Ein Blogbeitrag von Petra
Vor einigen Tagen traf ich mal wieder Jan Weinreich aus meiner Lieblingsgärtnerei Floragarten. Wir planten gerade einen größeren Privatgarten im Raum Hannover und Jan lieferte... schnell und pünktlich, wie gewöhnlich.
Durchaus keine leichtes Unterfangen, denn die Hauptsaison war vorbei und die Pflanzenquartiere ziemlich leer. Für Jan trotzdem kein Problem. Nach einigem Hin und Her am Telefon und einigen wenigen Ersatzpflanzen, war die Lieferung komplett. Da dachte ich mal wieder; ist schon toll, solche Zusammenarbeit mit guten Gärtnern. Ohne das Engagement und die Leidenschaft auf der "anderen Seite", wären die pflanzlichen Ideen auf dem Papier nichts wert. Ich möchte mal Danke sagen, an Jan und an Christian Baltin, dem Gärtner mit dem das alles anfing ...
Anfang mit Lieferschwierigkeiten
Damals, nach meinen ersten Erfahrungen mit Staudenpflanzungen wusste ich, wenn ich künftig mit Wildstauden planen möchte, muss ich mich kümmern. Denn die neuen Stauden und Gräser- Sortimente waren schwierig zu bekommen. Wolfgang Oehme lehrte mich, Pflanzen in hohen Stückzahlen zu verwenden. Nicht zehn oder zwanzig Stück.... nein zweihundert Euphorbia palustris, Bistorta officinalis ‘Superba’ oder Tanacetum macrophyllum sollten es sein. Und es war nahezu unmöglich alle und nochdazu in ausreichenden Stückzahlen zu bekommen. Sie wurden nicht produziert, denn damals gab es kaum Bedarf und kein großes Interesse an Wildstauden. Beet und Prachtstauden waren, wenn auch selten zu sehen, zu dieser Zeit populär.
Die Gärtnerei Floragarten in Wolmirstedt war die einzige Adresse in meiner Nähe, die ich kannte. Sie war für Züchtungen spezieller Kulturen wie Echinacea, Astern und Rittersporn weit über die Grenzen bekannt. Zu dieser Zeit führte Alfred Weinreich den Betrieb. Als ich ihm meine Wunschliste der Stauden zeigte, riet er mir, mich lieber an einen anderen Betrieb zu wenden. Er hatte ein sehr traditionelles Sortiment und musste passen.
Wolfgang Oehme in der Gärtnerei Baltin
Inzwischen hörte ich von der Gärtnerei Baltin in Wolfsburg. Bald darauf lernte ich den Inhaber Christian Baltin kennen. Auf Anhieb fand ich ihn sympatisch. Er hatte sofort ein offenes Ohr für meine pflanzlichen Wünsche und beantwortete meine Fragen geduldig und kompetent. Als mich Wolfgang Oehme wieder mal besuchte, erzählte ich ihm von der neuen Begegnung. Spontan meldeten wir uns zu einem Besuch in Wolfsburg an. Beide Gärtner hatten ebenfalls sofort einen „grünen Draht“ zueinander. Beim Rundgang, durchstöberten sie die Topfquartiere und Mutterpflanzenbeete. Hierbei kam es zu lustigen Fachsimpeleien; wie …die ist winterhart, die hat gemeine Ausläufer und vermehrt sich in Guerilla-Taktik, die steht wie eine Eins, da kannst Du ein Fahrrad gegen lehnen… Wir hatten viel Spaß und wussten fortan, diese Zusammenarbeit wird gut.
Undercover - Verbotene Lieferungen
In den fast täglichen Telefonaten, die Wolfgang mit mir meist nach 22.00 Uhr führte, sprach er begeistert von dieser und jener Pflanze, die ich unbedingt mal ausprobieren müsse. Wenn er so schwärmte, klang das schon sehr verführerisch.
Ich sah diese Stauden oder Gräser schon in perfekter Kombination ins Beet gesetzt. Für die Verfügbarkeit der nicht verfügbaren Pflanzen sorgte er ebenfalls prompt. Er präparierte das eine oder andere Päckchen, schickte es in die Gärtnerei oder brachte es persönlich bei seinen Besuchen mit, meist verbotener Weise. Schrittweise konnte Christian Baltin mit wenigen Pflanzen, wie die Rutenhirse Panicum virgatum 'Cloud Nine', das Chinaschilf Miscanthus sinensis 'Morning Light' oder die Johanniswolke Aconogonon speciosa einen ansehnlichen Bestand aufbauen. Für mich war das phantastisch. So konnte ich tolle Beete damit planen. Das Japanwaldgras, Hakonechloa macra ist noch heute mein absolutes Lieblingsgras. Diese Pflanze sah ich vor vielen Jahren in einem Vorgarten in Amerika, als ich Wolfgang Oehme besuchte. Ich war sofort angetan und hätte es am liebsten gleich im Koffer nach Hause abtransportiert. In den hiesigen Gärtnereien gab es lediglich die gelb und weißbunten Sorten, die ich nicht so besonders mochte. Ich schwärmte seit jener Entdeckung für die grüne Form. Sie wirkte auf mich natürlicher, war viel robuster und frosthärter.
