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- DEIN GARTENBODEN – MAL GANZ PERSÖNLICH
Ein Gastbeitrag von Sonja Medwedski Ein unterirdisches „Hallo“ liebe Garten-Fans! Heute darf ich, dein Gartenboden, mal höchstpersönlich zu Wort kommen und euch mitnehmen auf eine kleine Entdeckungsreise in meine gärtnerische Unterwelt. Meist nimmst du mich eher als still, dunkel und unauffällig wahr, doch in mir verbirgt sich ein wahres Universum. Ich bilde für deine heimische Wohlfühl-Oase buchstäblich die Grundlage. Ohne mich und meine vielen verschiedenen Eigenschaften und Fähigkeiten hätte dein Garten nicht viel zu bieten. Daher schauen wir heute mal etwas genauer „unter die Oberfläche“. Was versteht man unter dem Begriff Gartenboden? „Gartenboden“ ist dabei übrigens lediglich ein Oberbegriff für die vielen Mitglieder meiner bodenkundlichen Familie. Und diese Familie kann genauso vielfältig daherkommen, wie die Vielfalt in eurer menschlichen Welt. Da gibt es alte und junge Familienmitglieder, die einen sind eher sandig, die anderen eher tonig, manche nur wenige Dezimeter mächtig und andere über einen Meter tief entwickelt. An einem Ort werde ich von euch Menschen vielleicht seit über 100 Jahren als Garten genutzt und an anderer Stelle wurde das Neubaugebiet gerade erst fertiggestellt. Ihr Menschen schaut häufig auf meine oberen Zentimeter: mein Oberboden (oder auch Mutterboden genannt) liegt im Fokus eures Interesses. Doch mit diesen 20-30 Zentimetern allein ist es meist nicht getan. Unter der dunkelbraunen Krume wird es oft erst richtig spannend, wenn sich beim Blick in den Untergrund offenbart, zu was für einem Gefüge sich meine Bodenzutaten verbunden haben, ob ich vielleicht verdichtet bin und Probleme mit Stauwasser habe oder ob alles fast schon zu locker ist und der Regen nur so durch mich hindurchrauscht. Je nach meiner Ausgangslage bekommt deine Gartenplanung eine mehr oder weniger geeignete Grundlage. Bevor du beginnst, dir eine bunt blühende, abwechslungsreiche und strukturierte Bepflanzung deiner Beete auszumalen, schaue zunächst nach unten – auf eben diese wichtige Grundlage. Dir ist sicher nicht neu, dass auf mir als Boden nicht jede Pflanze gleich gerne wächst: wo die einen tolerant sind gegenüber einem eher kargen Sandboden, bestehen andere kompromisslos auf einen humosen und nährstoffreichen Untergrund, in den sie ihre Wurzeln verankern können. Nicht selten kollidieren da eure menschlichen Wünsche und Ansprüche für einen schönen Garten mit meinen tatsächlichen Eigenschaften. Um hier Enttäuschungen und braunen, kümmerlichen Pflanzen vorzubeugen, lernen deinen Gartenboden im ersten Schritt etwas besser kennen. Dafür brauchst du kein Labor oder besondere Hilfsmittel – mit offenen Augen, deinen Händen und dem direkten Bodenkontakt kannst du mit der sogenannten „Fingerprobe“ schnell und im wahrsten Sinne des Wortes „begreifen“, welche Bodeneigenschaften deinen Garten prägen. Den Boden fühlen Nimm dafür einfach eine etwa walnussgroße Menge von dem Boden in die Hand, für den du die Bodenart bestimmen möchtest. Sortiere zunächst alle größeren Bestandteile heraus, wie z.B. Steine oder Wurzeln. Sollte der Boden zu trocken sein, gib etwas Wasser hinzu, so dass sich die Masse gut formen lässt. Falls es doch zu matschig geworden sein sollte, ergänze einfach wieder etwas trockenen Boden, bis die Mischung stimmt. Nun kann‘s losgehen: Versuche, die Bodenprobe auszurollen, etwa bleistiftdick… Auch wenn die beiden obigen Ergebnisse vielleicht ähnlich klingen: ob du einen sandigen Lehm oder einen lehmigen Sand als Gartenboden hast, ist ein großer Unterschied für die Pflanzenwelt. Das waren jetzt lediglich die ersten Schritte auf der Erkundungsreise in die Bodenart deines Gartens. Vielleicht hast du auch eher einen Boden, den ihr so gerne als „schwer“ bezeichnet, der also viel Schluff und Ton enthält und für euch somit schwerer zu bearbeiten ist als ein sandiges Mitglied meiner Bodenfamilie? Dann darfst du noch etwas mehr kneten, rollen und fühlen, bis du zu deinem Ergebnis gelangst. Es kann übrigens auch sein, dass die Bodenart zwischen deinen Beeten variiert. Auch kann es vorkommen, dass der Mutterboden eine andere Kornmischung aufweist, als der Boden in 40 Zentimeter Tiefe. Wenn es dir nun in den Fingern kribbelt und du neugierig geworden bist, welche Bodenart die Grundlage deines Gartens bildet, bekommst du eine kostenlose Anleitung auf der Homepage von Sonja Medwedski: Hier geht es zur Anleitung Immer schön locker bleiben Neben dem „handfesten“ Grundgerüst deines Gartenbodens kannst du im nächsten Schritt einen Blick auf meine „inneren Werte“ werfen. Wenn du beispielsweise wissen möchtest, ob dein Boden kalkhaltig ist, träufele