macht niemanden schlauer. Wer sich professionell mit Kunst befasst, darf das Kind auch beim Namen nennen! Ihre Kerstin von Klein Anke Schmitz ist gelernte Gärtnerin und Kunsthistorikerin und hat ihre Wurzeln in der Gartendenkmalpflege. Ihre Gesprächspartner, die sie auf Ihre Webseite Grünes Blut und der Gartenpraxis interviewt, stammen aus der Gartendenkmalpflege, sind Teil zeitgenössischer Gartenströmungen, Blogger, Wissenschaftler, Künstler oder aus der freien Wirtschaft. Möchtest Du mehr über Kunst im Garten erfahren? Vielleicht interessiert dich ja auch der Blogbeitrag von Alexandra Pristin: Skulpturen im Garten - wie sie am schönsten wirken Ich wünsche dir eine gute Zeit und bleib natürlich deine Petra
- GARTENPLANUNG - WIE VERMESSE ICH MEIN PFLANZENBEET
. VORBEREITUNG ZUR GARTENPLANUNG - DAS AUFMASS Für jede Gartenplanung brauchst Du verlässliche Maße. In Bildern zeigen wir Schritt für Schritt wie Du dabei vorgehen kannst. Was Du benötigst sind Maßband, Zollstock, ein A4 Blatt mit einer festen Unterlage, einen spitzen Bleistift und am Besten eine zweite Person. Und schon kann es losgehen. Aufmaß im Garten - so gelingt`s Stell dir vor, der Gartenschlauch ist die unregelmäßig geschwungene Kante deines Beetes. Such dir eine gerade Begrenzung. Das kann ein Zaun eine Wegekante oder eine Hausmauer sein. In unserem Fall haben wir das Maßband entlang des bestehenden Zauns ausgerollt. Den Null- Punkt legst Du an den äußersten Beetrand. Solltest Du keine gerade Bezugskante in der Nähe finden, legst Du das Maßband frei über das Beet. Das geht auch, nur musst dann beidseits messen, d.h. links und rechts des Maßbandes. Mach dir eine ungefähre Skizze der Fläche. Das muss vorerst gar nicht maßstäblich sein oder genau stimmen. Es genügt die etwaige Form zu zeichnen. Das ist deine Grundlage um die tatsächlichen Maße einzutragen. Das Maßband liegt mit dem 0 Punkt an der äußeren Kante des Beetes. Nun lies entlang des ausgerollten Maßbandes die Meterzahlen; 1m; 2m, 3m usw. ab und miss von dort im rechten Winkel bis zum Gartenschlauch. Als weiteres Messwerkzeug eigenen sich weitere Maßbänder oder Zollstöcke. Alles bedacht; von der Skizze zum vollständigen Gartenplan Auf deiner Skizze trägst Du die gemessen Werte Stück für Stück ein. Solltest Du ein Gehölz oder Baum in der Fläche haben, den Du in die Planung einbeziehen möchtest, messe ihn ebenfalls ein. Das Prinzip ist das selbe. Der Sonnenschirm ist quasi „unser Baum“… Gartenplan im richtigen Maßstab Unsere Skizze wird nun in den richtigen Maßstab gebracht. Je nach Beetgröße bieten sich die Maßstäbe 1:100 oder 1:50 an. Du benötigst ein Lineal besser noch einen Maßstab. Falls Du keinen Maßstab hast und 1:50 zeichnen möchtest, musst Du wie folgt rechnen; 2cm auf dem Papier sind 1m in der Natur. Wir zeichnen sehr häufig im Maßstab 1:100: 1cm auf dem Papier sind 1m in der Natur. X und Y Achsen... und schon entsteht ein Gartenplan Übertrage die tatsächlich gemessenen Werte der Senkrecht-Achsen und markiere dabei mit einem x . Im Grunde genommen ist das derselbe Vorgang wie das Ausmessen draußen, nur eben maßstäblich und auf dem Papier. Schon die vielen "x" verraten die Kontur des Beetes. Diese verbinde nun miteinander und es entsteht dein Beet in dem richtigen Maßstab. Der eingemessene Baum wird nach derselben Vorgehensweise eingetragen. Dieser Gartenplan ist die perfekte Grundlage für deine Ideen Über deine Skizze mit der Beetkontur kannst Du nun ein Blatt Transparentpapier legen. Wir befestigen es hier mit Malerkrepp, welches sich gut lösen lässt. Zeichne die Kontur deines Beetes auf das Transparentpapier nach. Jetzt hast Du die perfekte Grundlage für den Pflanzplan. Auf dem Transparent kannst du verschiedene Beetplanungen vornehmen und Ideen testen, ohne deine Grundlage zu benutzen. Möchtest Du dein Beet nun planen und weißt nicht wie Du beginnen sollst? Dann lies hierzu den Beitrag für 6 Schritte zur Gartengestaltung! Übrigens: Diese Bilder sind im Jahr 2017 entstanden, als Leonie ein Praktikum in unserem Büro absolviert hat. Heute ist sie fester Bestandteil des Duos Design Natürlich. Wir hatten Spaß beim Ausdenken der folgenden Bilderfolge und würden uns wünschen, dass Du gut danach arbeiten kannst. Bleib natürlich! Deine Petra und Leonie
- EIN FRÜHLINGSGARTEN OHNE BLUMENZWIEBELN – UNDENKBAR!
