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WO WILDE RHODODENDREN WURZELN SCHLAGEN - PERSPEKTIVEN FÜR UNSERE GÄRTEN

Teil 1 - Amerika



Ein Gastbeitrag von Gerd Eiting



Gerd Eiting aus Wiefelstede ist ein erfahrener Pflanzenexperte und Rhododendron-Enthusiast, der seit über 50 Jahren bei der Firma Bruns in Gristede tätig ist. Dort betreut er den Park und eine beeindruckende Pflanzensammlung. Besonders am Herzen liegt ihm die Züchtung neuer Rhododendron-Sorten, die er mit Fachwissen und Leidenschaft weiterentwickelt. Als aktives Mitglied im Beirat der Deutschen Rhododendron-Gesellschaft e.V. (DRG) engagiert er sich zudem für die Förderung, Pflanzung und Pflege dieser faszinierenden Pflanzen.


Ein besonderer Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf der Anpassung der Rhododendren an den Klimawandel. Er erforscht, wie sie widerstandsfähiger gemacht werden können, um auch unter veränderten Bedingungen zu gedeihen. Dabei richtet er seinen Blick nicht nur auf heimische Sorten, sondern auch auf widerstandsfähige Arten aus anderen Regionen der Welt.


Besonders spannend sind viele Rhododendren Nordamerikas, die durch ihre Robustheit und Vielfalt neue Möglichkeiten für unsere Gärten bieten. Welche Arten sich besonders gut für unser Klima eignen und was wir von ihnen lernen können, erfahrt ihr im folgenden Beitrag.



Wo wachsen Rhododendren?


Rhododendron-Arten haben ihre Ursprünge in verschiedenen Regionen Nordamerikas, wo sie unter unterschiedlichen klimatischen und geologischen Bedingungen gedeihen. Die Elternarten vieler gärtnerisch genutzter Rhododendren stammen aus den Wäldern und Gebirgsregionen entlang der Westküste der USA bis hinauf nach Alaska sowie aus den Appalachen und den sumpfigen Gebieten Floridas.


Besonders bedeutend für die Zucht sind Rhododendron catawbiense und Rhododendron maximum, deren Gene in vielen modernen Sorten zu finden sind. Diese Arten haben sich an kalte Winter und kurze Vegetationsperioden angepasst, was sie auch für europäische Gärten geeignet macht.



Foto oben: Rhododendron maximum – Ein majestätischer, immergrüner Strauch mit prächtigen Blüten und hoher Winterhärte



Foto oben: Rhododendron lapponicum – ein frostharter Zwergstrauch in den Gebirgen Nordamerikas



Entlang der Westküste von Kalifornien bis Alaska findet man Rhododendron occidentale, eine laubabwerfende Art, die milde Winter und trockene Sommer bevorzugt. Rhododendron macrophyllum, mit seinen großen Blättern und prächtigen Blüten, gedeiht in feuchteren Wäldern weiter nördlich bis nach Alaska. In den subarktischen Gebieten Kanadas und Alaskas kommen Zwergformen wie Rhododendron lapponicum und Rhododendron camtschaticum vor, die Permafrostböden besiedeln und niedrige Temperaturen aushalten.


Die südlichen Staaten der USA, insbesondere Florida und die Sümpfe des Mississippi-Deltas, beherbergen verschiedene Wildazaleen wie Rhododendron atlanticum, Rhododendron arborescens, Rhododendron calendulaceum, Rhododendron viscosum und Rhododendron periclymenum. Diese Pflanzen gedeihen in sumpfigen, feuchten Gebieten und sind sogar gegen Salzwasserüberschwemmungen unempfindlich.


In den sandigen Küstenwäldern der Appalachen und Smoky Mountains wächst Rhododendron catawbiense, eine der wichtigsten Arten für die Zucht. Daneben findet man dort auch Rhododendron maximum, Rhododendron oblongifolium, Rhododendron austrinum und die immergrüne Kleinblattform Rhododendron minus.


 

Foto oben: Rhododendron catawbiense in einem Park



Typische Begleitpflanzen von Rhododendren – Natürliche Partner für ein harmonisches Pflanzenbild


In ihrem natürlichen Lebensraum wachsen Rhododendren häufig gemeinsam mit anderen Gehölzen und Stauden. An der Westküste der USA treten sie in Gesellschaft von Pseudotsuga menziesii (Douglasie), Acer macrophyllum (Großblättriger Ahorn) und Gaultheria shallon (Salal) auf.

siehe unten, Collage Pflanzenreich App


In den Appalachen finden sie sich zusammen mit Quercus rubra (Rot-Eiche), Kalmia latifolia (Berglorbeer) und verschiedenen Farnen wie Polystichum acrostichoides (Weihnachtsfarn).

siehe unten, Collage Pflanzenreich App


In den sumpfigen Gebieten Floridas gedeihen sie neben Taxodium distichum (Sumpfzypresse), Magnolia virginiana (Sumpf-Magnolie) und Osmunda regalis (Königsfarn).

siehe unten, Collage Pflanzenreich App




Standortansprüche – Boden, Licht und Feuchtigkeit


Die Standort- und Bodenansprüche variieren je nach Art. Rhododendron occidentale bevorzugt gut durchlässige, saure Böden mit einem pH-Wert von 4,5 bis 5,5 und wächst an Standorten mit viel Licht, jedoch ohne direkte Mittagssonne. Rhododendron macrophyllum gedeiht in feuchten Wäldern mit lehmigen bis humosen Böden und benötigt einen geschützten Standort.