ein paar Tropfen Essig-Essenz auf die Bodenkrümel. Je mehr Kalk enthalten ist, desto stärker fängt es an zu schäumen und zu knistern. Ergänzend kannst du meinen pH-Wert messen – Material dafür findest du in jedem Garten- oder Baumarkt. Daneben schadet auch ein Blick in meine Vergangenheit nicht. Denn Insbesondere im Garten habt ihr Menschen häufig eure Spuren auf und in mir hinterlassen – oft bereits, bevor die ersten Blumen und Sträucher überhaupt ihren Platz gefunden haben. Ehe ich für euch die Funktion als Gartenboden übernehme, war ich meist Schauplatz einer Baustelle. Schau nur heute in die Neubaugebiete deiner Nachbarschaft – da drehen Bagger, LKW und Co. nicht immer sanft ihre Runden auf mir und hinterlassen teils tiefe Spuren, die nicht einfach wieder glattgeharkt werden können. Oft bleibe ich mit so manch tiefsitzender Verdichtung zurück, die unter dem Mantel von ein paar Säcken Blumenerde verborgen wird. Doch spätestens, wenn deine Pflanzen davor kapitulieren, ihre Wurzeln tiefer in mich einzugraben oder das Wasser nicht in mir versickern kann, ist meine Verdichtung nicht mehr zu leugnen. Neben offensichtlichen Pfützen an meiner Oberfläche kannst du Verdichtungen im Unterboden mit einer sogenannten Bodensonde aufspüren – einer ca. 70 cm langen Metallstange, die du durch mich durchdrückst. Wenn das mit gleichmäßigem Druck klappt, wunderbar. Wenn du jedoch bei einer Tiefe von z.B. 30 Zentimetern kaum mehr durch mich hindurchkommst, kannst du dir vorstellen, dass hier nicht mehr alles wie geplant funktioniert. Je nach Intensität braucht es dann besonders starke Pflanzenwurzeln oder kräftige Regenwürmer, um mich wieder aufzulockern. Deinen Spaten lass‘ dabei übrigens lieber im Schuppen – denn damit würdest du meine ganze bis dahin entwickelte Struktur wieder über den Haufen werfen. Die Verdichtung ist dann vielleicht weg, doch zum Preis von einem völlig gestörten Bodenleben, dass wieder nur eingeschränkt als Gartenboden funktionieren kann. Besser ist da bei besonders starken Verdichtungen die Möglichkeit einer sogenannten Bodenbelüftung – mit kontrollierter Druckluft werde ich dabei von Fachleuten in meinem bestehenden Aufbau gelockert. Die dadurch entstehenden, kleinen Hohlräume können anschließend gleich von den Pflanzen genutzt werden. Eine Frage der Zeit… Boden entsteht nicht von heute auf morgen – es braucht Geduld. Und genau beim Thema Geduld treffen häufig zwei Welten aufeinander, wenn das Gärtnerherz sich sehnlichst und so schnell wie möglich eine blühende Pracht oder ertragreiche Ernten wünscht und die Uhren meiner Bodenwelt nun mal etwas langsamer ticken. Zum Vergleich: es braucht ca. ein Menschenleben, bis ein Zentimeter Boden entstanden ist! Es reicht auch nicht aus, auf einer geplanten Gartenfläche etwas lehmigen Sand hinzuschütten und das Ganze mit 20 Zentimeter Mutterboden zu bedecken. Das wäre in etwa so, als wenn auf einer Baustelle Steine und Mörtel auf einen Haufen geschüttet werden, bedeckt mit ein paar Rollen Tapete und die Baufirma dann sagt: „So, das Haus ist jetzt fertig“. Die Zutaten für ein Haus bzw. einen gesunden Boden sind dann zwar vorhanden, aber noch nicht richtig miteinander verbunden. Diese Verbindungen (beim Hausbau wie im Boden) werden erst nach und nach aufgebaut. Dank meiner unzähligen kleinen Bodenbewohner, den ersten Pflanzen sowie dem Einfluss von Wind und Wetter beginnen die Strukturen im Untergrund zu wachsen mit ihnen ein Boden, der seiner Funktion als Gartenboden alle Ehre machen kann. Denn ein Aspekt wird häufig vergessen – als Boden bin ich lebendig! Ich bestehe längst nicht nur aus verschieden großen Steinkrümeln (Sand, Schluff, Ton), Wasser und Luft. Meine Bodenbewohner und die organische Substanz spielen eine große Rolle für einen gesunden Gartenboden. Und nur das Teamwork aus Boden, Pflanze, Regenwurm, Bodenbazille und Co. führt am Ende zu Gärten, die das Herz erfreuen. Sie alle haben ihre Aufgabe in meiner Unterwelt und kümmern sich zum Beispiel darum, dass aus mir genug Nährstoffe herausgelöst und an die Pflanzenwurzeln weitergeleitet werden. Es geht im Garten nicht nur um die richtigen Nährstoffe für die Pflanzen, sondern auch (und insbesondere) um eine gute Futterversorgung für meine Bodenbewohner. Als köstliche Mahlzeit hat dabei u.a. der Kompost die Nase vorn. Gerade für die erfahreneren Gartenfreunde unter euch ist das keine Überraschung, doch nicht umsonst hat sich der Kompost so bewährt mit seinem reichhaltigen Nahrungsangebot für meine Bodenbewohner. Habt ihr zum Beispiel einen sandigen Boden, der weder Nährstoffe noch Wasser besonders gut halten kann, dann helft meiner Humusbildung dort ein wenig auf die Sprünge, in dem ihr von Zeit zu Zeit den