Ein Gastbeitrag von Sylvia Knittel und Ina Timm Wenn sich in grauen Februartagen das trübe Wetter aufs Gemüt schlägt, freut man sich auf Pflanzengrün und Blütenfarbe. Pflanzensehnsucht macht sich breit. Kaum scheint einen Tag lang mal die Sonne, lugen schon die ersten Krokusse und Schneeglöckchen zwischen den noch längst nicht abgeschnitten Stauden hervor. In so einer Zeit kommt das Gartenbuch von Sylvia Knittel und Ina Timm gerade recht. Hier kann man erahnen, was uns demnächst erwartet. Zahlreiche Fotos laden zum Schwelgen ein. Die Texte sind informativ und erklären, was sich hinter den schönen Kombinationen an Know How verbirgt. Wer jetzt im eigenen Garten im Herbst gut vorgesorgt hat, wird sich in Kürze an der eigenen Blumenpracht im Frühlingsgarten erfreuen. Sylvia und Ina haben für uns einige Tipps und Inspirationen mitgebracht: Sylvia Knittel fotografiert seit Jahren leidenschaftlich in Gärten und Natur. Besonders angetan haben es ihr die Zwiebelpflanzen. Auch in ihren bisherigen eigenen Gärten hat sie auf die Gestaltung mit Geophyten sehr viel Wert gelegt. Dabei geht es ihr besonders um eine leichtfüßige und naturnahe Anlage, die gut an den Standort angepasst ist und wenig Arbeit benötigt, um gut auszusehen. Sie ist Mitgründerin des campus botanicus . campus botanicus veranstaltet virtuelle Vorträge und Kurse rund um das Thema Garten und Botanik für alle Gartenfans von Einsteiger:innen bis Profis. Hier hat sie bereits mehrfach zu Zwiebelblühern vorgetragen. Du möchtest mehr über Sylvia Knittel erfahren? Klicke hier. Ina Timm studierte Garten- und Landschaftsarchitektur und lebt im blühenden Tübingen. Ihr Büro ist auf den Entwurf und die Bauleitung von Privatgärten spezialisiert. Als Autorin liegen ihr die Themen gute Gestaltung und Klimawandel besonders am Herzen. In ihren Büchern verrät sie gerne ihre gestalterischen Tipps und Tricks – damit jeder Leser seinen ganz eigenen, maß-geschneiderten Gartentraum verwirklichen kann. Ina Timm ist die Autorin des Bandes »Robuste Schönheiten für den Garten«, der ebenfalls im BLV Verlag erschienen ist. Du möchtest mehr über Ina Timm erfahren? Klicke hier. Foto oben: Ein Frühlingsteppich von Elfenkrokus Crocus tommasinianus und Winterlingen Eranthis im Hermannshof Foto: Sylvia Knittel Foto oben: Elfengleich ist der Elfen-Krokus Crocus tommasinianus Foto: Sylvia Knittel Foto oben: Verschiedene Schneeglöckchen und Christrosen Helleborus blühen in Sylvias Garten Foto: Sylvia Knittel Ein detaillierter Blick auf Blumenzwiebeln, Knollen und Rhizome Blumenzwiebeln sind weit mehr als Krokusse und Tulpen. Sie sind von Januar an wertvolle Begleiter durch das Gartenjahr. Wie das mit den Zwiebeln funktioniert, zeigt unser Buch „Robuste Traumgärten gestalten – wie Sie Ihren Garten für das Klima wandeln“. Wir räumen mit Vorurteilen auf und zeigen, warum Blumenzwiebeln, Knollen- und Rhizompflanzen zu den Gartenstars der Zukunft gehören. Denn sie sind für jeden Garten unverzichtbar. Vom Naturstandort lernen Erstaunlich viele Blumenzwiebeln, Knollen und Rhizome blühen in Europa auf wilden Wiesen, an steilen Hängen oder in unseren Wäldern. Wir haben uns angesehen, wie diese Naturstandorte detailliert beschaffen sind. So wächst der Hohle Lerchensporn ohne unser Zutun immer im lichten Blätterschatten von Bäumen in der Natur. Die schöne Weinbergtulpe oder die blaue Traubenhyazinthe hingegen gedeihen massenweise auf warmen Südhängen, die auch gerne trocken sein dürfen. Wo es ihnen gefällt, vermehren sie sich ohne unser Zutun. So entstehen zauberhafte Wiesen oder leuchtende Waldböden – richtige Traumorte und gleichzeitig Modell für unsere Gärten. Im Buch „Robuste Traumbeete gestalten“ haben wir dieses umfangreiche Wissen um die natürlichen Standorte von Blumenzwiebeln, Knollen und Rhizome zusammengefasst. Für jede einzelne Art gibt es Tipps, damit die Pflanzen, die später im Garten wachsen, prächtig gedeihen. Foto oben: Ein Meer aus Prärielilien Camassia leichtlinii, Hasenglöckchen Hyacinthoides hispanica und Tulpen schaffen im Hermannshof atemberaubende Frühlingsmomente. Foto: Sylvia Knittel Foto oben: Romantisch verträumte Kombinationen ergeben sich mit dem Wiesenschaumkraut Cardamine bulbifera und verschiedene farblich passende Tulpen, wie hier im Hermannshof Weinheim. Foto: Sylvia Knittel Foto oben: Die kleine frühe Iris, Iridodictyum reticolata 'Fabiola' treibt schon früh aus. Besonders schön passt sie zwischen immergrünen horstbildenen Seggen. Foto: Sylvia Knittel Lebensbereiche im Frühlingsgarten Geophyten sind besonders robust, wenn sie standortgerecht eingesetzt werden. Dabei unterscheiden sich die Lebensbereiche für Zwiebel- und Knollenpflanzen leicht von denen, die Hansen-Stahl für Stauden definiert hat. Denn für eine Blumenzwiebel macht es durchaus einen Unterschied, ob sie an einem Hang steht, oder auf einer flachen Ebene, auf der sich das Wasser stauen kann. Auch bei den Feuchtebereichen haben wir angepasst. Die Speicherorgane vor allem von Blumenzwiebeln und Knollen vertragen keine dauerhafte Nässe. Dafür wachsen sie an sommertrockenen Stellen, wo andere Pflanzen schlapp machen. Klimagenies Geophyten Zum Glück beeindruckt der Klimawandel die meisten Blumenzwiebeln recht wenig. Wenn es im Sommer wärmer wird und weniger Regen fällt, dann verweilen Osterglocken oder Märzenbecher gut