Ein Gastbeitrag von Aleksandra Pristin
So schön ist Kunst im Garten
In den sozialen Netzwerken sah ich schon lange Fotos von Aleksandra Pristin. Und ich gebe zu; ich war ziemlich neugierig. Da Barsinghausen nur einen Steinwurf von mir entfernt lag, fuhr ich kurzerhand dorthin, um den schönen Garten persönlich in Augenschein zu nehmen. Und was soll ich sagen; ich war sehr beeindruckt. Nicht nur von dem schönen sehr großen und kunstvoll bepflanzten Garten, sondern auch von der tollen Idee, den Garten als Freiluftgalerie zu sehen und dort kostbare Kunstwerke aufzustellen. Das Thema ist spannend und ich habe Aleksandra gefragt, wie es dazu kam und was man beachten sollte, wenn man Kunst im Garten wirkungsvoll platzieren möchte.
Hier ist ihr Gastbeitrag:
Foto oben: Uwe Schloen „Fahrer ohne Auto“
Mein Name ist Aleksandra Pristin. Seit dem Jahr 2000 öffne ich den Garten Pristin in Barsinghausen OT Groß Munzel regelmäßig für garteninteressiertes Publikum. Hier organisiere ich Lesungen, Musik- und Theatervorführungen. Seit zwei Jahren finden in meinem Garten auch Kunstausstellungen statt.
Kunst und Garten gehören zusammen, sie sind eine unschlagbar schöne Allianz!
Das war mir von Beginn an klar, bereits als ich in den Jahren 1995 bis 1997 meinen Garten plante. Auch gab es von Anfang an in mir den großen Wunsch in meinem Garten Skulpturen-Ausstellungen ausrichten zu können.
Vor allem die Werke des bedeutenden zeitgenössischen Worpsweder Bildhauer, Waldemar Otto, zogen mich immer magisch an.
Der Weg dahin war lang. Inzwischen ist der Garten als Ausstellungsort etabliert.
Das macht mich stolz und glücklich!
Skulpturen im Garten
Damit Du dein perfektes Kunstwerk findest und es richtig platzierst, helfen dir diese Fragen:
Was spricht mich am meisten an? - Geh zuerst intensiv durch Galerien, Museen und Skulpturenparks. Prüfe, welche Kunst dich begeistert.
Welches Material mag ich? - Mag ich Eisen oder Holz oder doch lieber Keramik, Bronze, Stein, oder sogar Marmor?
Welches Material passt zu meinem Haus und Gartenstil? Prüfe wie das Material in Verbindung mit der Natur wirkt, z.B. ein heller Marmor im hellen Galerieraum wirkt edel und freundlich. Doch im Garten kann er zu aggressiv und unübersehbar wirken. Ein Eisenobjekt im weißen Raum kann je nach Verarbeitung alt und rostig aussehen, doch in Verbindung mit der bunten oder grünen Natur, sieht es lebendig aus und fügt sich wie selbstverständlich in sie ein.
Mag ich es abstrakt oder lieber figürlich? ... oder Nachbildungen alter Werke, liebliche Objekte oder eher moderne Kunst? So viele Fragen... Aber sicher wirst Du intuitiv entscheiden. Es ist eine nicht unwichtige Wahl. Ich finde; Du musst einfach immer Glück verspüren, wenn Du durch deinen Garten gehst. Dann ist es richtig. Lass dich nicht vom Geschmack anderer beeinflussen. Wenn Du Engel liebst, dann liebst Du halt Engel. Doch passen Puten zum modernen Haus? Wenn Du Eisenassamblagen magst, dann ist das auch deine Wahl. Wenn Du dich aber nicht entscheiden kannst und gerne mehrere Stillrichtungen besitzen möchtest, dann gib den unterschiedlichen Werken jeweils einen unterschiedlichen Raum. Getrennt durch Hecken, Mauer, Baum- oder Sträuchergruppen, können die jeweiligen Kunststillen für sich wirken. Sie stören sich nicht gegenseitig. Oder mache es wie ich, organisiere einfach Kunstausstellungen und wechsle jedes Jahr die Werke. Das hat allerdings den Nachteil, dass das Liebgewonnene irgendwann zurückgehen muss.