Kompost in meine oberen 10-20 Zentimeter einarbeitet. Meine natürliche Bodenmischung kann so optimiert werden für die Aufgabe, die ich für deine Ansprüche erfüllen soll. Auch ein harter Lehmboden kann von der ein oder anderen Kompostzugabe profitieren – im Gegensatz zum Sandboden verbessert das organische Material hier die Bodenstruktur, für eine bessere Sauerstoffversorgung an den Pflanzenwurzeln. Je nach Nährstoffbedarf der Pflanzen, die dort wachsen sollen, kann auch eine Beimischung von Sand einen harten Typen wie den Lehm- oder Schluffboden auflockern. Boden will nicht nackig sein Ein großer Fokus liegt im Sommer auf meiner Bodenfunktion des Wasserspeicherns! Neben meiner Bodenart und meiner damit verbundenen Qualität als Schwamm, kannst du jedoch auch mit deiner Gartenarbeit positiv auf meine Speicherfähigkeit einwirken. In vielen Gärten dieser Welt liegt meine Oberfläche nackt (und womöglich noch rechtwinklig geharkt) in der Gegend herum. Kein Pflänzchen soll sich in mir verankern oder mir Schatten spenden, alles soll schön „aufgeräumt“ aussehen. Die Sonne trocknet mich auf diese Weise schnell aus und meine Temperatur steigt im Sommer schnell auf über 50°C – keine besonders lebenswerte Umgebung. Meine Oberfläche wird betonhart und bekommt Risse. Zudem haben Wind und Wetter leichtes Spiel, meinen kostbaren, humosen Oberboden fortzutragen, wenn er nicht durch eine Pflanzendecke geschützt wird. Im natürlichen Zustand bin ich als Boden immer mit Pflanzen bedeckt! Das macht es auf der einen Seite natürlich schwerer, bei euch Menschen im Bewusstsein zu bleiben, wenn ihr mich nur selten zu Gesicht bekommt. Doch genau diese Pflanzendecke ist es, die mich schützt und ein aktives und gesundes Bodenleben sichert. Und zugleich sorgt sie dafür, das Wasser länger in mir gespeichert bleibt. Neben einer lebendigen Pflanzendecke kann da im Sommer auch eine Mulchschicht hilfreich sein als Schutz vor den brutzelnden Sonnenstrahlen. Hast du dich mal gefragt, warum in deinem Garten eigentlich ständig irgendwo das „Unkraut“ sprießt? Das ist nichts anderes als die Reaktion der Natur darauf, mich, den nackten Boden, zu schützen und so schnell wie möglich wieder zu bedecken. Und dafür nimmt sie natürlich die Pflanzen, die das am besten können. Kräuter und Gräser, die am jeweiligen Standort schnell und robust wachsen und mich unter einem grünen Teppich verbergen. Meist sind das nur eben nicht jene Pflanzen, die du dir für deine Gartenplanung erhofft hast. Doch die wilden Kräuter geben dir wichtige Infos, wie es mir als Boden geht. Und sie geben dir Hinweise darauf, welche (Wunsch-)Pflanzen du nutzen kannst, um deinen Garten zu gestalten. Anstatt gegen das Unkraut anzukämpfen, entscheide dich lieber für eine wachsende Kooperation. Schaue, welche Eigenschaften ich für deine Pflanzen biete und suche dir gezielt solche Pflanzen aus, die konkurrenzfähig sind zum natürlichen „Unkraut“. Boden verbessern? Manchmal kommst du vielleicht zu dem Schluss, dass in deinem Garten eine Bodenverbesserung notwendig wird. Doch ist das wirklich so? Vielleicht helfen dir im Vorfeld in paar Fragen: „Was für einen Boden habe ich in meinem Garten und wie kann ich seine bestehenden Eigenschaften bestmöglich nutzen?“ „Muss es wirklich diese exotische Pflanze sein mit ihren sehr speziellen Eigenschaften? Gibt es vielleicht eine heimische Verwandte, die besser und vor allem langfristig mit den hiesigen Bodenverhältnissen zurechtkommt?“ „Warum erfüllt der Boden nicht meine Erwartungen? Liegt es an der Bodenart? Sind es zu wenige (oder die falschen) Nährstoffe für meine Wunsch-Pflanze?“ „Was will ich mit der Bodenverbesserung eigentlich erreichen?“ Welche Aktionen dabei am Ende als Antworten herauskommen, basiert somit zunächst auf einem Abwägen von Angebot und Nachfrage. Was kann der Boden bereits? Was soll er zukünftig können? Und wie viel Einsatz willst du dafür zeigen? Die „Probleme“, die ihr mit mir im Garten habt, sind vielfältig – und ebenso vielfältig und individuell sind auch die Lösungen dafür. Meine Bodeneigenschaften lassen sich in gewissem Maße verändern – doch vielleicht ist großes Potential bereits vorhanden, dass nur ein wenig Unterstützung durch deine Gartenarbeit benötigt. Und denk‘ dran, ein gesunder Gartenboden braucht Zeit und Pflege 😉 Buchverweis Wenn du mehr über deinen unterirdischen Garten-Nachbarn erfahren möchtest, dann schnapp dir das Buch „Die Stimme des Bodens“. Darin hat die Bodenkundlerin und Autorin Sonja Medwedski unserem Boden zum ersten Mal die Gelegenheit gegeben, persönlich zu Wort zu kommen. Mit so manch amüsanter Anekdote gibt der Boden uns darin einen Einblick in seine Welt und berichtet davon, wie er täglich den Alltag von uns Menschen prägt: sei es im Garten, im Wald, auf dem Acker, auf einem Friedhof oder in der Stadt. Sonja Medwedski wuchs auf einem Bauernhof im Osnabrücker Land in Niedersachsen auf und hatte schon früh Kontakt zum Boden. Nach dem Studium der Physischen Geographie und der Bodenwissenschaften blieb sie dem Untergrund auch im Berufsleben treu und arbeitet seit über zwölf Jahren im vor- und nachsorgenden Bodenschutz. Die lang gehegte Idee, dem Boden eine Stimme zu geben, hat sie 2022 mit ihrem Buch umgesetzt. Seitdem bringt sie noch mehr Bodenbewusstsein in die Öffentlichkeit – mit Lesungen und Vorträgen, Workshops oder Boden-Erlebnistagen. Mehr unter: https://sonja-medwedski.de/