geschützt im Boden. Sie verdunsten kein Wasser, denn in den unterirdischen Organen ist alles gut gespeichert. Viele bei uns in den Gärten eingesetzte Pflanzen wie Tulpen, Krokusse, Steppenkerze oder Kaiserkronen sind Beispiele für Pflanzen, die ursprünglich aus wärmeren Gegenden Europas und Asiens stammen. Die Zwiebel-Hotspots reichen von Griechenland bis in die trockenen Bergregionen von Kirgisistan. Sie haben schon immer im Sommer sicher vor der Bruthitze geruht. Geophyten sind also richtige zukunftsfähige Klimagenies! Foto oben: Die kleinen gelben Narzissen Narcissus triandrus 'Hawera' und die blauen Traubenhyazinthen Muscari blühen hier im Gräsergarten im ega Park Erfurt zwischen den austreibenden Gräsern. Foto: Sylvia Knittel Foto oben: Ein sonniges Farbfeuerwerk zünden im Frühling Narcissus triandrus 'Thalia', Tulipa 'Ballade Gold', Tulipa 'Gwen', Tulpe 'Maureen', Tulpe 'Recreado', Tulpe 'Virichic', wie hier auf der BUGA Erfurt im Großen Staudenbeet Foto: Sylvia Knittel Robuste und stabile Pflanzungen Für robuste und stabile Pflanzungen haben wir eine Vorgehensweise erarbeitet, bei der optimale Bedingungen eine wichtige Rolle spielen. Dies ist insbesondere für Geophyten wichtig, da diese nur eine kurze Vegetationsperiode haben, um alle Nährstoffe für die Blüte im kommenden Jahr einzulagern. Der erste Faktor ist der Standort. Stimmt er, so ist dies der wichtigste Schritt zum guten Gedeihen. Unsere Gliederung umfasst: Gehölz (G), Gehölzrand (GR), Hang Nord (HN), Hang Süd (HSÜ), Felssteppe (FST), Beet/Freifläche (B), Wiese (Wi) und Rasen (RA). Hinzu kommen drei Feuchtebereiche, die in Kombination mit dem Standort starken Einfluss auf die Geophyten haben. Der zweite Faktor ist der Boden. Sandböden bieten andere Voraussetzungen als Tonböden, um beide Extreme zu nennen. Somit wachsen dort auch andere Pflanzen. Der dritte Faktor ist die Versorgung mit Nährstoffen, auch hier gibt es verschiedene Ansprüche. Hier gibt es mannigfache Gestaltungsmöglichkeiten, denn selbst innerhalb der Gattungen gibt es extreme Unterschiede. Nur ein Beispiel: Es gibt Allium, die sehr magere und trockene Standorte benötigen, um zu gedeihen, aber auch Arten und Sorten, die feuchtere und/oder fettere Standorte vertragen. Foto oben: Bunte Frühlingsteppiche zaubern die kleinen Alpenveilchen Cyclamen coum und der Elfenkrokus Crocus tommasinianus hier im Hermannshof. Foto: Sylvia Knittel Foto oben: Narzissen gibt es nicht nur in leuchtendem Gelb. Foto: Sylvia Knittel Optisch ansprechende Kombinationen Jede Zwiebelpflanze hat ihren eigenen Habitus. Wie stehen die Blüten, wie sehen die Blätter aus? Nach oder mit den Blüten kommen die Blattschöpfe. Bei einigen sieht das Laub teils schon zur Blütezeit nicht mehr gut aus. Dazu gehören die meisten Allium und Steppenkerzen. Früh austreibende Stauden sind hier wichtig, die die schon braunen Blätter verdecken. Andere hingegen haben Laub, das lange gut aussieht und genauso eingesetzt werden kann wie das anderer Stauden. Diese Geophyten sollten auch entsprechend präsentiert werden. Das spät blühende Allium senescens (Ausdauernder Lauch) eignet sich sogar zur Beetbegrenzung und Cyclamen coum (Alpenveilchen) und Erythronium (Zahnlilien) erfreuen mit wunderschön marmorierten Blättern. Geophyten sind ebenso vielfältig wie andere Stauden. Die meisten haben eine kürzere Vegetationszeit und machen daher Platz für andere Stauden im Jahresverlauf, so dass sich schöne abwechslungsreiche Beete über das Jahr hin inszenieren lassen. Bei den Gestaltungsmöglichkeiten schauen wir immer in zwei Richtungen: Der Blick auf den Standort zeigt, welche Partner am Naturstandort wachsen. Diese lassen sich auch im Garten einsetzen und ergeben natürliche Pflanzbilder. Welche Gartenstauden gibt es, die ähnliche Ansprüche haben und sich gut kombinieren lassen? Hier beachten wir die Aspekte über das Jahr hinweg. Foto oben: Die hübsche Wildart Tulipa praestans 'Füsilier' blüht hier im Hermannshof in Weinheim mit der Traubenhyazinthe Muscari latifolium. Foto: Sylvia Knittel Foto oben: Eine frühblühende und leuchtende Schönheit ist die Feuertulpe Tulipa whittallii. Foto: Sylvia Knittel Foto oben: Hier blüht Lilium martagon 'Guinea Gold' mit anderen Stauden. Foto: Sylvia Knittel Um diese Entscheidungen leichter treffen zu können, haben wir am Ende unseres Buches eine Liste der Geophyten nach den Lebensbereichen zusammengestellt. Diese Tabelle bietet Inspiration, um die für jedes Gartenbeet passenden Pflanzen zusammenzustellen, die dauerhaft im Boden bleiben können und sich jedes Jahr immer ein wenig mehr Fläche in eurem Beet erobern werden. Wer diese Schritte mit uns geht, wird am Schluss ein tolles Blütenparadies im Garten geschaffen haben, das pflegeleicht ist, locker mit dem Klimawandel klarkommen wird und wunderschöne Blühmomente beschert. Viel Vergnügen beim Lesen wünschen Sylvia Knittel und Ina Timm Foto oben: Die lilienblütigen Ballerina-Tulpen gibt es in vielen Farben. Sie passen gut zu anderen zeitgleich blühenden Tulpen in anderen Formen. Foto: Sylvia Knittel Foto oben: Zart wie Porzellan ist die Zahnlilie in Weiß – Erythronium revolutum ' White Beauty'. Foto: Sylvia Knittel Foto oben: Mit einer Höhe von 1,20 bis 1,0m ist der Zierlauch Allium 'Summer Drummer' ein Gigant im Staudenbeet. Hier blüht er mit hohen Stauden, wie der Hanfblättrige Eibisch Althaea cannabina und Verbascum chaixii. Foto: Sylvia Knittel Foto oben: Staudenbeet im Hermannshof, im Juni blüht der markante Zierlauch Allium 'Forelock' zusammen mit Lavendel und dem Perlgras Melica transsilvanica. Foto: Sylvia Knittel Foto oben: Der ganzjährig attraktive kleine Berglauch Allium senescens 'Millenium' blüht hier mit dem feinen Tautropfengras Sporobulus heterolepis und Sedum, Gräserbeet des Erfurter ega Parks. Foto: Sylvia Knittel Ich wünsche dir einen schönen Frühling mit viel Blütenfarbe und frischem Grün! Bleib natürlich Petra