Foto oben: Stephan Marienfeld „Little Can“
Wo wirkt mein Kunstwerk am besten im Garten?
Überlege dir, welches Ziel Du mit der Aufstellung der Kunst erreichen möchtest.
Ideal ist es, den Blick auf bestimmte Achsen im Garten zu lenken
Prüfe, ob die Stelle, wo Du das Kunstwerk platzieren möchtest, ideal ist. Vielleicht möchtest Du eine Blickachse besonders betonen und sie ist, aus einer anderen Richtung betrachtet etwas versperrt oder es sieht einfach nur unvollkommen aus. Das wäre schade.
Manchmal reicht es aus, das Objekt um einen halben bis zwei Meter auf derselben Linie nach vorn oder nach hinten zu verschieben. Damit allein bringt man es in eine perfekte Position. Dann kann man es aus mehreren Richtungen gut sehen. Ich konnte z.B. ein Objekt so platzieren, dass es egal von wo der Weg führte, immer im Mittelpunkt stand. So zog es die Blicke von allen Seiten magisch auf sich. Das muss man geduldig ausprobieren.
Foto oben: Waldemar Otto „Torsi“
Foto oben: Christoph Zdzuj „Nadel“
So unterstreichen Kunstwerke besondere Situationen im Garten wirkungsvoll
Vielleicht hast Du im Garten ein besonderes Beet, das nur Du schätzen kannst, weil nur Du die Besonderheit der Pflanzen kennst. Du wunderst dich immer wieder, dass deine Freunde so achtlos daran vorbei gehen. Vielleicht ändert das alles. Stell einfach in das Beet eine schöne Skulptur. Das fokussiert den Blick und plötzlich werden auch die Blumen darin gesehen und bewundert. Doch achte darauf, das sich Kunst und Gartenkunstwerk sich gegenseitig ergänzen und so ein harmonisches Ganzes entsteht. Es wäre schade, wenn etwas zu dominant erscheinen würde oder gar verdeckt wird.
Foto oben: Waldemar Otto „weibl. Torso XVII”
Foto oben: Stephan Marienfeld „Loop“
Skulpturen können sogar kahle Hauswände oder Zäune beleben, wetten?
Auch hier spielen Proportionen eine wichtige Rolle. Eine zu kleine Figur vor einer großen Wand würde nur verloren wirken und umso mehr würde die kahle Wand wahrgenommen werden. Sei mutig. Vielleicht stellst Du hier etwas Größeres auf. Oder überlegst dir ein oder mehr Objekte an die Wand hängen. Eine Clematis oder eine andere kletternde Pflanze belebt die Situation zusätzlich.
Foto oben links: Waldemar Otto „Figur zwischen zwei Wänden“
Foto oben rechts: Uwe Schloen „Großer Vogelkasten“
So kannst Du deinen Garten optisch erweitern und sogar größer erscheinen lassen.
Gib deinem Kunstwerk eine Aufgabe
Platziere dein Kunstwerk zum Beispiel so, dass es wie eine Einladung wirkt oder wie ein Fenster in die Weite.
Foto links: Christoph Zdzuj „Das Fenster“
Mehrere zusammenhängende Kunstwerke hintereinander platziert, können einen Weg in die Landschaft weisen. So wird der Blick auf eine dahinter liegende Weite gelenkt, die so vielleicht noch nie wahrgenommen wurde.
In einem Garten, der geschlossen ist und keinen Blick nach außen erlaubt ist das anders. Hier helfen nach Größe gestaffelte Objekte oder einfach nur helle Objekte vor dunklen Hintergründen. Mit diesen Tricks wird eine optische Täuschungen erzeugt.
Foto oben: Uwe Schloen „Das Gespräch“ und „Sie ist weg“
Überrasche deine Besucher und beziehe die Bäume in die Kunstinszenierung ein.
Auch auf Bäumen lassen sich manche Kunstobjekte installieren.