- DER GARTEN IST UNSER SEHNSUCHTSORT
Alle Fotos: Ferdinand von Luckner Mit ihrem bezaubernden Garten nahe Hannover, der das Wohnhaus wie ein Nest umgibt, haben meine Kunden ihren langgehegten Traum wahr werden lassen. Was heute so harmonisch in die natürliche Umgebung passt, war von Anfang an nicht so offensichtlich. Es hat sich behutsam und Schritt für Schritt entwickelt. Das Ehepaar verspürt nun keinen Drang mehr, in den Urlaub zu fahren. Warum auch? Ein großzügiges 2.500 m² Waldgrundstück mit Hanglage und einem Höhenunterschied von vier Metern wurde meisterhaft in das Gelände integriert. Der Garten scheint nahtlos durch das Haus zu "fließen", und von jedem Ort im Haus aus genießt man den Anblick der blühenden Felsenlandschaft. Für meine Bauherren ist dieses Zuhause nun der perfekte Ort, an dem sie endlich "angekommen" sind. Die Reise war lang und anspruchsvoll, und ich hatte das Privileg, sie auf diesem Weg zu begleiten. Hier teilen sie ihre Erfahrungen während der Bauphase: Wie kamen Sie auf die Idee ein Haus zu bauen? T.D. Vor einigen Jahren haben wir für unsere Kinder in der Nähe Hannovers ein Grundstück gesucht, da unser Enkelkind unterwegs war. Die junge Familie war auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Wir wurden fündig und es war ein Traumgrundstück. Es lag direkt am Waldesrand man hatte einen herrlichen weiten Blick bis nach Hannover. Wir saßen derweil in unserem gemütlichen Reihenhaus in Hannover. Es hatte einen kleinen Garten hinterm Haus. Wir waren sehr glücklich dort. Plötzlich kam es anders. Die Prioritäten für die junge Familie änderten sich. So kamen wir auf den Einfall, selbst zu bauen. Bild oben: In den Hang wurden große Grauwackequader eingefügt. Eine Meisterleistung der Firma Peter Berg Gartendesign. Der Entwurf für das Einfamilienhaus und das verspiegelte Baumhaus stammt von dem Baumhaus Experten Andreas Wenning Wie war ihr Neustart dort am Waldrand? T.D. Von der Idee zu bauen bis zum tatsächlichen Startschuss verging eine lange Zeit. Wir machten es uns selbst nicht leicht. Vom Entwurf des ersten Architekten sind wir in letzter Minute abgesprungen. Wir konnten uns mit der Idee nicht anfreunden. Wir suchten einen anderen Architekten und lernten den Architekten mit dem Spezialgebiet „Baumhäuser“ Andreas Wenning kennen. Er baute uns zuerst ein Baumhaus. Von diesem hohen Platz mitten in den Bäumen haben wir nun den genialen weiten Blick. Auch sein Entwurf für das Wohnhaus war modern und unkonventionell. In unseren Augen war die Idee „mutig“. Sie gefiel uns sehr, dennoch zögerten wir zunächst. Wir fragten uns, ob der Entwurf zu uns passt. Auch dachten wir darüber nach, das Haus entweder höher zu setzten und eine herrschaftliche Position zu haben oder tiefer in das Gelände einzubinden. Für welchen Entwurf haben Sie sich am Ende entschieden? T.D. In dieser Zeit lernten wir ja Sie kennen. Können Sie sich erinnern? Damals schwärmten Sie vom Senkgarten in Potsdam und meinten, mit einem tiefen eingebundenen Hause fühlen Sie sich wie in einem „Nest“. Wir fuhren in den Senkgarten nach Potsdam und als wir dort zwischen üppigen Pflanzen standen, verstanden wir, was Sie meinten. Übrigens, wir haben es nicht bereut. Heute wirkt dieses „mutige“ in das Gelände eingebundene Haus ganz selbstverständlich. Es wird “eins” mit dem Garten und dem anschließenden Wald. Der Garten scheint förmlich durch das Haus zu fließen. Wir haben große bodentiefe Fenster und haben das Gefühl, wir wohnen mitten im Garten. Über einen Rundweg aus großen Grauwacke-Blöcken kann man von dem unteren Teil des Grundstückes durch den Garten auf das Dach gehen. Alles ist Garten. Es gibt so gut wie keinen Rasen. Das finden wir toll. Ehe Sie ihr schönes Haus samt Garten genießen konnten, war es ja ein langer Weg. Was ist Ihnen alles passiert und (verzeihen Sie, wenn ich das frage) haben Sie auch Fehler gemacht? T.D. Ja, es war ein wirklich langer Prozess. Wir waren ja damals völlig unerfahren und ahnten nicht, dass das Bauen ein so großes Abenteuer ist. Wir suchten