- TROCKENMAUERN IM GARTEN
Ein Gastbeitrag von Peter Berg Ein prägendes Element, welches in bergigen Landstrichen völlig normal ist, findet man in flachen Gegenden eher selten – die Natursteinmauer. Zu Unrecht! Auch wenn nicht gerade ein Hanggrundstück abgefangen und terrassiert wird, Trockenmauern lassen sich in allen Gärten gestalterisch einsetzten. Dabei gibt es viele Möglichkeiten. Es kann eine Trennwand aus Natursteinmauerwerk als Abgrenzung und Sichtschutz zum Nachbar sein, einen mit Naturstein eingefassten tiefergelegten Sitzplatz oder eine Treppe vom Haus in den Garten. Peter Berg von Peter Berg Gartendesign ist im Umgang mit Steinen Meister seines Fachs. Er hat für uns diesen Blogartikel geschrieben, den ich um den pflanzlichen Aspekt ergänzt habe. Peter Berg ist Inhaber der Firma Peter Berg Gartendesign und lebt und arbeitet in einer Weinbauregion, wo Trockenmauern ganz selbstverständlich das Landschaftsbild prägen. Hier im Ahrtal ist er so tief verwurzelt, dass das Arbeiten mit Steinen zu seiner Leidenschaft geworden ist. Zu Beginn hat er die alten Mauern abgebaut, wo sie nicht mehr gebraucht wurde. Das Material hat er geborgen und es in neuen Projekten wieder neu aufgebaut. Später hat er immer wieder Steine organisiert und damit in seinem Garten experimentiert. Durch Helmut Schieder aus der Weinbauregion Langenlois an der österreichischen Gartenbauschule wurde ihm klar, dass diese alte Handwerkskunst durch Workshops weitervermittelt werden muss. Durch ihn bekam er internationale Kontakte, besonders zu Irischen Spezialisten. Wunderschön terrassierte Weinberghänge In den Weinbergen am Neckar, an der Mosel und im Ahrtal gibt es nach wie vor wunderschöne terrassierte Hänge zu besichtigen, welche die Landschaft einmalig prägen. Trockenmauern haben hier deshalb einen hohen kulturhistorischen und landschaftsökologischen Wert. Das Erfreuliche – allmählich lebt die Kunst des Trockenmauerbaus auch in Deutschland wieder auf, denn ohne gekonnte Pflege sind diese alten Kunstwerke dem Verfall preisgegeben. Die Mallorquiner haben den Wert ihrer Trockenmauern für die Kulturlandschaft bereits erkannt und sind mit einer eigenen Schule für Trockenmaurer im Örtchen Soller schon einen bedeutenden Schritt weiter. Bekannt für ihre gekonnten Trockenmauern und reichhaltigen Erfahrung sind aber auch die Schweizer, Engländer und Schotten. Trockenmauern im Garten selber bauen – darauf kommt es an Das Aufsetzten von Trockenmauern ist also eine uralte Handwerkskunst. Sie findet sich weltweit mit unterschiedlichen Techniken und Ausprägungen, die in der Regel den vor Ort vorhandenen Steinen geschuldet sind. Auch im Garten lassen sich mit Trockenmauern unterschiedliche Räume schaffen oder abschüssige Grundstücke geschickt zonieren. Je nachdem in welcher Region, welches Material ansteht, werden die Mauern jeweils zu einem besonderen ortstypischen Unikat. Am einfachsten lassen sich flache Steine zu einem Schichtmauerwerk verwenden. Das sind die 8 wichtigsten Regeln für ein Schichtenmauerwerk: Längliche Steine lassen sich wie gesagt, natürlich einfacher schichten als quadratische Formate. Wichtig ist, dass es innerhalb der Schichten zu einer so genannten „Überbindung“ innerhalb des Mauerwerks kommt. Das bedeutet, dass die Stoßfugen zwischen den Steinen der unteren Schicht immer von einem Stein in der darauf liegenden Schicht überdeckt werden. Wird dies nicht beachtet, entstehen Kreuzfugen und die sind hier ebenso verpönt wie beim Naturpflaster. Enge Fugen sind kein Muss und das gekonnte Verkeilen mit kleinen Steinen erhöht durch mehr Reibungswiderstand die Standfestigkeit erheblich. Alle Steine werden Höhengerecht durch Steinkeile fixiert und auch gegeneinander, die Keile erhält man durch das bearbeiten der Steine. Trockenmauern sind Schwergewichtsmauern. Das ideale Verhältnis von Mauerdicke zu Mauerhöhe beträgt 1:3, wobei eine Mindestbreite von 30cm bis 40cm einzuhalten ist. Die Mauern werden mit einem Anlauf (Neigung zum Hang) von 5-10% gebaut. Eine Hintermauerung bei Stützmauern ist ebenso unerlässlich wie die Drainageschicht, welche das ansonsten zerstörerisch wirkende Wasser schnell ableitet. Mindestens 10% der Steine müssen Bindersteine sein, während deren Einband über die gesamte Mauertiefe geht. Schichtartige Steine, die möglichst waagerecht eingebaut werden sind am meisten zu empfehlen. Ideal ist es größere Steine als Mauer Abdeckung zu nehmen. Optische Variante – Wechselmauerwerk Bei einem Wechselmauerwerk ändern sich immer wieder die Schichthöhen, weshalb eine solche Mauer lebendig wirkt. Die Steine, welche den Schichtwechsel einleiten, tragen den bezeichnenden Namen „Wechsler“. Die Ansichtsflächen der Mauersteine können auf Wunsch unterschiedlich bearbeitet werden. Als Spaltfläche