Die Wildazaleen der Südstaaten sind an sumpfige, feuchte Bedingungen angepasst und können auch in Böden mit hohem organischem Anteil gedeihen. Der pH-Wert sollte zwischen 4,0 und 5,0 liegen. Rhododendron catawbiense und Rhododendron maximum wachsen in den sandigen Böden der Appalachen und benötigen ausreichende Feuchtigkeit, sind jedoch auch frosthart.

 


Wuchsform, Blattstruktur & Blütenvielfalt – Immergrüne und sommergrüne Rhododendren


Wilde Rhododendren zeichnen sich durch ihre vielfältigen Wuchsformen aus. Rhododendron macrophyllum erreicht eine Höhe von bis zu 6 Metern und bildet eine dichte, buschige Krone. Die Blätter sind groß, ledrig und immergrün. Rhododendron occidentale bleibt mit maximal 2 Metern Höhe kleiner und verliert im Herbst seine Blätter. Die Wildazaleen haben häufig sommergrünes Laub und duftende Blüten, die in verschiedenen Farben von Weiß über Gelb bis Rosa erscheinen. Die Früchte sind meist unscheinbare Kapseln, die im Spätsommer reifen.

 


Amerikanische Wild-Rhododendren – Artenportraits, Standorte & Besonderheiten


Rhododendron atlanticum

Diese Wildazalee ist vor allem in den sumpfigen Gebieten entlang der Atlantikküste von Florida bis Virginia verbreitet. Sie zeichnet sich durch sommergrüne Blätter und zart duftende Blüten in Weiß bis Hellrosa aus. Sie gedeiht gut in feuchten, sauren Böden mit guter Drainage. In Gärten kann sie mit Osmunda regalis (Königsfarn) oder Ilex glabra (Nordamerikanische Stechpalme) kombiniert werden.

Fotos siehe unten:



 




Rhododendron arborescens

Die Baumazalee ist in den Appalachen weit verbreitet. Sie erreicht eine Höhe von bis zu 5 Metern und bevorzugt feuchte, halbschattige Standorte. Die Blüten duften stark und erscheinen in Weiß mit rosa bis roten Akzenten. Sie eignet sich hervorragend für naturnahe Gärten und harmoniert gut mit Kalmia latifolia (Berglorbeer) oder Cornus florida (Blumen-Hartriegel).

Fotos siehe unten:




Rhododendron austrinum

Diese Art ist in den südlichen USA beheimatet, insbesondere in Florida und Georgia. Sie ist eine der früh blühenden Wildazaleen mit goldgelben bis orangefarbenen Blüten. Rhododendron austrinum bevorzugt feuchte, saure Böden und einen halbschattigen Standort. In Gärten passt sie gut zu Hydrangea quercifolia (Eichenblättrige Hortensie) oder Amelanchier arborea (Felsenbirne).

Fotos siehe unten:




Rhododendron calendulaceum

Auch als Flammenazalee bekannt, beeindruckt diese Art mit leuchtend orangeroten Blüten. Sie wächst in den Appalachen und benötigt saure, gut durchlässige Böden. Die Flammenazalee erreicht eine Höhe von bis zu 4 Metern. Sie lässt sich gut mit Viburnum lantanoides (Schneeball) und Erythronium americanum (Amerikanisches Hundszahnveilchen) kombinieren.

Fotos siehe unten:




Rhododendron camtschaticum

Diese Zwergform ist in den subarktischen Gebieten Alaskas und Kamtschatkas verbreitet. Sie wächst auf Permafrostböden und ist extrem frosthart. Die Blüten sind purpurrot und erscheinen im kurzen Sommer. Sie eignet sich für alpine Gärten und kann mit Saxifraga oppositifolia (Gegenblättriger Steinbrech) kombiniert werden.

Fotos siehe unten:




Rhododendron catawbiense

Diese wichtige Art stammt aus den Appalachen. Sie bildet große, immergrüne Büsche mit violetten Blüten. Rhododendron catawbiense bevorzugt sandige Böden mit guter Drainage und ist äußerst frosthart. In Gärten lässt sie sich gut als Sichtschutz verwenden und harmoniert mit Ilex crenata (Japanische Stechpalme) oder Buxus sempervirens (Buchsbaum).

