Ein Gastbeitrag von Lars Kasper
Neulich stöberte ich auf Instagram. Plötzlich sprang mir das Wort „Klimawandelgehölze“ in die Augen. Das interessierte mich … und so kam ich auf die Website einer jungen Baumschule. Sie beschäftigt sich vorwiegend mit der Kultivierung von besonders trockenresistenten Baumarten, solche, die man künftig mehr pflanzen sollte.
Da ich beruflich viel reise, konnte ich diesen Sommer die enorme Baumschäden entlang der Autobahnen nicht übersehen. Und was ich da wahrnahm, liegt mir bis heute schwer im Magen.
Kurzerhand habe ich Lars Kasper von der Baumschule für Klimawandelgehölze die Frage gestellt; Was pflanzt man denn künftig für Bäume Herr Kasper?
Ich bin Lars Kasper, gelernter Baumschulmeister und habe ein Faible für Bäume.
Das erklärt auch, warum ich so neugierig bin und spannende Bäume sammle. So wächst mein Sortiment ständig.
In meiner kleinen Baumschule in Bibrach mit dem Namen Klimawandelgehölze an der Riss (Baden Württemberg) kultiviere ich nebengewerbsmäßig Bäume. Diese kommen aus natürlichen Beständen.
Ich ziehe sie mühsam aus Samen. Das erfodert viel Geduld aber es lohnt sich. Es gibt keine Genmanipulation oder sonst irgendeine Veränderung. Meine Schützlinge erhalten ausschließlich einen biologischen Pflanzenschutz. Ich verwende keine Chemie oder Gift. Ich behandle meine Bäume ausschließlich mit effektiven Mikroorganismen. Das liegt mir besonders am Herzen, denn ich möchte gerne einen Teil dazu beitragen, dass die Bäume im Privatgarten, an der Straße und im Wald weiterhin gesund bleiben. Das ist es, was mich antreibt! Hier in diesem Beitrag möchte ich vorstellen, welche Aussichten unsere Gärten, Parks und öffentlichen Anlagen haben. Ich möchte Mut machen und Perspektiven aufzeigen.
Unsere Bäume in Trockenzeiten
Wir konnten es in den vergangenen 10 Jahren besonders deutlich spüren; extreme Hitze-Sommer traten zuerst immer häufiger auf. Inzwischen wird es extrem. Ein Sommer übertrifft den nächsten und die langanhaltende Dürre und auch die Temperaturen brechen sämtliche Rekorde. Besonders im Frühjahr, im Sommer und Herbst finden wir häufig anhaltende Trockenzeiten von mehreren Wochen. Im Hitzejahr 2018 hatten wir in vielen Teilen Deutschlands sogar über mehrere Monate keinen Regen. Das hat Auswirkungen! Die Dürreperiode schaden unseren Bäumen in der Vegetationszeit. Eine ausreichende Wasserversorgung ist in dieser Zeit doch unerlässlich für ein gesundes vitales Wachstum. Andererseits konzentrieren sich die Niederschläge in den Wintermonaten. Das ist die Ruhezeit der Pflanzen. In dieser Zeit benötigen die Bäume kaum Wasser. Insbesondere in schweren Böden kommt es zu Staunässe und verursacht Wurzelfäule an den Bäumen. Diese extremen Klimaveränderung gehen an unseren heimischen Bäumen nicht spurlos vorüber. Gerade unsere heimischen Bäume, wie Ahorn, Linde, Buche, Kastanie, Esche, Birke und Eiche sind auf ausgedehnte und gleichmäßig auftretende Niederschläge angewiesen. Die Folgen für die Bäume sind jetzt langsam überall sichtbar. Die Bäume werden geschwächt und können auf auch auf Erkrankungen oder Schädlinge nicht mehr ausreichend reagieren. Die Folge im schlimmsten Fall ist; sie sterben ab.
Ich möchte nun wirklich kein Horrorszenario aufzeigen. Leider sind das die Fakten. Es handelt sich um einen Trockenstress, dem unsere heimischen Bäume nicht gewachsen sind! Sind die Bäume so geschwächt, können die nachfolgenden Krankheiten auftreten, die alarmierend sind;
die Linde erkrankt am Stigmata Triebsterben. Hier welken ganz Astpartien ab, so dass im Nu ganz Kronenteile herausgeschnitten werden müssen.