Handwerker, die dann ab und zu wieder verschwunden waren. Dann gab es ein großen Wassereinbruch nach einem Starkregen. Das ganze Wasser lief unter den gerade fertiggestellten Holzboden. Da brauchen Sie starke Nerven. Dann hat sich der Architekt verabschiedet, weil wir Wünsche hatten, die er nicht mittragen wollte. Er wollte geschliffene Betonfußböden im Wohnzimmer. Beton? Dass wollten wir nicht. Zum Glück lernten wir Frau Ebert von raum Konzept kennen, die uns als Inneneinrichterin bis zur Fertigstellung im Inneren des Hauses begleitete. Auch die Gestaltung des Gartens war nicht so einfach. Zum östlichen Nachbarn gab es einen Höhenunterschied von fast 4m. Das auf kurze Distanz. Der Architekt sah ganz pragmatisch eine Betonwand vor. Das wollten wir nicht, weil wir aus der Sauna und dem Badezimmer nicht auf eine 4m hohe Betonwand schauen wollten. Er hatte die Vorstellung, den Garten wild wachsen zu lassen. Wir sahen schon alles voller Unkraut, wie Brennnesseln usw. Das war einfach nicht unser Ding. Auch sollte es eine Terrasse aus Beton geben. Was vielleicht praktisch wäre, nur die GRZ 2 war ausgereizt. Das bedeutete, das Haus wurde so groß gebaut, das baurechtlich im Garten nichts mehr befestigt werden durfte. Keine Zufahrt, keine Terrasse, nichts. Wir haben ganz schön gerudert, um eine Lösung für unseren Garten zu finden. Nennen Sie 3 Dinge, die Sie dann anders gemacht haben. T.D. Im Laufe des Baufortschritts merkt man erst, was funktioniert und was nicht. Diese Dinge haben wir im Laufe des ganzen Procederes dann verändert: Wir haben alle beteiligten Disziplinen, wie Architekt, Gartengestalter, Innenarchitekten zusammengebracht. Allerdings waren sie nicht immer dazu bereit. Wir haben uns gegen allzu große Eigenwilligkeiten der Architekten und Unternehmer gewehrt. Sie waren nicht immer kundenorientiert und wenig bereit „in den Zweifel“ zu gehen. Wir hatten unsere Vorstellung und dennoch mussten wir uns der Selbstverwirklichung einiger Disziplinen energisch widersetzen. Wir haben gemerkt, wie hilfreich und nervenschonend es ist, sich lieber zu trennen und nach neuen Lösungen zu suchen. Bilder oben: Den Pflanzplan hier zu erstellen, war für mich eine Herausforderung. Mittels Drohne konnten wir die Lage und Form der Steine so ermitteln, das wir zu einem exakten Pflanzplan kamen. In welchem Moment haben Sie gemerkt: “Wow, jetzt funktioniert es” !? T.D. Ja, man lernt sich ja erst langsam kennen. Das Haus war dann fast fertig. Im Garten kam dann irgendwann die Firma Berg Gartendesign in Spiel. Sie Frau Pelz, hatten Peter Berg ja angerufen, weil es diesen eklatanten Höhenunterschied zum Nachbar gab. Aus diesem Telefonat und dieser „kleinen“ Herausforderung ist nun der gesamte Garten geworden. Aber einfach waren diese Prozesse für uns auch nicht. Erst sollten die vielen Steine aus Anröchter Dolomit sein. Das ist ein Material mit unterschiedlichen Färbungen aber oft auch eher grün und grau. Toll war, dass wir mit Peter Berg und ihnen dann im Steinbruch waren und uns die Steine angesehen haben. So hatten wir zwar eine Vorstellung, aber die Steine waren uns dennoch zu grün. Frau Förster (Partnerin bei Peter Berg Gartendesign) empfahl dann Grauwacke in einem warmen gelblichen Ton. Sie übernahm auch das Zepter im Garten und baute kreativ nach einem Gestaltungsentwurf des Büros. Meisterhaft hantierte sie mit ihren Leuten die tonnenschweren Steine im Garten. Unglaublich! Nach und nach machten sich die Steine im Gelände „Beine“ und der Garten formte sich. Endlich bekamen wir ein Raumgefühl. Wir ahnten wie es sein könnte, wenn wir hier wohnen. Wie hat sich ihr Leben seitdem verändert? Wie nutzen Sie Ihren Garten? T.D. Wir frühstücken jetzt morgens viel länger. Sehen aus dem Fenster in den Garten. Das entspannt. Wir haben ein Vogelhäuschen in Blasenstrauch. So können wir stundenlang den Vögeln beim Samen picken zusehen. Meine Frau zieht bei ihrem täglichen Rundgang durch den Garten ab und zu mal ein Kraut oder stellt die Regner um. Oft machen wir das auch gemeinsam. Das Zurückschneiden der 1.000qm großen Pflanzfläche und ein bis zwei generelle Pflegegänge übernimmt die Firma Berg. Da die Pflanzen dicht bewachsen sind, haben wir es relativ pflegeleicht. Wovon haben Sie sich in der Nutzung ihres Gartens komplett verabschiedet? T.D. Wir wollen hier nicht mehr weg. Wir möchten gar nicht in den Urlaub fahren, wie andere Leute. Wir sind hier glücklich. Wenn wir entspannen, gehen wir durch den Garten in den Wald zum Spazieren. Meine Frau braucht auf den Weg dorthin immer etwas länger, weil sie hier und da an den Pflanzen zuppelt. Damit ich mich nicht langweile, sammle ich in der Zeit Äste. 