GÄRTNERISCHES WISSEN OHNE WEITE WEGE
Ein Interview mit Sylvia Knittel zum einjährigen Jubiläum von campus botanicus
Die gärtnerische Zukunft schreibt sich gerade jetzt neu. In Zeiten größter Ungewissheit ist der Austausch mit Gleichgesinnten wichtiger denn je. Es hat sich gerade in letzter Zeit online viel verändert.
Scheinbar werden wir flexibler und öffnen uns Neuem eher als früher. Selbst wir Gärtnernden, die immer als besonders traditionell und bodenständig gelten und mit modernen Medien sonst nichts “am Hut” haben, sind aufgeschlossen und gehen neuerdings online.
Campus botanicus schlägt seit einem Jahr erfolgreich eine hierfür wegweisende Richtung ein. Dabei nutzt die Plattform alle sich bietenden Gestaltungsspielräume, wie Online Vorträge, Webinare, Seminare und Kurse über Gartengestaltung. Und sie bietet die Möglichkeit zum Austausch über gärtnerische Themen.
Alles ist für alle zugänglich, ohne eine weite Anreise. Wie toll … ! Klar, so ganz ohne persönlichen direkten Austausch, da fehlt etwas. Aber ich bin mir sicher, so eine hilfreiche Online-Plattform, wie campus botanicus wird es auch künftig geben.
Ich habe Sylvia Knittel, eine der Gründerinnen nach diesem ersten, erfolgreichen Jahr campus botanicus gefragt:
PP: Wer steht eigentlich hinter campus botanicus und was steckt hinter dieser Idee?
SK: Wir sind drei Frauen, die den campus botanicus führen. Die Idee kommt von Christine Bahlo. Im vergangenen Jahr wurden wegen Corona plötzlich alle Live-Veranstaltungen abgesagt, lange geplante Treffen und Vorträge fielen von heute auf morgen weg.
Ein Drama für alle Gartenliebhaber:innen und die gesamte Gartenszene, denn der Austausch ist ja etwas, das absolut im Mittelpunkt steht. Aber warum das nicht online machen? Christine hat die Idee mit Andrea Bierbaum besprochen und schließlich auch mit mir.
Obwohl ich zu der Zeit im Corona-Krisenstabs-Modus steckte in dem Unternehmen, für das ich hauptberuflich arbeite, und den Kopf nicht wirklich frei hatte, elektrisierte mich die Idee. Und so haben wir einfach mal angefangen.
Foto unten: Christine Bahlo, Sylvia Knittel und Andrea Bierbaum
PP: Was genau beinhalten die Vorträge, Webinare, Seminare und Kurse? Ist das was nur für Profis und nur für jemanden mit einer eigenen Scholle?
SK: Das Programm ist bunt gestaltet, so dass man sich aussuchen kann, was einen interessiert. Biodiversität, Naturgarten, Beetplanung, Gartengestaltung, Gehölzpflege, Selbstversorgergarten aber auch virtuelle Gartenbesuche und Reisen in alle Welt mit botanischem Interesse stehen auf dem Programm. Es gibt auch spannende historische Themen und Vorstellungen besonderer Gattungen. Je vielseitiger desto besser, denn wir wollen die Neugier anregen, sich mit Dingen zu beschäftigen, die einem sonst vielleicht nicht so über den Weg laufen.
Wir haben auch viele Profis bei den Terminen als Teilnehmer:innen dabei, denn auch diesen fehlt der Austausch in Zeiten von Corona und den einen oder anderen interessanten Referenten konnten sie bisher nicht anhören. Nun entfiel plötzlich die Anreise und alles war einfach. Der letzte Punkt ist auch für viele unserer garteninteressierten Teilnehmer:innen ein Vorteil. Egal wo man wohnt, man kann die tollsten Referenten erleben und ganz viel lernen. Selbst wenn es manchmal sehr fachlich wird, so begeistern immer wieder wunderschöne Bilder oder Informationen für die Praxis.
