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VOM SCHATTEN IN DIE SONNE – ÜBERGANGSBEREICHE

Staudenbeet in Sonne und Schatten


Harmonische Übergänge trotz unterschiedlicher Lebensbereiche


Anne, eine Teilnehmerin in meinem Online-Kurs war verzweifelt. Sie wollte ein sonniges Beet planen, aber im Beet stand ein Baum. So hatte sie unterschiedliche Bedingungen auf kleinstem Raum. Sie stand vor der Herausforderung, Pflanzen aus den verschiedenen Lebensbereichen, wie Schatten, Halbschatten und Sonne, harmonisch zu verbinden.


Diese Aufgabe fiel ihr nicht leicht und es ist auch wirklich eine Herausforderung. Die Annäherung an ein zufriedenstellendes Ergebnis möchte ich mit diesem Beitrag versuchen.


Sich allein an den Lebensbereichen abzuarbeiten ist nicht die Lösung!

Schließlich soll (trotz der Unterschiedlichkeit der Bedingungen) alles harmonisch ineinander übergehen. Die Pflanzen müssen:

  1. gut "zusammen passen", also denselben Charakter haben

  2. fließende Übergänge in den Höhen haben, damit es keine "Brüche" im Beet gibt



Foto links: die Garten-Situation mit einem Baum und dem Schlagschatten der Hecke

Zeichnung rechts: Auf Breite des Hauses soll im gesamten Vorgarten ein Beet entstehen.



Foto: Sylvia Knittel
Foto: Sylvia Knittel

Trotz schwieriger Bedingungen; am Anfang zählt deine Idee für ein blühendes Beet


Am Anfang steht die Frage nach deiner Idealvorstellung für dein Beet (zunächst frei von allen Einschränkungen!). Frage dich, welchen Charakter die Pflanzung haben soll, welche Höhen und Farben.


Überlege auch, ob es Pflanzen für alle einzelnen Bereiche gibt, die deine Wünsche abdecken und deine Idee unterstreichen.


Wenn du die letzte Frage nicht sicher beantworten kannst, stelle diese Frage erstmal beiseite.


Später musst du deine Ideen mit der Wirklichkeit abgleichen.

Zeichne zunächst einen Bestandsplan (maßstäblich 1:100) mit allen relevanten Faktoren, wie Einfassungen und Begrenzung, Gehölzstandorte oder Einbauten.

Hier findest du zu diesem Thema auch den passenden Blog-Artikel: Wie vermesse ich mein Beet.


Boden


Beobachte Licht und Schatten

Der Übergangsbereich zwischen einem sonnigen Standort mit heißer Sonnenstrahlung und kühlerem Schatten benötigt die richtigen Arten.


Tolerante Arten sind ideal. Das sind Pflanzen, die eine breite Standortamplitude haben. Das heißt, sie wachsen in der Sonne und im Halbschatten oder im Halbschatten und im Schatten.


Solche Arten lassen sich im Lebensbereich Freifläche durchaus finden und können mit anpassungsfähigen Schattenstauden reizvolle Kombinationen bilden. Sie können zwischen den Standorten vermitteln. Perfekt für unsere Herausforderung.


Richte deinen Blick auf Stauden und Gräser, die in den artenreichen Pflanzengesellschaften sonniger oder absonniger Gehölzränder zu finden sind.

Beobachte den Standort und achte darauf, wie viel Licht auf dein Beet fällt. Mach dir Notizen. Am besten, du teilst die Fläche in Zonen ein, wie schattig, halbschattig und sonnig und kennzeichnest das in deinem Plan.


Analysiere den Boden


Dein Boden kann das Zünglein an der Waage sein, wenn es um das Gelingen deiner Idee geht.


Frage dich, ob der Boden im gesamten Beetbereich in Ordnung ist. Eventuell musst du den Boden verbessern. Dann musst du es jetzt tun. Ist erst einmal gepflanzt, ist das sehr mühsam oder auch garnicht möglich.