🙂 In welchen Momenten sind Sie besonders stolz auf ihren Garten? T.D. Der Garten atmet das ganze Jahr. Es verändert sich stetig, die unterschiedlichsten Vögel, wie Buntspechte kommen in den Garten. Witzig ist, da klammert sich immer einer an den Zapfen. Einmal ist er runtergefallen, weil er so schwer war. Katzen schleichen durch den Garten oder hocken mit ihren Samtpfoten auf den Steinen. Sie gucken mit dem Köpfchen in die Stauden ob sich was rührt. Wenn wir morgens aufstehen, ist es ein schöner Moment. Wir sehen aus dem Fenster auf den flachen Teppich aus Fiederpolster (Cotula). Er mutet fast japanisch an. Es ist unser Rasenersatz, der sogar blüht. Abends wenn es dunkel ist, komme ich aus der Sauna und lege mich auf den Rücken auf das Fiederpolster. Ich gucke in die Sterne. Das ist wunderschön. Raureif auf sich kringelnden Gräsern, kleine Schneekuppen auf den Sonnenhutköpfchen, aber auch im Sommer und Herbst, wenn sich die vielen Gräser im Wind wiegen… das alles gibt uns ein schönes Gefühl. In dem Moment sind wir stolz. Was würden Sie anderen gern sagen, die gerade da stehen, wo Sie noch vor Monaten, ja Jahren standen? T.D. Wir würden ihnen sagen, dass es sich jeden Fall lohnt durchzuhalten. Es waren für uns zwei richtig anstrengende Jahre. Man ist bettelarm, fix und fertig aber dann… Dann hat man was ganz Tolles geschaffen. Nicht nur für uns, sondern auch für Schmetterlinge, Katzen und andere Lebewesen. Unsere Empfehlung ist, keine Kompromisse zu machen, sich nicht irgendwohin schwatzen lassen (wo man nicht hinwill). Wir würden sagen; hör auf deine innere Stimme. Es ist ja schließlich für die Ewigkeit. Die Steine kommen da nicht wieder raus aus dem Garten. Wichtig ist sich Zeit zu nehmen und nicht unter Zeitdruck zu geraten. Wir wissen, das geht nicht immer. Vielleicht muss man ja eine Auszugstermin festlegen. Und man soll sich gut Partner suchen. Solche, wo die Chemie stimmt. Man muss ja zwei Jahre miteinander aushalten. Da braucht man ein Draht zueinander. Auf einen Blick: In der Nähe von Hannover 280 Quadratmeter (Wohnhaus) Auf 2.500 Quadratmeter (Garten) davon 1.000 Quadratmeter Pflanzfläche Mit 7.000 Stauden und Gräser, 18.000 Blumenzwiebel Experten Innen: Andreas Wenning von Baumraum und Gabriele Ebert von Raumkonzepte Ebert Experten Außen: Peter Perg Gartendesign und Petra Pelz Design-natuerlich Bauleitung: Peter Hoock Fotos: Ferdinand von Luckner Bauen ist ein Abenteuer. Das galt auch für meine Kunden. Sie haben durchgehalten. Jetzt können sie sich entspannt zurücklehnen und ihren Garten in vollen Zügen genießen. Ich wünsche dir eine schöne Zeit und bleib natürlich - Petra
- WIE KOMMT DIE STAUDENGÄRTNEREI NACH RÖDELSEE?
Manche Menschen sind mutig. Gesellt sich noch Fleiß und eine Visionen dazu, entsteht etwas ganz Besonderes. So war es bei Fine Molz und Till Hofmann. Ihre zu klein gewordene Gärtnerei in Affolterbach im Odenwald gaben sie vor kurzer Zeit auf, um hier in Rödelsee am Fuße des Schwanbergs neu zu beginnen. Wir waren mit dem Verein Perenne e.V. in Rödelsee zu Gast. Die Beiden hatten ein paar spannende Tage für uns organisiert. Kurz vor der Heimreise, konnte ich dann doch noch ein paar Fragen loswerden. Wie kommt man ausgerechnet nach Rödelsee? Fine: Wir waren länger auf der Suche nach einem Platz. Dann war es reiner Zufall. Die Ecke hier geht in Richtung Heimat. Wir waren auf einem Fest, haben guten Wein getrunken und der Pfarrer von diesem Ort meinte; kommt doch zu uns, hier ist es schön. Einige Jahre später, als wir das unser altes Haus im Odenwald nicht erwerben konnten, haben wir diesen Platz hier angeboten bekommen. Till: Ich habe das Grundstück mit der Lage gesehen und dachte; wenn wir das nicht hier machen, dann brauchen wir es auch nicht woanders tun. Dennoch, kurz vorher kamen nochmal Zweifel. Wollen wir wirklich hier in die Wüste ziehen? In ein sehr niederschlagsarmes Gebiet mit Wind und offener Lage. Die Frage war auch; ist genug Wasser da? Aber unterm Strich haben wir uns dafür entscheiden können und es nicht bereut. Wenn man sich hier umsieht, kann man sich nicht vorstellen, dass es noch gar nicht lange her ist. Wie war euer Anfang? Fine: Natürlich war es viel Arbeit. Sara war ein Jahr beim Umziehen und es war nicht leicht. Aber gut, dass man vorher nie weiß, was konkret auf einen zukommt. Es war gerade ein sehr heißes Jahr. Wir hatten hier nur die Scheune mit einem Dach als Schattenspender. Hitze mit 36 Grad, mein eineinhalb jähriges Kind und ich musste gießen. Das waren Zeiten, an die ich nicht gern zurückdenke. Auch frustrierend ist, wenn die Erdflächen gerade begradigt waren, kam wieder der Bagger, um ein neues Zuleitungsrohr zu legen. Aber es ging vorwärts. Till: Man berauscht sich ja an den kleinen täglichen Erfolgen. Wir brauchten