Spitz- und Berg-Ahorn leiden an der Rußrindenkrankheit. Bei dieser Pilzerkrankung platzt die Rinde in ganzen Platten ab und setzt aggressive Sporen frei, die Lungenreizungen verursachen können.
Die Rotbuche trocknet von innen aus und stößt ebenfalls die gesamte Rinde ab, da das innere Kambium vertrocknet. So können Nährstoffe und Wasser nicht mehr transportiert werden.
Die Kastanie wird von der Miniermotte und dem Braunfleckenpilz befallen. Ab Ende Juli haben die Blätter oft kein Fleckchen Grün mehr.
Die Edelkastanie wird vom Kastanienrindenkrebs befallen. Dieser hoch ansteckende Pilz vernichtet ganze Naturbestände!
Die Platane leidet am Massaria Triebsterben. Hier vertrocknen ganz Astpartien. 20 cm dicke Äste krachen hier einfach von den Bäumen!
Die Eiche leidet an Invasionen von Prozessionsspinnern, welche die ganzen riesigen Eichen abfressen und immens schädigen!
Die Esche ist fast nicht mehr existent. Sie wird schon jung befallen. Selbst in Jungpflanzenquartieren findet man die Krankheit reihenweise. Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine Pilzerkrankung. Hier wird die geschwächte Esche befallen, da diese an Trockenstress leidet. Nur noch an Gewässern und Flüssen wird die Esche bei uns überleben!
Erschwerender weise fehlt uns auch die Ulme, die vor ca. 30 Jahren fast ganz vom Ulmensterben dezimiert wurde.
Neue Klimawandel-Bäume braucht das Land
Gesetzgeber und Grünflächenämter versuchen dem Problem mit einer Pflicht von Ausgleichflächenpflanzungen mit großen heimischen Bäumen entgegenzutreten. Leider bleibt das Problem. Denn heimische Bäume schaffen den Klimawandel nicht alleine. Zudem können wir in Privatgärten nicht mit riesigen Bäumen, wie Linde, Esche, Ahorn und Co. arbeiten, da sie einfach zu groß sind.
Gibt es eine Lösung? Ich denke Ja! Aber nur, wenn wir offen dafür sind. Vor der Eiszeit waren viele andere Baumarten bei uns heimisch. Sie kamen besonders gut mit Hitze und Trockenheit zurecht. Diese konnten sich einfach wegen dem Mittelmeer und den querstehenden Alpen nicht zurückziehen und später wieder nach Norden wandern, so wie dies in Asien und Amerika der Fall war. Diese Bäume können aber wieder gepflanzt werden, da sie in den zuvor genannten Kontinenten weiter kultiviert wurden.
Pflanzt mehr Zukunftsbäume - das hilft dem Klima und sorgt künftig für schöne und vitale Gärten
Es sind trockenheitsverträgliche und mittelgroße Bäume, die aufgrund ihrer Größe gut in unsere Gärten passen. Diese Klimawandel-Bäume trotzen heißen und trockenen Sommern.
Judasbaum (Cercis siliquastrum)
Dieser interessante Vertreter hat sein Ursprungsgebiet im Mittelmeerraum. Eine Legende besagt, dass sich der Jünger Judas Iscariot nach dem Verrat an Jesus Christus an einem solchen Baum erhängt haben soll. Die Blätter sehen aus wie kleine Silbertaler, welche den Judaslohn darstellen sollen. Noch vor dem Austrieb blüht der Judasbaum in leuchtendem Rot. Sogar am Stamm, das nennt man Kauliflorie. Der Blütensegen kann innerhalb eines Tages hervortreten. Daher sagt man damals, dass der Baum vor Scham errötete.
Für uns ist der Judas baum so wertvoll, da er Hitze und Trockenheit problemlos verträgt. Zudem ist er absolut schnittverträglich, wunderschön und wird auch nicht allzu hoch. Meist kann man ihn auf einer Höhe von ca. 6 - 8 Metern halten. Auf guten Flächen kann er auch mal 10 Meter erreichen, das ist Aber eher selten. Im Herbst überrascht er uns dann mit einer goldgelben Herbstfärbung.