Auf unseren virtuellen Reisen kann man sich einfach wegträumen in Gegenden der Welt mit unglaublicher Flora und Fauna, in die man vielleicht sein Leben lang niemals kommen wird. Dazu braucht es weder einen Garten noch einen grünen Daumen sondern einfach Neugierde und Interesse an der Natur.
Interessanterweise fanden viele unserer Teilnehmer:innen mit den Vorträgen den Weg aus der Corona-bedingten Isolation und lernten mit dem Medium Videokonferenz umzugehen und Kontakt zu anderen aufzunehmen.
PP: Woher bekommt ihr immer neue Ideen für Themen und Referenten und wie kontaktiert ihr sie?
SK: Wir haben viele Kontakte in die Szene, aber lernen auch immer wieder neue tolle Referent:innen kennen, über Empfehlungen, Artikel und Bücher. Wir nehmen den Kontakt auf und kommen meistens sehr schnell zusammen. Oder die Referent:innen haben von uns gehört, waren vielleicht schon einmal bei einem Vortrag dabei und sprechen uns an mit einem konkreten Vorschlag.
Je mehr wir uns damit beschäftigen, desto mehr Ideen fallen uns auf den (virtuellen) Tisch. Garten und Botanik sind so unglaublich vielfältig!
PP: Wo finden die Kurse statt und wie bekommen Interessierte einen Zugang und Informationen?
SK: Vorträge und Kurse finden online und live statt. Wer sich angemeldet hat, bekommt einen Zugangslink in eine Videokonferenz, dort findet der Vortrag oder der Kurs dann statt. Wir geben unsere Termine grundsätzlich über unsere Website campus-botanicus.de bekannt. Wir haben einen Newsletter, so bekommt man die aktuellen Termine direkt ins Mailpostfach geliefert. Die Anmeldung ist über unsere Homepage.
Übrigens sind nicht nur die Vorträge und Kurse des campus botanicus virtuell, sondern auch das Unternehmen selbst, wir arbeiten an verschiedenen Orten und haben uns bisher erst einmal getroffen zu einer Sitzung.
Fotos unten: Eine kleine Auswahl an Vorträgen bei campus botanicus, wie von Dorothea Steffen, Prof. Cassian Schmidt und Till Hofmann
PP: Ihr feiert nun euer Einjähriges und schaut auf ein erfolgreiches Jahr zurück! Was ist eure Vision, wie geht es weiter und wo seht ihr euch in der Zukunft?
SK: Das ist ein weites Feld, wie man so schön sagt. Wir haben tausend Ideen, die wir gerne umsetzen würden, zum Beispiel Kurse zur Gartengestaltung und -Pflege, auch für Einsteiger, die wir damit für einen schönen Garten begeistern wollen. Da gibt es noch nicht so viel. Die Zeit ist reif dafür, Garten und Natur sind ein starker Trend – über den ich mich im Übrigen sehr freue, weil beides für mich zum Leben dazu gehört.
Im Garten wollen wir die Erde zwischen den Fingern fühlen. Aber Garten ist nicht nur das. In der Zeit dazwischen wollen wir uns weiter damit beschäftigen, Inspirationen und Wissen bekommen. Und das gemeinsam mit anderen Menschen, die genauso ticken. In den Vorträgen bemerken wir immer, wie lebhaft miteinander kommuniziert wird und es hat sich mittlerweile eine richtig nette Community herausgebildet, auch das wollen wir weiter befördern.
Aber erst einmal wird gefeiert! Denn dass wir so viele Menschen mit der Idee inspirieren können und dass sich campus botanicus zu einer richtigen Institution entwickelt, das hätten wir vor einem Jahr nicht gedacht.
Vielen Dank liebe Sylvia für das Interview und viel Freude weiterhin.
Natürlich wünschen wir campus botanicus weiter eine wachsende Fangemeinde, die sich noch vielen tollen Vorträgen erfreuen können!
Petra Pelz
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