bezeichnet man die rohe unbearbeitete, beim Spalten entstandene Frontseite. Das Spitzen (die Ansichtsfläche wird mittels eines Spitzeisens flach abgespitzt), Bossen (die Steine wirken danach wie ein künstlicher Fels) und Scharrieren (die Bearbeitung mit dem Scharriereisen ergibt eine feine, flächige Oberfläche) sind wohl die bekanntesten Arten der handwerklichen Frontseitenbearbeitung, die aber unwillkürlich auch die Blicke der Betrachter auf sich ziehen. Auf keinen Fall dürfen solche Mauerfronten vom Gesamtbild des Gartens ablenken, sondern maximal die Architektur und den Ausdruck des gärtnerischen Gesamtwerkes unterstützen. Trockenmauern als Lebensraum Sicher, die kunstvoll errichteten Mauern aus Natursteinen wirken ästhetisch auch ohne Pflanzen. Einfach weil die Steine selbst sehr lebendig sind. Mit pflanzlichen Begleitern werden Steine noch lebendiger. Dort wo es gestalterisch passt, entsteht ein schönes Zusammenspiel zwischen urwüchsigem Stein und zarten Pflanzen. So werden bepflanzte Trockemauern zu einem kleinen vertikalen Garten “en miniature”. Um diese Möglichkeit einer bepflanzten Mauerbepflanzung aufzuzeigen, möchte ich den Beitrag von Peter Berg um diesen pflanzlichen Aspekt erweitern. Schließlich habe wir diese Symbiose aus Naturstein und Stauden, Gräser und Gehölze bereits im Garten Dammermann gemeinsam erprobt. Stell dir vor; aus den sonnenbeschienenen Ritzen zwischen den Steinen ranken dann üppige Polster leuchtenden blauen Blütchen der Glockenblumen. Hauswurz und Mauerpfeffer thronen auf der Mauerkrone oder im Schatten wachsen kleine zarte Tüpfelfarne, Lerchensporn oder Zimbelkraut. Sogar wärmeliebende Kräuter lassen sich pflanzen, denn die Steine einer Trockenmauer wärmen sich in der Sonne auf. Wann ist der richtige Zeitpunkt eine Trockenmauer zu bepflanzen? Die Pflanzzeit für eine Trockenmauer liegt zwischen März und September. Gerade im Frühjahr ist eine Pflanzung ideal. Die Pflanzen beginnen dann gerade mit ihrer Wachstumsperiode. Welche Erde eignet sich für Trockenmauern? Damit die Wurzeln bei Staunässe nicht sofort faulen, sollte die Erde für die Mauerbegrünung möglichst durchlässig sein. Ein Gemisch aus etwa gleichen Anteilen normaler Muttererde und grobem Kies ist perfekt. Hier gibt es einige Pflanzenarten, die sich für eine Fugenbepflanzung eignen: Foto oben – von links nach rechts: Sempervivum arachnoideum-Hybride ‘Silberkarneol’ – Spinnweb-Hauswurz, Sempervivum Hybride ‘Silver Thaw’ – Hauswurz, Saxifraga cotyledon ‘Southside Seedling’ – Strauss-Steinbrech, Sempervivum arachnoideum ssp. tomentosum – Spinnweb-Hauswurz Foto oben – von links nach rechts: Ramonda pyrenaica – Pyrenäen-Felsenteller, Jovibarba sobolifera – Kugelige Wirbel-Steinwurz, Gypsophila cerastioides – Himalaya Schleierkraut, Cymbalaria pallida – Zimbelkraut Foto oben – von links nach rechts: Cymbalaria muralis – Mauer-Zimbelkraut, Saxifraga x arendsii ‘White Pixie’ – Moossteinbrech, Campanula cochleariifolia ‘Bavaria Blue’ – Zwerg-Glockenblume, Chiastophyllum oppositifolium – Goldtröpfchen Foto oben – von links nach rechts: Campanula cochleariifolia ‘Bavaria White’ – Zwerg-Glockenblume, Saxifraga cotyledon ‘Pyramidalis’ – Becher-Steinbrech, Cymbalaria muralis ‘Globosa Alba’ – Mauer-Zimbelkraut, Sempervivum Hybride ‘Chivalry’ – Hauswurz, Dachwurz Foto oben – von links nach rechts: Polypodium vulgare – Tüpfelfarn, Phyllitis scolopendrium – Hirschzungenfarn, Asplenium trichomanes – Brauner Streifenfarn, Cheilanthes lanosa – Haariger Pelzfarn Du suchst nach speziellen Pflanzen für spezielle Orte in deinem Garten, wie hier die Mauerspezialisten? Dann probiere die Pflanzenreich App für einen Tag kostenlos! Foto oben: Zum Schluss noch ein schönes Beispiel… Da Moose keine Wurzeln haben, siedeln sie sich auch gerne auf Steinen an, solange der Standort luftfeucht ist. So entsteht eine saftig grüne Patina und eine ganz eigene Textur, die prägend ist. Trockenmauern sind also flexible Bauwerke, die in der Regel keine aufwendige Fundamentierung benötigen. Wenn es gestalterisch passt, können sie bepflanzt werden oder sie stehen für sich und wirken durch die Lebendigkeit des Natursteins. Wenn du jetzt Ideen für eigene Projekte hast und das Setzten einer Trockenmauer lernen möchtest, dann sind vielleicht die Workshops, die Peter Berg jährlich anbietet, etwas für dich. In diesen Workshop hat Peter Berg und sein Team das Thema Trockenmauer neu interpretiert. So sind zum Beispiel Kombination von Trockenmauer mit großen Platten oder Felsen im Garten von Peter Berg zu sehen. Kontaktiere bei Interesse Peter Berg Gartendesign. Vielen Dank an Peter und vielleicht ergibt sich ja wieder eine neue Zusammenarbeit und die Möglichkeit einer neuen Symbiose zwischen Pflanze und Stein! Bleibt natürlich Petra
- CAMPUS BOTANICUS – GRÜNES WISSEN ONLINE