Leider gab es sie nirgends zu kaufen. Auf meine Anfrage reagierte Christian mit dem Vorschlag, tausend Jungpflanzen aus Amerika einzuführen. Das fand ich einfach großartig und er tat es auch. Er zog sie groß und ich konnte von nun an dieses elegante Gras in meinen Projekten verwenden, wie auf der Internationalen Gartenschauen in Rostock 2003. Heute ist es populär und in vielen Gärtnereien erhältlich.
Jan Weinreich übernimmt
Später lernte ich dann Jan Weinreich kennen und hatte ab da, neben Christian Baltin, einen zweiten verlässlichen Partner in pflanzlicher Hinsicht. Sein Onkel Alfred Weinreich war inzwischen verstorben und Jan übernahm das gärtnerische Erbe und damit auch eine große Verantwortung. Obwohl er Landschaftsarchitektur in Dresden studiert hatte, stellte er sich der Aufgabe, den über 150jährigen Betrieb in die neue Zeit zu bringen. Ihm gelang der Spagat, das Traditionelle mit dem Neuzeitlichen zu verbinden. Liebgewonnene und altbewährte Sortimente wurden ins Repertoire übernommen und durch neue spannende Sortimente ergänzt. Jan hatte schon immer ein Faible für Neues. Wann immer ich einen Wunsch nach einer neuen Pflanzenbekanntschaft hegte, er war bereit… zu jeder Schandtat. Das begeisterte mich.
Plötzlich kam die Nachricht; die Gärtnerei Baltin schließt. Zunächst war ich fassungslos. Die lange Zusammenarbeit, die mir so vertraut war und sich immer selbstverständlich anfühlte, sollte nun enden. Schließlich sah ich es auch ein. Christian ging in den wohlverdienten Ruhestand, den er sich nach vielen Jahren einfach verdient hatte. Leider fand er keinen geeigneten Nachfolger, was ihm damals zu schaffen machte. Heute ist die Gärtnerei, die ebenfalls über mehrere Generationen geführt wurde, bebaut mit Eigenheimen. Sicher hätte sich Christian auch so einen Jan gewünscht… Doch das Gärtnerleben ist nicht einfach und junge Leute, die so eine Aufgabe mit Herzblut bewältigen, sind dünn gesät.
Die Sortimente entwickeln sich weiter
Mittlerweile hatte ich die Erfahrung gemacht; wenn Pflanzen häufig nachfragt und den Gärtnereien abgenommen - das heißt verwendet - werden, dann findet man sie später auch dauerhaft in den Sortimenten. So einfach ist das oder auch nicht.
Gerade Gartenschauen boten Chancen, Neuheiten zu entdecken. Die häufige Nachfrage brachte ebenfalls Bewegung ins Sortiment. Bis heute interessieren mich Pflanzen, die sich für die Verwendung in pflegeleichten Gärten eignen. Ich bin kein Liebhaber spezieller Kulturen und es ist mir egal, ob das Blatt noch einen Punkt oder einen Streifen hat oder die Blüte in einer Farbnuance anders ist.
Selbstverständlich lege ich auch Wert auf eine schöne Form und besondere Farbe einer Pflanze. Jedoch wichtiger finde ich die physischen Eigenschaften von Pflanzen. Solche, die sie wertvoll für die Verwendung machen.
Mein Interesse gilt Pflanzen, die dauerhaft sind, eine lange Blütezeit haben, vom Austrieb bis zum Absterben gut aussehen, das heißt vor allem, das sie gesundes Laub haben. Viele Pflanzen gibt es schon in den Sortimenten. Jedoch viele dieser pflanzlichen Schätze schlummern in Botanischen Gärten, in Sortimentsgärtnereien oder auch in der Natur. Sie sollten den Weg in die Gärtnereien finden, zu Gärtnern, wie Christian Baltin oder Jan Weinreich. Dort sind sie in guten Händen und wir können sie in neue, moderne Gärten bringen.
In diesem Jahr begehe ich ein besonderes Jubiläum. 25 Jahre eine lange Zeit und mit guten Partnern. Deshalb möchte ich mal Danke sagen, weil es mir wichtig ist.
Ich hoffe es hat dir gefallen und auch Du kennst ebenfalls solche Gärtner - welche die bescheiden, fleißig und kompetent sind, nie um eine Antwort rund um die Pflanze verlegen...
.... bleib natürlich
Deine Petra
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