Fotos oben: Stephan Marienfeld „Dislike“
Prüfe zuerst die Tragfähigkeit der Äste. Ob aufgehängt, angenagelt oder angebunden, eröffnet diese Art der Präsentation eine neue Dimension. Die Bewunderung deiner Gäste ist garantiert!
Achte darauf, dass die Bäume nicht verletzt werden. Falls Du Seile verwendest, sollte dort weiches Material unterlegt werden.
Durchgänge von Kunst flankiert - so wird dieser Ort im Garten besonders
Foto oben: Christoph Zdzuj „Konstrukt“
Besonders reizvoll sieht es aus, wenn die Tore oder Durchgänge links und rechts mit Kunst flankiert werden. So wird der Besucher durch den Garten geleitet.
Der richtige Rahmen - die spannende Beziehung zwischen Kunst und Garten
Ein einsames Kunstobjekt ohne einen Bezug zum Garten wirkt oft verloren. Manche Kunstobjekte müssen jedoch für sich stehen. Vor allem wenn sie von allen Seiten betrachtet werden müssen. Manche Skulpturen wirken am besten, wenn man ihnen einen Rahmen gibt, der sie belebt oder sie untermalt wie ein Passepartout die Bilder. Die Wahl der umgebenden Pflanzen spielt hier eine große Rolle.
Platziere das Objekt deiner Wahl vor Hecken, Büschen oder Mauern, wenn seine hintere Seite nicht die Sichtseite ist und nicht besonders aufregend wirkt.
Gib der Kunst einen pflanzlichen Rahmen, aber erzeuge keine Konkurrenz durch zu bunte, zu dichte und zu hohe Bepflanzung.
Falls das Objekt von allen Seiten betrachtet werden muss, gib ihm Freiraum.
Gib unruhigen Objekten, ob in Farbe oder Form, eine ruhige Umgebung. Eine geschnittene Hecke im Hintergrund wirkt beruhigend und hebt die Besonderheiten des Kunstobjektes hervor. Aber auch eine monochrome Bepflanzung mit Farnen, Epimedium oder Gräsern kann dieselbe Wirkung erzielen.
Foto links: Waldemar Otto “Adam plündert sein Paradis”
Denk an das Licht. Helle Objekte wirken gut in einer dunklen Ecke, dagegen dunkle oder stark strukturierte Objekte wirken viel besser in der Sonne. Wann gehst Du üblicherweise in den Garten? Die allerbeste Platzierung im Licht der aufgehenden Sonne nützt dir nichts, wenn Du zu dieser Zeit noch selig schläfst. Aber auch Schatteneffekte können wirkungsvoll sein. Sie können eine besondere Stimmung erzeugen.
Schlichtere Skulpturen und die, die man nicht enträtseln muss, vertragen die Vielfalt der Natur und bunte Farben. So manche Skulptur kommt so richtig zur Geltung, wenn um sie etwas passiert, wie das Wogen der Gräser oder kontinuierlicher Wechsel der Farben.
Foto oben: Waldemar Otto „Figur aus ihrer Prägung heraustretend“
Denke an die Dynamik, das Sich-verändern der Pflanzen. Im Laufe des Jahres verändert sich die Natur. Im Winter und im Frühling wirkt alles exponiert und ab Hochsommer könnte ein falsch platziertes Objekt in der hoch gewachsenen Blattmasse verschwinden.
Foto oben: Claus Wettermann „o.Titel“
Falls Du Beete hast, die von allen Seiten erreichbar sind, ist es eine gute Lösung die Skulptur an die gegenüberliegende Seite eines Beetes zu stellen. So kannst Du sie auch im Hochsommer in voller Schönheit betrachten.
Foto oben: Waldemar Otto „Eva“
Ein mitten im Beet platziertes Kunstwerk kann seine Wirkung verlieren, wenn es darin verschwindet. Andererseits kann es mystisch und geheimnisvoll wirken, wenn es groß genug ist. So wirkt es fast unerreichbar.