GÄRTNERISCHES WISSEN OHNE WEITE WEGE Ein Interview mit Sylvia Knittel zum einjährigen Jubiläum von campus botanicus Die gärtnerische Zukunft schreibt sich gerade jetzt neu. In Zeiten größter Ungewissheit ist der Austausch mit Gleichgesinnten wichtiger denn je. Es hat sich gerade in letzter Zeit online viel verändert. Scheinbar werden wir flexibler und öffnen uns Neuem eher als früher. Selbst wir Gärtnernden, die immer als besonders traditionell und bodenständig gelten und mit modernen Medien sonst nichts “am Hut” haben, sind aufgeschlossen und gehen neuerdings online. Campus botanicus schlägt seit einem Jahr erfolgreich eine hierfür wegweisende Richtung ein. Dabei nutzt die Plattform alle sich bietenden Gestaltungsspielräume, wie Online Vorträge, Webinare, Seminare und Kurse über Gartengestaltung. Und sie bietet die Möglichkeit zum Austausch über gärtnerische Themen. Alles ist für alle zugänglich, ohne eine weite Anreise. Wie toll … ! Klar, so ganz ohne persönlichen direkten Austausch, da fehlt etwas. Aber ich bin mir sicher, so eine hilfreiche Online-Plattform, wie campus botanicus wird es auch künftig geben. Ich habe Sylvia Knittel, eine der Gründerinnen nach diesem ersten, erfolgreichen Jahr campus botanicus gefragt: PP: Wer steht eigentlich hinter campus botanicus und was steckt hinter dieser Idee? SK: Wir sind drei Frauen, die den campus botanicus führen. Die Idee kommt von Christine Bahlo. Im vergangenen Jahr wurden wegen Corona plötzlich alle Live-Veranstaltungen abgesagt, lange geplante Treffen und Vorträge fielen von heute auf morgen weg. Ein Drama für alle Gartenliebhaber:innen und die gesamte Gartenszene, denn der Austausch ist ja etwas, das absolut im Mittelpunkt steht. Aber warum das nicht online machen? Christine hat die Idee mit Andrea Bierbaum besprochen und schließlich auch mit mir. Obwohl ich zu der Zeit im Corona-Krisenstabs-Modus steckte in dem Unternehmen, für das ich hauptberuflich arbeite, und den Kopf nicht wirklich frei hatte, elektrisierte mich die Idee. Und so haben wir einfach mal angefangen. Foto unten: Christine Bahlo, Sylvia Knittel und Andrea Bierbaum PP: Was genau beinhalten die Vorträge, Webinare, Seminare und Kurse? Ist das was nur für Profis und nur für jemanden mit einer eigenen Scholle? SK: Das Programm ist bunt gestaltet, so dass man sich aussuchen kann, was einen interessiert. Biodiversität, Naturgarten, Beetplanung, Gartengestaltung, Gehölzpflege, Selbstversorgergarten aber auch virtuelle Gartenbesuche und Reisen in alle Welt mit botanischem Interesse stehen auf dem Programm. Es gibt auch spannende historische Themen und Vorstellungen besonderer Gattungen. Je vielseitiger desto besser, denn wir wollen die Neugier anregen, sich mit Dingen zu beschäftigen, die einem sonst vielleicht nicht so über den Weg laufen. Wir haben auch viele Profis bei den Terminen als Teilnehmer:innen dabei, denn auch diesen fehlt der Austausch in Zeiten von Corona und den einen oder anderen interessanten Referenten konnten sie bisher nicht anhören. Nun entfiel plötzlich die Anreise und alles war einfach. Der letzte Punkt ist auch für viele unserer garteninteressierten Teilnehmer:innen ein Vorteil. Egal wo man wohnt, man kann die tollsten Referenten erleben und ganz viel lernen. Selbst wenn es manchmal sehr fachlich wird, so begeistern immer wieder wunderschöne Bilder oder Informationen für die Praxis. Auf unseren virtuellen Reisen kann man sich einfach wegträumen in Gegenden der Welt mit unglaublicher Flora und Fauna, in die man vielleicht sein Leben lang niemals kommen wird. Dazu braucht es weder einen Garten noch einen grünen Daumen sondern einfach Neugierde und Interesse an der Natur. Interessanterweise fanden viele unserer Teilnehmer:innen mit den Vorträgen den Weg aus der Corona-bedingten Isolation und lernten mit dem Medium Videokonferenz umzugehen und Kontakt zu anderen aufzunehmen. PP: Woher bekommt ihr immer neue Ideen für Themen und Referenten und wie kontaktiert ihr sie? SK: Wir haben viele Kontakte in die Szene, aber lernen auch immer wieder neue tolle Referent:innen kennen, über Empfehlungen, Artikel und Bücher. Wir nehmen den Kontakt auf und kommen meistens sehr schnell zusammen. Oder die Referent:innen haben von uns gehört, waren vielleicht schon einmal bei einem Vortrag dabei und sprechen uns an mit einem konkreten Vorschlag. Je mehr wir uns damit beschäftigen, desto mehr Ideen fallen uns auf den (virtuellen) Tisch. Garten und Botanik sind so unglaublich vielfältig! PP: Wo finden die Kurse statt und wie bekommen Interessierte einen Zugang und Informationen? SK: Vorträge und Kurse finden online und live statt. Wer sich angemeldet hat, bekommt einen Zugangslink in eine Videokonferenz, dort findet der Vortrag oder der Kurs dann statt. Wir geben unsere Termine grundsätzlich über unsere Website campus-botanicus.de bekannt. Wir haben einen Newsletter, so bekommt man die aktuellen Termine direkt ins Mailpostfach geliefert. Die Anmeldung ist über unsere Homepage. Übrigens sind nicht nur die Vorträge und Kurse des campus botanicus virtuell, sondern auch das Unternehmen selbst, wir arbeiten an verschiedenen Orten und haben uns bisher erst einmal getroffen zu einer Sitzung. Fotos unten: Eine kleine Auswahl an Vorträgen bei campus botanicus, wie von Dorothea Steffen, Prof. Cassian Schmidt und Till Hofmann PP: Ihr feiert nun euer Einjähriges und schaut auf ein erfolgreiches Jahr zurück! Was ist eure Vision, wie geht es weiter und wo seht ihr euch in der Zukunft? SK: Das ist ein weites Feld, wie man so schön sagt. Wir haben tausend Ideen, die wir gerne umsetzen würden, zum Beispiel Kurse zur Gartengestaltung und -Pflege, auch für Einsteiger, die wir damit für einen schönen Garten begeistern wollen. Da gibt es noch nicht so viel. Die Zeit ist reif dafür, Garten und Natur sind ein starker Trend – über den ich mich im