Astilben_Astilboides-tabularis_2


Herausforderung Wurzeldruck


Eine Schwachstelle ist der Bereich unter dem Baum. Oft ist zu beobachten, dass dieser Bereich stark durchwurzelt und trocken ist. Klar, es gibt Arten mit natürlicherweise oberflächennahem Wurzelwerk. Aber Wurzeln an der Oberfläche können auch andere Ursachen haben. Sie können ein Zeichen für Sauerstoffmangel sein. Denn wenn Wurzeln, die vielleicht normalerweise tiefer wurzeln würden, sich an der Oberfläche zeigen, haben sie aufgrund von verdichteten Böden möglicherweise nicht genügend Sauerstoff und kommen an die Oberfläche. Das ist ein Fingerzeig und es kann dann sinnvoll sein, sich die benachbarten Bereiche mal genauer anzusehen und zu prüfen, ob es Verdichtungen gibt.



Stauden und Gräser unter Bäumen ansiedeln - diese Fehler solltest du vermeiden


Vielleicht denkst du jetzt; ich schütte einfach eine dicke Schicht Erde auf den Wurzelbereich. An dieser Stelle muss ich dich aufhalten. Es kann durchaus schädlich sein, im Wurzelbereich tiefer zu graben oder jede Menge Erde auf die freiliegenden Wurzeln zu bringen. Beides kann den Wurzeln und damit deinem Gehölz schaden und sogar zum Absterben führen.


Brunnera


Stauden und Gräser unter Bäumen ansiedeln - das kannst du tun


Hier ist jedoch die gute Nachricht: Eine kleine Menge leichte Erde schadet nicht und kann in zwei Schritten (falls erforderlich) über freiliegende Baumwurzeln verteilt werden; Dieser kleine Eingriff gibt den Baumwurzeln Zeit sich Anzupassen.


Was ist eine "kleine Menge"? Eine 10 cm Bodenschicht ist ungefähr richtig. Besser noch, du mischt etwas Kompost ein, bevor du den Boden aufträgst.  So wird diese Bodenmischung leichter und die Wahrscheinlichkeit das Wurzeln ersticken bleibt geringer.


Diese kleine Substratschicht ist ein Vorsprung, der Bonus. Die anzusiedelnden Pflanzen haben nur etwas Zeit zum Einwurzeln, bis die Baumwurzeln dieses Territorium wieder für sich erobern.


Diese Humusschicht kannst du übrigens auch gut pflegen und erhalten, indem du im Herbst die zu Boden fallenden Blätter belässt. Sie halten die organische Substanz auf einem guten Niveau.


Die richtigen Pflanzen auswählen


Suche dir Pflanzen für alle drei Standortbereiche nach deiner Idee aus. Möglichst mehr als du brauchst. Die Auswahl "eindampfen", also reduzieren, kannst du später wieder.


Du brauchst Pflanzen, die Schatten vertragen und mit Wurzeldruck zurechtkommen, robuste Halbschattenpflanzen für den Übergangsbereich, die den Spagat meistern vom schattigen zum sonnigen Charakter der Stauden zu vermitteln und deine Lieblingssonnenpflanzen, die allerdings vom Charakter zu den anderen zwei Standortbereiche passen sollen. (Also nicht, dass Sedum und Farn aufeinander treffen.)


So plane ich ein Beet in Übergangsbereichen


Ich ziehe um alle Bäume auf dem Pflanzplan einen Kreis in der etwaigen Größe der Krone und das ist der Bereich mit den bodendeckenden, robusten Arten.


Daran schließe ich die robusten Übergangspflanzen an, die den kleinen Wucherern unter dem Gehölz etwas entgegenzusetzen haben und erst dann fange ich an in „Schön“ zu denken. Also erst löse ich das Problem und dann kommt die Kür. Damit bin ich immer gut zurechtgekommen.


Übergangspflanzen die vom Schatten in die Sonne überleiten


Übrigens; Ich habe nur eine Handvoll Übergangspflanzen, die optisch gekonnt vom Schatten in die Sonne leiten. Ganz klar mein Favorit ist die Schönaster Kalimeris incisa Madiva oder Persicaria amplexicaulis Sorten und Aster oblongifolius. Ich pflanze sie wie ein kleines Schutzschild gegen die Wucherer aus dem Schatten und schließe dann mit anderen Pflanzen aus dem Halbschattenspektrum an.