ein Haus mit einer Erschließung. Wir brauchten eine Infrastruktur für die Gärtnerei, ein Wegsysteme, eine Bewässerung, eine Zisterne oder auch Nebengebäude. Das war doch klar… wir konnten nicht sagen; wir schieben das auf die lange Bank. Die ganzen Pflanzen sind ja auch umgezogen? Till: Ja, wir haben vorher in der alten Gärtnerei im Odenwald noch so viel getopft wie es ging. Wir brauchten ja was zum Verkaufen. Der Betrieb musste weitergehen. Mit wie vielen Pflanzen seid ihr da umgezogen? Till: Das waren so knapp 100.000 Pflanzen, etwa 90 Paletten. Die Gärtnerei sollte zum Umzug fertig sein, zumindest die Stellflächen. War aber nicht. Wir haben viel zu spät angefangen. So haben wir einen Teil der Pflanzen in der Spedition untergebracht, den Rest provisorisch auf die Fläche gestellt. Habt ihr Beiden das alles allein geschafft oder gab es Hilfe? Till: Wir hatten ein ganz tolles Team. Zwei Gärtnerinnen, die mit umgezogen sind, haben sich wahnsinnig ins Zeug gelegt. Aber auch unsere Familie. Auf einmal kamen Freunde, Bekannte, die tageweise mitgearbeitet haben. Das war schon toll. Fine: Wie sich hier alles entwickelt hat, entspricht unserer Art zusammenzuarbeiten. Wir haben einen Minutenboden. Das heißt, man muss den richtigen Moment abpassen, um ihn zu bearbeiten. Dann müssen alle da sein. Man hat zwar etwas anderes geplant, muss aber schnell reagieren. Ihr habt hier in Sand gepflanzt. Wie seid ihr hier auf die Idee gekommen? Till: Nein, das ist schon ein alter Trick. Den kenne ich schon ganz lange, übrigens vom Andreas Augustin (Gärtnerei Augustin). Als ich dort anfing in den 80iger Jahren, haben sie für das Mutterpflanzenquartier einfach Sand kommen lassen und wir haben darin gepflanzt. Wie stark ist die Sandschicht? Till: So 20cm plus... Die Wurzeln entwickeln sich dann durch den Sand in den Boden. Daher vertragen die Pflanzen einerseits mehr Trockenheit und sind gleichzeitig geschützt gegen Staunässe. Wir haben damals viel im Staudensichtungsgarten Hermannshof probiert, auch mit verschieden Schichtdicken und verschiedenen Sanden. Es hat immer funktioniert. Wie kommt ihr zu euren Sortimenten? Die unterscheiden sich schon sehr von anderen. Fine: Die Sortimente haben sich über die Jahre so entwickelt. Wir sind gern gereist und immer neugierig. Wir sehen dabei nicht nur die Pflanzen, sondern auch wo sie wachsen. Till: Dann ist man natürlich ein Pflanzen-Mensch und freut sich, wenn man was Neues sieht. Und interessante Pflanzen nimmt man mit. Ich beobachte gern. Mich interessiert; wo besteht die Qualität von schönen angenehm empfunden Naturbildern. Dann habe ich natürlich viele Jahr im Sichtungsgarten Hermannshof gearbeitet. Dort bin ich mit vielen Pflanzen in Berührung gekommen, die ich sonst erst später kennengelernt hätte. Wichtig finde ich den Austausch, wie jetzt mit den Kollegen vom Verein Perenne e.V. . Hier steckt ja geballtes Pflanzenwissen. Für mich ein wichtiger Grund dabei zu sein. Wie seht ihr die Pflanzenverwendung in Zukunft? Till: Trockenheitsverträgliche Pflanzen sind ein Trend und alle Pflanzen, die möglichst von alleine wachsen. Die nicht dauern bemuttert werden müssen. Sie sind für Kunden besonders interessant. Wir stellen fest, die Leute sind zunehmend nicht mehr bereit, sich traditionell um ihre Pflanzen zu kümmern. Also Gärten zu pflegen im alten Sinn. Heute möchte man was Schönes haben und sich möglichst wenig drum kümmern. Ich stehe ja manchmal schon staunend vor euren Pflanzen und habe das Gefühl, ich kenne hier nichts. Wie transportiert ihr die Informationen über Neuheiten? Fine: Ja, vieles ist gerade neu. Wir haben an diesem Standort natürlich Möglichkeiten viele Sachen auszuprobieren. Als Gärtner möchten wir sehen, wie es ausgepflanzt wächst. Sonst sieht man die Pflanze ja immer nur im Topf. Unsere Pflanzflächen sind für uns ein Experimentierfeld. Wir müssen die Pflanzen ja selbst verstehen und das dauert. So können wir unsere Erfahrungen an unsere Kunden weitergeben. Till: Neben der Produktion sind wir auch pflanzplanerisch seit vielen Jahren unterwegs. Dann stellen wir überraschend fest, es gibt sogar immer noch Lücken im Sortiment. Fine: Niedrige, trockenheitsverträgliche Gräser zum Beispiel… Es gibt es ein paar aber es sind immer die Gleichen. Warum gibt es da nicht noch mehr. Dann versuchen wir Sachen auszusäen, um zu probieren was funktioniert. Für uns sind die Pflanzen in der Produktion das eine, jedoch die Verwendung der Pflanzen ist für uns genauso wichtig. Die Pflanzen sind für uns eine Art "Malkasten", mit denen wir schöne Beete gestalten. Dieses Schöpferische liegt uns am Herzen. Till: es ist natürlich ein Risiko, wenn man Pflanzen hat, die keiner kennt. Dann hat man erstmal keine