Übrigen sehr freue, weil beides für mich zum Leben dazu gehört. Im Garten wollen wir die Erde zwischen den Fingern fühlen. Aber Garten ist nicht nur das. In der Zeit dazwischen wollen wir uns weiter damit beschäftigen, Inspirationen und Wissen bekommen. Und das gemeinsam mit anderen Menschen, die genauso ticken. In den Vorträgen bemerken wir immer, wie lebhaft miteinander kommuniziert wird und es hat sich mittlerweile eine richtig nette Community herausgebildet, auch das wollen wir weiter befördern. Aber erst einmal wird gefeiert! Denn dass wir so viele Menschen mit der Idee inspirieren können und dass sich campus botanicus zu einer richtigen Institution entwickelt, das hätten wir vor einem Jahr nicht gedacht. Vielen Dank liebe Sylvia für das Interview und viel Freude weiterhin. Natürlich wünschen wir campus botanicus weiter eine wachsende Fangemeinde, die sich noch vielen tollen Vorträgen erfreuen können! Petra Pelz
- RHODODENDREN – VIELFALT IM PARK DER GÄRTEN
Ein Gastbeitrag von Björn Ehsen Jedes Jahr im Frühling ist die geballte Farbkraft der Rhododendren erneut faszinierend. Wie kleine leuchtende Bollwerke erscheinen die meist kugligen oft sehr großen Blütenbälle an den ledrigen immergrünen Blättern. In dieser Zeit strömen zahlreiche Besucher in den “Park der Gärten” nach Bad Zwischenahn und staunen über die ungeheure Blütenpracht. Bis zu 2000 Arten und Sorten gibt es hier in den unterschiedlichsten Formen und Farben. Kein Wunder, das die Rhododendren gerade hier so populär sind. Im Ammerland befindet sich seit den 1920er Jahren das Zentrum der Rhododendronzucht in Deutschland. Nirgendwo sonst findet man diese Vielfalt. Petra hat Björn Ehsen, Gärtnerischer Leiter im Park der Gärten neulich besucht und wirklich… schon auf dem Weg dorthin, Rhododendren findet man hier überall. Sie blühen in Vorgärten, man findet sie am Wegesrand, auf den großen Feldern der Baumschulen und natürlich in den großen Rhododendronparks. Sie wachsen beneidenswert gut. Björn Ehsen stellt uns seinen Park kurz vor und verrät uns Wissenswertes zum Thema Rhododendren. Die Liebe von Björn Ehsen zu den Rhododendren hat sich während seiner Lehrzeit zum Baumschulgärtner bei BRUNS Pflanzen entwickelt, als er zwischen 1987 und 1989 in einem Lehrlings- und Gesellenhaus direkt neben dem firmeneigenen Gristeder Rhododendronpark wohnte und dort oft nach Feierabend oder am Wochenende zum Botanisieren war. Das Interesse zu Pflanzen wurde viel früher schon vom Vater, der Hochschullehrer für Pflanzenverwendung in Osnabrück war, geweckt. Als Kind durfte er nach Diktat des Vaters, der Fotos im Berggarten Hannover für Vorlesungen und Vorträge machte, die botanischen Namen mitschreiben – so etwas prägt … Die erste Stelle nach einem Gartenbau-Studium war 1996 an der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau der Landwirtschaftskammer in Bad Zwischenahn. Neben der Leitung der überbetrieblichen Ausbildung gehörte auch die Betreuung des Sichtungsgartens mit typischen „Ammerländer Gehölzkulturen“ dazu, im Wesentlichen die 2000 verschiedenen Rhododendronarten und -sorten. Bis heute ist er dort als Versuchsingenieur auch für die vielfältigen Gehölzsichtungsversuche verantwortlich. Seit 2003 ist Björn Ehsen Gärtnerischer Leiter des Parks der Gärten in Bad Zwischenahn. Dieser Park zählt in Deutschland zur größte Mustergartenanlage. Mit einem Schatz von 9.000 etikettierten Pflanzen, ist es ein El Dorado für Pflanzenliebhaber*innen. Björn Ehsen ist Beiratsmitglied der Deutschen Rhododendrongesellschaft seit über einem Vierteljahrhundert. Rhododendron – mehr als ein Feuerwerk der Blütenfarben Wenn im Wonnemonat Mai die Hochblüte der Alpenrosen einsetzt, werden Gärten, Parks und Baumschulen des Ammerlandes zu Touristenmagneten. In einem wahren Farbenfeuerwerk blühen sie lila, weiß, rosa, rot, orange und gelb und einige von ihnen (besonders die Azaleen) füllen außerdem mit ihrem Blütenduft die Luft. Seit über zweihundert Jahren wird diese Pflanzengattung hier angepflanzt. Etwa 90 % aller in Deutschland verkauften Rhododendren und Azaleen werden im Baumschulgebiet Ammerland-Ostfriesland herangezogen. Auch wenn sie hier nicht heimisch sind, fühlen sich viele ihrer Sorten bei uns ausgesprochen wohl und gedeihen prächtig. Bild oben: Die Parklandschaft Ammerland besticht besonders zur Blütezeit ihrer Nationalpflanze. Wo wachsen Rhododendren? Die ungeheure Fülle der rund 1.000 Arten von Rhododendron ist auf fast allen Erdteilen zu finden, aber die Vorfahren der bei uns gepflanzten Sorten stammen meist aus regenreichen Bergregionen des Himalajas und Nordamerikas. Daher lieben sie hohe Luftfeuchte und gleichmäßig feuchte, saure Böden. Sie vertragen aber keine Staunässe. Der für sie gelegentlich benutzte Sammelbegriff „Moorbeetpflanzen“ führt in die Irre. Die Sortenvielfalt der Rhododendron, von denen es weltweit über 30.000 gibt und zu denen auch die Azaleen gehören, ist riesig. Im Park der Gärten Bad Zwischenahn, dem Linsweger Rhododendronpark Hobbie, dem Rhododendronpark der Baumschule Bruns in Gristede und vielen anderen großen Sammlungen kann man sich zur Blütezeit leicht ein Bild davon machen. Im Park der Gärten gibt der „Garten der empfehlenswerten Rhododendren“ einen guten Überblick über die aktuell besten Sorten. Bild oben: Im Frühsommer entfalten sich die rosafarbenen