Fotos siehe unten:




Rhododendron lapponicum

Diese Art ist in den arktischen und subarktischen Regionen Eurasiens und Nordamerikas beheimatet. Sie zeichnet sich durch ihre kleinen, purpurvioletten Blüten aus, die im kurzen Sommer erstrahlen. Rhododendron lapponicum gedeiht auf sauren, gut durchlässigen Böden und bevorzugt einen sonnigen bis halbschattigen Standort. In Steingärten oder als Begleiter zu Arten wie Dryas octopetala (Silberwurz) oder Saxifraga oppositifolia (Gegenblättriger Steinbrech) ist sie eine Bereicherung.

Fotos siehe unten:




Rhododendron macrophyllum

Diese Art stammt aus dem westlichen Nordamerika, insbesondere aus den Küstenregionen von Kalifornien bis British Columbia. Sie ist bekannt für ihre großen, rosafarbenen Blüten, die im späten Frühling erscheinen. Rhododendron macrophyllum bevorzugt feuchte, humusreiche und saure Böden sowie einen halbschattigen Standort. Im Garten harmoniert sie gut mit Gaultheria shallon (Salal) oder Polystichum munitum (Schwertfarn).

Fotos siehe unten:




Rhododendron maximum

Diese Art wächst ebenfalls in den Appalachen und erreicht Höhen von bis zu 12 Metern. Sie bevorzugt feuchte, leicht saure Böden und gedeiht am besten in kühlen, halbschattigen Lagen. Ihre großen, immergrünen Blätter und weißen bis rosa Blüten machen sie zu einer attraktiven Solitärpflanze. Kombinieren lässt sie sich mit Hydrangea quercifolia (Eichenblättrige Hortensie) oder Clethra alnifolia (Silberkerzenstrauch).

Fotos siehe unten:




Rhododendron minus

Diese immergrüne Kleinblattform ist in den südlichen USA beheimatet. Sie zeichnet sich durch kleine, duftende Blätter und rosa bis weiße Blüten aus. Rhododendron minus bevorzugt halbschattige Standorte mit saurem Boden. In Gärten passt sie gut zu Farnen wie Polystichum acrostichoides (Weihnachtsfarn) und kleinen Sträuchern wie Vaccinium angustifolium (Wildblaubeere).

Fotos siehe unten:

 



Rhododendron oblongifolium

Diese Art ist in den südlichen USA, insbesondere in Texas und Louisiana, heimisch. Ihre Blüten sind duftend und reichen von weiß bis blassrosa, oft mit einem gelben Farbton. Rhododendron oblongifolium bevorzugt trockene, sandige und saure Böden sowie einen sonnigen bis halbschattigen Standort. Sie lässt sich ideal mit Cercis canadensis (Kanadischer Judasbaum) oder Yucca filamentosa (Palmlilie) kombinieren.



Rhododendron occidentale

Diese laubabwerfende Art ist entlang der Westküste Nordamerikas verbreitet. Sie bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte mit gut durchlässigem, saurem Boden. Besonders geeignet ist sie für Gärten mit milden Wintern und trockenen Sommern. Rhododendron occidentale lässt sich mit Gräsern wie Luzula nivea (Schnee-Marbel) oder Gehölzen wie Cornus stolonifera (Hartriegel) kombinieren.

Fotos siehe unten: 




Rhododendron periclymenoides 

Es handelt sich hier um eine laubabwerfende Rhododendron-Art aus den östlichen USA. Sie blüht im Frühjahr mit zarten, rosa bis weißen, duftenden Blüten, die vor dem Laubaustrieb erscheinen. Diese Art bevorzugt feuchte, saure Böden und wächst in lichten Wäldern oder an Waldrändern. Rhododendron periclymenoides ist eine attraktive Ergänzung für naturnahe Gärten und harmoniert gut mit Pflanzen wie Cornus florida (Blumen-Hartriegel) oder Kalmia latifolia (Berglorbeer).

Fotos siehe unten: 




Rhododendron viscosum

Diese Sumpfazalee ist in den südlichen US-Staaten weit verbreitet. Sie bevorzugt feuchte, saure Böden und gedeiht sogar in überfluteten Gebieten. Die Blüten duften stark und sind weiß bis rosa gefärbt. Sie eignet sich für naturnahe Gärten und passt gut zu Itea virginica (Virginia-Süßspiere) oder Sarracenia flava (Gelbe Schlauchpflanze).

Fotos siehe unten: 




Nordamerikanische Rhododendren eröffnen spannende Möglichkeiten für unsere Gärten – sei es durch ihre außergewöhnliche Frosthärte, ihre beeindruckende Blütenvielfalt oder ihre Anpassungsfähigkeit an verschiedene Standorte. Wer sich näher mit diesen faszinierenden Arten beschäftigt, kann nicht nur neue Gestaltungsideen für den eigenen Garten gewinnen, sondern auch wertvolle Erkenntnisse für eine klimaresiliente Pflanzenauswahl sammeln.


In den nächsten Beiträgen entdecken wir weitere faszinierende Rhododendron-Arten aus aller Welt, ihre einzigartigen Eigenschaften und wie sie unsere heimischen Gärten bereichern können. Bleibt gespannt, lasst euch inspirieren und bleibt natürlich.


Petra und Leonie

 


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