Kunden dafür. Aber dann denken wir; probieren wir es halt selber mal aus, dann lernen wir die neuen Pflanzen kennen. Wie seid ihr als Gärtnerei positioniert? Da gibt es ja auch Gärtnereien, die ihre Betriebe sehr wirtschaftlich führen und andere sind eher idealistisch unterwegs und gar manche möchten ihre Pflanzen am liebsten behalten. Fine: Jeder führt seine Gärtnerei mit seinen eigenen Idealen. Das ist vollkommen in Ordnung. Uns liegt die Verwendung am Herzen. Für mich ist nicht vorrangig, möglichst viele Töpfchen zu verkaufen. Das Wichtige ist, dass die Pflanze an einem Ort landet, wo sie funktioniert und schön kombiniert ist. Pflanzenverwendung ist ein tiefgründiges Thema. Es erfordert viel Wissen. Das kann man von einem ganz normalen Gärtner nicht abverlangen. Das sind wirklich zwei verschiedene Berufe. Wenn ein Gärtner seine Pflanzen gut kennt und etwas über das Wachstum sagen kann, ist das schon Klasse. Welche Rolle spielt das Internet für euch? Till: Uns hat es schon sehr gute Dienste getan. Uns hat es geholfen, um unbekanntere Wildpflanzen zu verkaufen. Gäbe es diese Möglichkeit nicht, dann wäre unsere Arbeit hier so nicht möglich. Es hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Leute die seltenen Sachen kaufen. Sie informieren sich vorher hier intensiv. Und wenn sie einmal etwas gekauft und ausprobiert haben, kaufen sie wieder. Zeit haben wir wenig für das Internet. Den Shop betreuen wir inhaltlich zwar selbst aber das Technische geben wir ab. Ihr beide haltet ja auch Vorträge was ist euer Thema? Till: Wir möchten dass die Pflege funktioniert. Der Erfolg einer Pflanzung ist 40 Prozent gute Planung und 60 Prozent gute Pflege. Durch meine Arbeit im Hermannshof habe ich viel gelernt, da wir uns sehr damit beschäftigt haben. Gern teile ich meine Erfahrungen. Ich möchte, dass unsere Pflanzen auch woanders gut wachsen. Aber durch den Trick mit dem Sand ist es beispielsweise schon pflegereduzierter. Der Sand ist auch gleichzeitig Mulch und somit hat man weniger Aufwand. Übrigens; Ich unterscheide immer die Begriffe Pflegeleicht und Pflegereduziert… Pflegeleicht ist eine Hecke oder Rasen (weil es jeder kann) und pflegereduziert wenn man tatsächlich weniger Arbeit hat. Das muss man unterscheiden und das sage ich bei meinen Vorträgen. Habt ihr Pflanzen, die ihr den Kunden unbedingt ans Herz legen möchtet? Fine: ich liebe das hohe Mädchenauge Coreopsis Hybr. Full Moon. Finde ich einfach klasse, auch wenn sie Gelb ist, ist aber ein schönes zitroniges Gelb. Till: mir liegen immer die Pflanzen am Herzen, die im Topf eher nichts hermachen aber langfristig einen Nutzen bringen. Das sind Pflanzen wie die Indigolupine Baptisia, oder Bastardingio Amorpha fruticosa... Auf die fährt kein Kunde von sich aus ab, aber sie bringen den Kunden am Ende sehr viel. Das sind dann keine Impulskäufe. Man muss schon genau wissen, was man kauft. Viele gute Gräser, die Seidenpflanzen Asclepias, den Röhrenstern Amsonia, kauft keiner von allein. Die müssen wir schon ein bisschen anbieten. Dabei sind das oft die wertvollsten Sachen. Da sind Gartenschauen wertvoll, damit Leute wie Du sich da mal ran wagen und dadurch eine Nachfrage entsteht. Die Kollegen jammern schon, wie schnell sich die Sortimente verändert haben. Es ist schon schwierig da nachzukommen. Ich sehe es eher so; das ist der Spaß dabei. Früher waren es eher die Prachtstauden, die beliebt waren. Die Wildstauden hat keiner gekauft. Wir haben viele Wildstauden produziert und waren erst skeptisch. Nun ist aber durch das Bienensterben ein ganz neues Bewusstsein entstanden. Wie seht ihr eure Zukunft hier in der Gärtnerei? Till: Wir hoffen auch in Zukunft gute Leute für unsere Gärtnerei zu beschäftigen. So können wir eine gute Beratung anbieten. Auch wünschen wir uns, dass wir die Pflanzenverwendung schaffen, die wir uns da vorgenommen haben. Wir backen ja viele kleine Brötchen und machen für Jedermann Gärten; den Vorgarten hier, das Beet dort. Wir bepflanzen die Gärten nur im Ausnahmefall und auch nur dann, wenn es nicht so weit weg ist. Und Sara wird auch mal Gärtnerin? Till: Bisher macht sie gute Anstalten. Aber wir erwarten nichts. Sara: Lieber Eisverkäuferin oder Kindergartenerzieherin. Fotos oben: Sabine Vögli Vielleicht habt ihr ja auch mal Lust nach Rödelsee zu fahren. Aber Achtung! Nehmt ein großes Auto mit, vielleicht mit einigen Kisten. Die Verführung ist groß. Hier der Kontakt: Die Staudengärtnerei Till Hofmann und Fine Molz GbR Alte Iphöfer Str. 27 97348 Rödelsee Telefon: 09323 8752230 Website: www.die-staudengaertnerei.de Einige Fotos stammen von Sabine Vögli aus der Schweiz. Weitere tolle Naturfotos seht ihr hier www.kiebitz.li ... bleibt natürlich! Viele Grüße Petra