Wenn man ein beständiges Bild anstrebt, wären immergrüne Bux- und Taxusformen um die Kunstobjekte eine gute Lösung. Die Strenge des starren Grüns wird hier durch die Kunst gemildert. Immergrüne Sträucher wie Ilex und Cotoneaster, die nicht geschnitten werden müssen, können eine lockere, elegante und im Bild beständige Umgebung zaubern.
Denk an den Frühling. Dieser kann sehr kahl sein. Setze um die Kunstobjekte hohe Zwiebelgewächse, je nach Geschmack Tulpen, Narzissen, Allium, Camassia. Damit belebst Du die Kunst und gibst ihr einen schönen Rahmen als Übergang bis die Stauden hoch gewachsen sind.
Foto oben: Stephan Marienfeld „Bondage“
Foto oben: Uwe Schloen „Rechtsruck“
Technik muss sein und passen
Falls deine Kunstobjekte einen Sockel benötigen, denke an die übrigen Materialien im Garten. Ein weiteres Material, ob Holz, Sandstein, Granit oder Mauerwerk, das in deinem Garten nicht vertreten ist, wirkt schnell wie ein Fremdkörper. Bleib konsequent. Auch muss der Sockel mit der Kunst gut harmonieren und die Proportionen müssen bewahrt werden. Manchmal reicht ein niedriger Sockel, der das Kunstwerk nur aus dem Blütenmeer hebt. Manchmal wird ein hoher Podest oder Sockel benötigt, um eine kleine Arbeit auf Augenhöhe zu bringen.
Egal wie groß deine Neuanschaffungen sind, und egal wie schwer sie sind, die wertvollen Stücke müssen aus Sicherheits- und aus Versicherungsgründen mit dem Boden gut verbunden sein. Schon beim Kauf solltest Du darauf achten, dass die Skulpturen eine dafür vorgesehene Vorrichtung haben. Auch die Sockel, auf denen sie montiert werden, müssen gut in der Erde befestigt sein. Das ist auch wichtig, damit die Kunst bei Überschwemmungen oder bei Maulwurfsschaden nicht beschädigt wird und niemanden verletzt. Zur Fixierung können bei schweren Böden, lange Eisenstäbe dienen. Bei leichten Böden kommt man um den Beton oft nicht herum.
Foto oben: Waldemar Otto „Figur mit Gewand“
Foto oben: Uwe Schloen „Koffer“
Waldemar Otto und der Funke, der übersprang
Du fragst Dich sicher, wie es dazu kam, dass ich so einen Meister wie Waldemar Otto ausstellen durfte. Es war ein Sympathiefunke, der beim Atelierbesuch zündete, außerdem eine große Portion von kindlicher Frechheit, die ich immer noch besitze. Als Waldemar Otto mir von einer kommenden Ausstellung in einem Museum in Holland erzählte, sagte ich zu ihm: „Wenn Sie in einem Museum bald ausstellen, dann könnten Sie demnächst auch in meinem Garten ausstellen!“. Zwei Wochen später bekam ich einen Brief von ihm, dass er dem Vorhaben mit Vergnügen zustimmt … Und so begann für mich das hoffentlich nie endende Abenteuer „Kunst im Garten“ und das Glück mit Künstlern zu arbeiten.
Mein letzter Tipp für dich; denke bei der Idee für ein Kunstwerk vor allem an dich selbst. Es ist deins... Du möchtest es sehen, genießen und bewundern. Platziere es also so, dass es dir im Garten immer wieder begegnet. Ich wünsche dir, das deine Augen leuchten, wenn Du durch deinen Garten gehst.
Deine Aleksandra Herzlichen Dank Aleksandra, für den inspirierenden Kurztrip in deinen Garten und die wertvollen Tipps. Möchtest Du den Garten selbst einmal besuchen, dann findest Du hier den Kontakt und die Öffnungszeiten. Hier geht es zum Garten Pristin Möchtest Du weitere Inspirationen für deinen Garten dann interessiert dich vielleicht auch dieser Beitrag:
Bleib natürlich und bis zum nächsten Mal
Deine Petra
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