Blüten und verwandeln die Berghänge in ein Blütenmeer. Rhododendron myrtifolium blüht in den ukrainischen Karpaten. Bild oben: Rhododendron dauricum wächst in den Altai Bergen. Eine Freude durch die blühenden rosafarbenden Rhododendron zu wandern. Bild oben: In den Alpen wächst die Bewimperte Alpenrose. Sie wird auch Almrausch oder Steinrose genannt. Sie wächst in Höhenlagen von bis zu 2500 Metern und ist durchaus raues Klima gewohnt. Bild oben: Rhododenron canadense, die Kanadische Alpenrose ist ein laubwechselndes kleines Gehölz für halbschattige Standorte auf saurem Boden. Diese Art ist im Nordosten Nordamerikas heimisch. Bild oben: Die umfangreiche Rhododendronsammlung im Park der Gärten gibt einen Überblick über fast 200 Jahre Züchtungsgeschichte der Alpenrosen. Blüten oder Laub – Schmuckwirkung von Rhododendren Aber nicht nur die Blüte und der Duft mancher Sorten schmücken die Rhododendron. Ihre meist recht großen, immergrünen Blätter sind ebenfalls attraktiv. Neben gelb- oder weißbunten Blättern gibt es bei viele Sorten einen weißen bis bräunlich befilzten Austrieb (Indumentum), der für eine zusätzliche Zierde nach der Blüte sorgt und auch Schädlinge wie Netzwanzen abhält. Diese Züchtungen stammen von Arten aus Gebirgsregionen ab und sind im Park im Alpinum den Sommer über zu bewundern. Bild oben: Der dekorative, filzige Belag an Rhododenron pseudochrysanthum ‘Golfer‘ hält bis zum Herbst. Bild oben: Rhododendron ponticum 'Variegatum' setzt mit dem Laub zusätzliche Akzente im Garten. Großflächige Pflanzungen in weiträumigen Parkanlagen entsprechen dem Charakter von Großblumigen Rhododendron und entsprechen ihrem natürlichen Vorkommen am besten. Hier ist eine langfristige Entwicklung möglich, beispielsweise zur auf ihre Fernwirkung bedachte Bepflanzung von raumbegrenzenden Gehölzsäumen. Bild oben: Ausflugstipp: Im Schlosspark Lütetsburg (bei Norden) blühen die Alpenrosen, wenn andernorts die Hauptblüte fast vorbei ist. Bild oben: Ausflugstipp: Azaleen- und Rhododendronpark Kromlau. Er ist ein ca. 200 ha großer Landschaftspark in Kromlau, Landkreis Görlitz. Eine architektonische Besonderheit ist die 1863 bis 1882 aus Basalt- und Feldsteinen errichtete Rakotzbrücke (Rakotz = sorbisch für Krebs). Zur Rhododendronblüte ist der Park eine Sensation. Bild oben: Schirmförmige, „aufgeputzte“ Rhododendron bieten vielfältige Möglichkeit der Unterpflanzung, so dass auch aufgekahlte Pflanzen wieder sehr wirkungsvoll aussehen können. Für kleingliedrige, auch auf Nahwirkung geplante Pflanzungen im Hausgarten eignen sich eher schwachwüchsigere Rhododendron wie die vielfältigen Yakushimanum-Hybriden. Bild oben: Pflanzung von Yakushimanum-Hybriden im Park der Gärten Die Blütezeit der einzelnen Sorten beträgt oft nur 2 bis 3 Wochen, gut 11 Monate wirken die immergrünen Rhododendren mit ihrer Blattmasse als sprichwörtliche „grüne Elefanten“ oft nur beruhigend. Die Blütezeit einer Pflanzung kann durch die Wahl von früh, mittel und spät blühenden Sorten insgesamt verlängert werden. Bild oben: Auch die Vielfalt der Laubformen der Rhododendron wie hier bei Rh. ponticum ‘Graziella‘ ist beeindruckend. Rhododendren wachen in der Natur fast immer gesellig, in Gemeinschaft mit anderen Gehölzen und Stauden. Durch andere Blattstrukturen, -texturen und -farben, z.B. von Gräsern und Farnen lassen sich vielfältige und kontrastreiche, langfristig gut funktionierende Pflanzungen gestalten. Bild links: Auch ohne Blüte spannende Kombination von laubschönen Rhododendron mit Rodgersia und Hosta Bild rechts: Andere Ericacea wie der Berglorbeer (Kalmia latifolia ‘Kaleidoscope‘) blühen direkt nach der Hauptblüte der Rhododendron. Bild unten links: Bodendeckende, nicht zu konkurrenzstarke Stauden wie Epimedium x rubrum harmonieren wunderbar mit Azalea mollis ‘Lemonora‘. Bild oben rechts: Auch die herbstliche Laubfärbung von sommergrünen (hier: Knap-Hill-Hybride ‘Klondyke‘) und Japanischen Azaleen ist ein wichtiges Gestaltungsmittel. Am passenden Standort sind Rhododendron recht robust und können weit über hundert Jahre alt werden. Die stark wachsenden Sorten sind allerdings anspruchsvoll an die Nährstoffversorgung, so dass meist eine Düngung notwendig ist. Hierfür ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Besonders gut eignen sich langsam wirkende organische Dünger. Solange die Pflanzen jung sind, empfiehlt es sich außerdem, vorsichtig die abgeblühten Blütenstände mit der Hand auszubrechen, damit sich keine Fruchtstände bilden. Denn diese binden Nährstoffe, auf Kosten des Triebwachstums und der Blütenbildung fürs nächste Jahr. Wenn die Pflanzen zu groß werden und das Ausbrechen zu aufwändig, können die Blüten aber auch am Strauch gelassen werden. (Bild-) Autor: Björn Ehsen Der Park der Gärten ist zu jeder Zeit eine Attraktion. Die ehemalige Gartenschau ist ein großes Parkgelände mit mehr als 9.000 Pflanzenarten in 40 Schaugärten. Im Frühling blühen zahlreiche Blumenzwiebeln und natürlich die umfangreiche Sammlung an Rhododendren. Im Sommer gibt es verschiedene Gartenthemen mit interessanten Pflanzenkombinationen von Stauden und Sommerblumen. Und im Herbst bieten die sich zahlreich färbenden Gehölze ein prächtiges Farbspektakel. Falls du noch nicht da warst. Es lohnt sich! Mehr Informationen: Park der Gärten Bleib natürlich Petra und Leonie