Vom Charakter her passen sie gut zu beiden Standorten. Ihnen sieht man nicht an, ob sie in der Sonne oder im Halbschatten wachsen und sie harmonieren mit Farben ebenso, wie mit der Wiesenraute oder Phloxen. Genau diese Pflanzen sollten deine Wahl sein, um diese Übergänge auch vom Charakter her harmonisch zu gestalten.



Bistorta

Foto oben: Persicaria (Bistorta) amplexicaulis, der Kerzenknöterich, wächst normalerweise auf frischen bis feuchten Standorten sonnig bis halbschattig. Ich habe den Knöterich unter Bäumen gepflanzt, wo er sogar mit trockenem Wurzeldruck zurecht kam. Die perfekte Übergangspflanze.



Kalimeris-incisa-'Madiva'

Foto oben: Kalimeris incisa 'Madiva', die Schönaster ist perfekt für den Übergang von halbschattige zu sonnige Lagen. Für mich ist diese Pflanze ein robuster Alleskönner, der unkompliziert ist. Das Laub ist vom Austrieb bis zum Vegetationsende ansehnlich und auch die späte Blüte ist überwältigend.



Asperula-taurina_Turiner-Meister

Foto oben: Asperula taurina, der Turiner Meister blüht im Mai / Juni und ist sehr wüchsig wie man hier sehen kann. Bis an den Stamm wächst die hübsche weiß blühende Staude und bildet mit der Zeit stattliche, pflegeleichte bis 30cm hohe Bestände auf frischem mullhaltigen Böden. Auf passende Nachbarn muss man unbedingt achten, damit er nicht allzu ausufernd wächst und diese dann bedrängt.


Die Höhen modellieren


Überlege dir die Höhenabfolge im Beet. Da es unter Umständen unter den Bäumen schwierig werden kann, brauchst du in allererster Linie Pflanzen die funktionieren. Hast du starken Wurzeldruck, das heißt es wächst kaum etwas freiwillig, dann benötigst du robuste, stark wachsende Arten. Sie sind oft niedriger, als die Pflanzen anderer Bereiche. So beispielsweise Arten, die du möglicherweise in der Sonne planst. Deshalb achte auf die Höhen und Übergänge.


Es wäre nicht ideal im Baumbereich ganz flach wachsende Arten zu setzten und plötzlich und unerwartet gibt es einen Höhensprung. Versuche in jedem Fall die Pflanzen so anzuordnen, dass sie fließend ineinander übergehen. Dabei sollen die Höhenabstufungen auch nicht zu extrem ausfallen, sonst nimmt man dieses Beet als nicht harmonisch wahr.


Ideal ist es, dieselben Höhen im gesamten Beet zu erreichen. Also eine homogene Höhenstruktur, in der du ohne weiteres Solitärs (höhere Stauden und Gräser), Solitärgruppen (Gruppen von höheren Stauden und Gräser) einfügen kannst. Das heißt beispielsweise;  die meisten Pflanzen im Beet (Begleitstauden)  sind durchgängig 40 cm hoch. So können 60 bis 100 cm hohe Solitäre Akzente setzten und für mehr Volumen im Beet sorgen.


Nachfolgend habe ich Beispiele für dich, die dir die Vorstellung zur Höhenabstufung erleichtern sollen:


Ich fange, wenn ich einen Pflanzplan zeichne immer mit dem Baum an. Ich ziehe einen Kreis um den Stamm. Hier gibt es meistens Wurzeldruck und ich benötige robuste Arten. Diese sind meistens nicht so hoch, wie das Spektrum an Pflanzen im halbschattigen und sonnigen Bereich. Deshalb muss man sich im Vorfeld Gedanken über die Höhen machen.

Zeichnung

Zeichnung oben: Diese höhenmäßige Abfolge ist nicht harmonisch. Es ist ein Bruch in der Höhen- Abfolge. Das Beet wirkt nicht als Ganzes.