Schnurbaum (Sophora japonica)
Ein wunderschöner Baum aus Japan mit grüner Rinde und herrlich weißen Blüten im Frühsommer. Die Blüten bedecken die gesamte Krone und ziehen Bienen und Hummeln magisch an! Er ist ebenfalls sehr schnittverträglich! Er wird ca. 10 Meter hoch und breit. Dieser sollte also eher in großen Gärten eingesetzt werden. Schnurbaum nennt man ihn deshalb, da die Samenschoten wie abgeschnürt wirken. Schnurbäume lieben warme und trockene Standorte mit möglichst lockeren und sandigen Böden.
Trompetenbaum (Catalpa bignonioides, Catalpa speciosa und Catalpa bungei)
Trompetenbäume kommen überall vor. Im Norden und Süden Amerikas und Asiens. Diese Bäume lieben warme und sonnige Standorte. Sie begeistern uns mit riesigen tellergroßen Blättern in einer wunderschöneren Herzform. Die Blüten sind ebenfalls riesig und erinnern an eine weiße Rhododendronblüte. Schmetterlinge, Bienen und Hummeln lieben diese Blüten ebenfalls! Der Prächtige Trompetenbaum (Catalpa speciosa) wird riesig und ist nur für große Gärten geeignet.
Der gewöhnliche Trompetenbaum (Catalpa bignonioides) bleibt kleiner und bildet etwas größere Blätter. Dieser Baum kann auch immer stark geschnitten oder als Strauch gehalten werden. Der Großkronige Trompetenbaum (Catalpa bungei) kommt aus China und blüht Rosa! Er bleibt meist auch bei ca. 8 Metern und ist wie der Gewöhnliche Trompetenbaum auch für kleinere Gärten geeignet.
Zürgelbaum (Celtis occidentalis und Celtics australis)
Der Zürgelbaum gehört zur Familie der Ulmen. Zürgelbäume sind aber resistent gegen das Ulmensterben. Diese wunderschönen Bäume wachsen sehr schnell und bilden rasch eine wunderschöne Krone aus. Aus den kleinen blauen Beeren kann eine Milch hergestellt werden. Diese Beeren werden zerstoßen und danach in Wasser eingelegt. Nach ca. 24 Stunden kann die milchige Flüssigkeit dann abgeseiht werden. Diese Milch ist super gesund und reich an natürlichen Fetten und Vitaminen! Zürgelbäume lieben die Hitze! Der Boden sollte durchlässig sein! Der Zürgelbaum ist zudem super schnittverträglich und kann auch als Strauch erzogen werden.
Maulbeerbaum (Morus alba und Morus nigra)
Maulbeerbäume kommen mit der Trockenheit besonders gut zurecht.
Sie wachsen skurril und knorrig wie Olivenbäume.
Man kann diese aber auch als Strauch erziehen. Maulbeerbäume sind sehr schnittverträglich und können in jede Form gebracht werden.
Die Früchte sind lecker und ein absolutes Superfood! Getrocknet sind sie auch lange haltbar. Die Blätter werden groß und wunderschön.
Maulbeerbäume sind einzigartig, denn es sind Bäume, welche verschiedene Blattformen auf einem Baum bilden können. So findet man sowohl herzförmige, als auch nierenförmige Blätter an den Bäumen.
Amberbaum (Liquidambar styraciflua)
Ein Baum den der Gartenbau schon lange in sein Herz geschlossen hat. Die wunderschönen sternförmigen Blätter färben sich im Herbst in ein gigantisches leuchtendes Farbenkleid aus Orange, Rot, Violett und Braun. Die Samen sind Kugelförmig und ebenfalls dekorativ.
Amberbäume sind sehr hitzeverträglich, nehmen aber auch kurzzeitige Überschwemmungen nicht übel. Sie gedeihen auf allen Böden (vorzugsweise frischen Böden) und sind schnittverträglich. Sie können sowohl in kleinen also auch in großen Gärten eingesetzt werden. Am Stamm und an den Ästen bilden sich starke Korkleisten, was dem Baum ein mediterranes Aussehen verleiht.