Zeichnung

Zeichnung oben: Diese höhenmäßige Abfolge ist schon etwas besser, da die Übergänge fließend sind. Harmonisch ist das Beet jedoch noch immer nicht, da die Höhenunterschiede noch zu groß sind. 



Zeichnung

Zeichnung oben: Das ist für mich harmonisch. Der überwiegende Teil der Bepflanzung (Begleitstauden und Füllstauden) ist in allen Lebensbereichen in der Höhe einheitlich. Im sonnigen und halbschattigen Abschnitt sollten punktuell höhere Leitstauden oder Solitärstauden gesetzt werden. So hat man optisch wirklich ein Beet. Es ist nicht so einfach unter Bäumen höhere Arten zu finden, jedoch es gibt sie, wie zum Beispiel Aster ageratoides oder auch der Kerzenknöterich Bistorta amplexicaulis. Er wächst robust im Übergangsbereich aber auch durchaus bis an den Stamm (wie meine Erfahrungen im Magdeburger öffentlichen Grün gezeigt haben).

Foto unten: Hier wächst bis an den Stamm die Mandelwolfsmilch Euphorbia amygdaloides Robbiae. Ich habe sie hier mit der schönen Schattenstaude Silberblatt Lunaria rediviva kombiniert. Beide blühen im Mai.


Euphorbia und Lunaria


Konkurrenzstärke der Pflanzen beachten


Da du unter Bäumen möglicherweise die robustesten Pflanzen auswählst, liegt es auf der Hand, dass diese Pflanzen sich stark ausbreiten. Du brauchst diese Wuchsstärke ja, um schwierige Standorte zu meistern. Die Wuchsstärke kann im halbschattigen Übergangsbereich zu einem Konkurrenzproblem werden, wenn dieser Wuchskraft kein kräftiger Partner entgegengesetzt wird. Deshalb schau dir die Nachbarn genau an, die du angrenzend zum halbschattigen Bereich pflanzt. Sie müssen diese starke Konkurrenz aushalten. Setzt du schwachwüchsige Arten im Anschluss an die Bodendecker, kann es passieren, dass diese die schwachen Arten "überrennen". Du brauchst horstbildende "Schutzschilde". Daran anschließend kannst du nach Herzenslust weiter kombinieren - bis in die Sonne.


Ich habe hier Übergangspflanzen, die optisch gekonnt vom Schatten in die Sonne leiten und robust genug sind zusammengestellt. Sie sind wahre Allrounder und ich verwende sie oft und gern. Man sieht ihnen nicht an, ob sie in der Sonne oder im Halbschatten wachsen.


Es ist wichtig konkurrenzstark zu "benachbarn", damit du später nicht allzu viel eingreifen musst und so nicht unnötig Arbeit hast.


Konkrete Beispiele für Übergangsbereiche:



Collage: Pflanzenreich App
Collage: Pflanzenreich App

Anemone japonica 'Honorine Jobert'

Herbst-Anemone

Asperula taurina

Turiner Meister, Taurischer Waldmeister

Aster ageratoides 'Ashvi'

Weiße Wild-Aster

Brunnera macrophylla 'Alexander's Great'

Kaukasus Vergißmeinicht

Epimedium x perralchicum 'Frohnleiten'

Elfenblume

Epimedium x warleyense 'Orangekönigin'

Orange Elfenblume

Euphorbia amygdaloides ssp. robbiae

Balkan-Wolfsmilch

Helleborus argutifolius

Korsische Nieswurz

Kalimeris incisa 'Madiva'

Großblütige Schönaster

Lithospermum purpurocaeruleum

Purpurblauer Steinsame

Tiarella wherryi

Späte Schaumblüte

Carex morrowii ssp. foliosissima 'Irish Green'

Teppich-Japan-Segge


Hast auch du so eine Situation im Garten? Vielleicht warst du auch mal verzweifelt oder hast den Standort optimal gemeistert. Übrigens mehr zur Schatten und Halbschatten Situation und den richtigen Pflanzen findest du in unseren weiteren Blogbeiträgen:



Gutes Gelingen Anne :-) und auch dir, falls du gerade beim Pflanzen in so einem kniffligen Bereich bist!


Bleib natürlich und optimistisch

Petra


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