Lederhülsenbaum (Gleditsia triacanthos)
Lederhülsenbäume sind immens wichtige Bienenbäume. Die Blüten fallen zwar nicht auf, ziehen aber Bienen und Hummeln magisch an! Toll ist, dass dieser Baum erstens nicht groß wird, denn er bleibt bei ca. 8 Metern. Zudem ist das Laub fein und fiederartig. Er spendet zwar Schatten, nur ist dieser Schatten nicht so dicht. Unter einem solchen Baum zu sitzen ist einfach herrlich! Es gibt dornunbewehrt und dornendlose Sorten. Ich finde persönlich die Dornenbewehrten Bäume besser, da diese einen wichtigen Vogelschutz abgeben.
Am Stamm können die Dornen mit einer scharfen Axt oder Astschere entfernt werden, da mit sich die Rinde nicht verletzen können. Der Lederhülsenbaum kommt auch im harten Stadtklima bestens zurecht und verträgt somit auch eine Menge Hitze und Trockenheit!
Magnolien aller Art (Magnolia)
Magnolien hat man eine solche Resistenz gar nicht zugetraut. Gelten Sie doch eher als empfindlich, sinnlich und berauschen, wegen Ihrer Blütenpracht, die im Spätfrost abfrieren kann. Doch weit gefehlt. Magnolien kommen mit Hitze und Trockenheit bestens zurecht. Alle Magnolien können entweder mehrstämmig, oder einstämmig erzogen werden. Besonders gut entwickeln sich die Baummagnolie (Magnolia kobus), die Dreiblatt-Magnolie (Magnolia tripetala), die Gurkenmagnolie (Magnolia acuminata) und der Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera).Ja Sie haben richtig gelesen. Der Tulpenbaum gehört zu den Magnolien. Er ist die eigentlich Ur-Magnolie und bildet den Ursprung dieser Familie. Tulpen- und Magnolienbäume haben sich in den letzten Jahren derart gut entwickelt, dass man sie nun auch in Waldversuchen ausprobiert. Vom Tulpenbaum gibt es sogar schon ganze Quartiere. Achtung! Magnolien können groß und ausladend werden. In kleinen Gärten sollte der Tulpenbaum nicht gepflanzt werden. Die anderen Magnolien können aber geschnitten und in Form gehalten werden.
Tränen-Kiefer (Pinus wallichiana)
Die Tränenkiefer stammt aus dem Himalaya und wird auch gerne am Mittelmeer eingesetzt. Sie liebt warme Standorte und durchlässige Böden. Besonders schön sind die langen blauen Nadeln und die übergroßen Zapfen, die länger als 50 cm werden können. Diese Zapfen können später auch beim Basteln eingesetzt werden. Zudem hält das Reisig als Schnittgrün lange frisch! Die Tränen-Kiefer wächst skurril, verdreht und unregelmäßig im Kronenaufbau. Dieser malerische Wuchs peppt jeden Garten auf! Ein unwiderstehlicher Nadelbaum. Die Tränenkiefer wird auch nicht zu groß und erreicht eine Höhe von ca. 10 Meter.
Virginischer Wacholder (Juniperus virginiana)
Hierbei handelt es sich um den größten Wacholder überhaupt. Er kann mehr als 20 Meter erreichen. Trotzdem bleibt er sehr schmal. Deshalb kann dieser Wacholder auch in kleineren Gärten eingesetzt werden. Er ist super schnittverträglich. Die Rötliche Rinde steht in einem herrlichen Kontrast zu den stahlblauen und weichen Nadeln. Er verträgt besonders viel Trockenheit, aber auch klirrenden Frost.
Pflanzt die Zukunft!
... und zwar mit Bäumen, die gesund und vital sind! Es bleibt uns sowieso nichts anderes übrig. Wir müssen müssen uns auf neue Bedingungen einstellen.
Euer Lars Kasper
Herzlichen Dank Lars.
Gut, dass es Lösungen gibt, die wir weiter geben können. Denn schließlich wollen wir alle künftig unter grünen Bäumen sitzen, in einem möglichst annehmen Klima.
Eure Petra
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